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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman
Autoren: Diego de Silva
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geschmeckt.«
    »Wusst’ ich’s doch.«
    »Aber du glaubst ja gar nicht, wie gut es mir getan hat, dich mit der Flasche in der Hand reinkommen zu sehen.«
    Alagia? Alfredo?
    Wie schön das wäre, wenn ihr jetzt da wärt.
    Mit offenen Ohren.
    Ich ziehe mein Handy raus, wähle.
    Beim zweiten Klingelzeichen geht sie ran.
    »Vincenzo«, sagt sie, aufrichtig überrascht.
    »Ciao, Nives. Hast du eine Minute Zeit?«
    »Ich … ja, natürlich, selbstverständlich. Wie schön, dass du anrufst, ich wollte mich auch …«
    »Später. Ich muss dich mal weitergeben.«
    »Weitergeben?«
    »Ja.«
    Ich reiche das Telefon ihrer Mutter.
    Als ich von Ass weggehe, geht mir durch den Kopf, wie seltsam es doch ist, dass jemand, der sich kaputt fühlt bis ins Mark, jemand anderem immer noch liebenswert vorkommen kann. Dabei tut wenig zur Sache, ob es sich um einen unglücklichen, unter einem Sauerstoffzelt schlafenden Vater handelt oder um so ein Arsch wie mich, das eine Pleite nach der andern produziert.
    Unterm Strich kommt es auf dasselbe heraus.
    Wir sind unterschiedlich unglücklich, geben uns aber Mühe, so gut wir können, damit nicht alles den Bach runtergeht.
    Von der Liebe habe ich persönlich nie verlangt, dass sie mir das Leben retten soll.
    Es hat mir gereicht, dass sie da war, wenn sie mir fehlte, dass sie mich nicht im Stich ließ.
    Auch wenn sie kaputt war und lächerlich, losgelassen hab ich sie nie.
    Mein Handy klingelt.
    Ich schaue aufs Display.
    Es ist Alessandra Persiano.
    Einen Moment schlägt mir das Herz bis zum Hals, dann kehrt es an seinen Platz zurück und beruhigt sich wieder, ohne dass ich es groß überzeugen muss. Vielleicht mag es einfach nicht mehr. (Ach ja, übrigens: Genau das hätte ich Paolo Di Stefano geantwortet, wenn er mich bei Prousts Fragebogen gefragt hätte ›Wie möchten Sie gern sterben?‹.)
    Ich betrachte das Handy, das in meiner Hand quietscht und vibriert, als wäre es eine Maus. Immer wieder blinkt der Name von Alessandra Persiano auf, wie ein Appell.
    Ich stecke das Handy wieder in meine Tasche, gehe weiter und mache, vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben, von der Fähigkeit Gebrauch, nicht antworten zu müssen.

Was noch
    Diese ganze Geschichte ist reine Fiktion (seltsam, dass Romane das so oft eigens beteuern müssen: Habt ihr schon jemals ein Sofa gekauft und dazu, vielleicht auf dem Garantieschein, schriftlich bekommen ›Dieses ist ein langer Polstersitz mit Rücken- und Armlehnen‹?).
    Wie auch immer: Vorfälle, Namen, Personen und Orte sind samt und sonders frei erfunden. Jegliche Übereinstimmung mit tatsächlichen Ereignissen, realen Personen und Schwiegermüttern ist rein zufällig.
    Nicht so bei den im Buch erwähnten bekannten Persönlichkeiten, die ich in einer ihrem öffentlichen Image hoffentlich möglichst gerecht werdenden Weise in das fiktive Geschehen einbezogen habe.
    Ich danke Prof. John Spanish für die Beratung zum Thema Videoüberwachung.
    Mein Dank geht außerdem an Ernesto Franco, weil er weiß, was ein Schriftsteller ist und worin seine Arbeit besteht; an Paola Gallo, die Vorzüge und Grenzen eines Romans mit derselben Delikatesse zu benennen weiß (und ihre Stiefel wie ein echtes Cowgirl trägt); an Maria Ida Cartoni, die wie sonst niemand ein Buch mit maximal ein, zwei Sätzen beschreiben kann und dabei auch noch den Nagel auf den Kopf trifft.
    Ein besonderes Dankeschön an Dalia Oggero, die mich begleitet, seit ich literarisch unterwegs bin, und mich nach all den Jahren immer noch darauf aufmerksam macht, ob ich Schritt halte oder krauche.
    D . D . S.
    (Das Kapitel Du wachst auf und merkst, dass du im Schlaf gestorben bist erschien in einer leicht veränderten Fassung im Februar 2008 in der Zeitschrift ›Rolling Stone‹.)
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