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Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Meine Schwiegermutter trinkt - Roman

Titel: Meine Schwiegermutter trinkt - Roman
Autoren: Diego de Silva
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Alessandra Persiano sprechen. (Ich habe nämlich schon damit angefangen, mich vor dem Moment nach dem Streit zu fürchten, wenn die Siegesgewissheit, diese provisorische Zuversicht, sich wieder auflöst und mich in spätestens vier, fünf Stunden die Gewissheit trifft, dass unsere Geschichte jetzt endgültig vorbei ist.)
    Also, die Rechtfertigung für meinen Ausbruch vorhin, die ich mir vorsage:
    Erstens …
    … du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen!
    Es stimmt zwar – ja, du hast die Fassung verloren und sie zum Teufel geschickt.
    Aber das ist nicht weiter verwunderlich, sondern absolut menschlich.
    Und soll ich dir was sagen? Es war höchste Zeit. Wenn es nämlich etwas gibt, was du dir, vor allem in letzter Zeit, hast zuschulden kommen lassen, dann, dass du dich auf diese Art von Liebes-Standby eingelassen hast, in dem sie sich ein einseitiges Rücktrittsrecht vorbehalten hat.
    Und bei so einer unausgewogenen Vereinbarung soll einem nicht irgendwann mal die Sicherung durchbrennen?
    Na, wenigstens rührt sich bei dir noch ein Funke von Würde.
    Zweitens …
    … hast du gemerkt, wie sie mit dir umgesprungen ist?
    ›Du brauchst nicht zu schreien‹, ›Lassen wir das jetzt doch‹, ›Ich muss mich auf den Prozess konzentrieren‹: Wer, glaubt sie eigentlich, wer sie ist, dass sie mit einer solchen Überheblichkeit mit dir spricht?
    Verdammt nochmal, du hast das ganz richtig gemacht!
    Drittens …
    … die Tatsache, dass sie das Telefonat schlagartig abgebrochen hat, zeigt doch, dass sie über die Unhöflichkeit hinaus einfach nichts zu sagen hatte.
    Wenn jemand nämlich Argumente hat, dann entzieht er sich nicht der Diskussion, sondern diskutiert. Und man macht es sich zu einfach, wenn man denkt, man könnte mit einem Gegenangriff durchkommen.
    Wirklich viel zu einfach!
    Viertens … (und damit kommen wir zu dem Punkt, der dir am meisten Angst macht) …
    … okay, es ist aus, na und?
    Was nicht wiedergutzumachen ist, kann auch, wenn du es aus einem anderen Blickwinkel betrachtest, eine große Erleichterung bringen.
    Klar, eine gewisse Zeit lang wirst du leiden, Pi mal Daumen ein Jährchen Selbstmitleid und Gejammere, aber wenn du dann genug geklagt hast, schließt du wieder Frieden mit dir und fängst wieder zu leben an.
    Ich sag nicht, dass das einfach ist.
    Aber einen Berg musst du nicht versetzen.
    Alessandra ist nicht unverzichtbar.
    Du brauchst sie nicht.
    Sag dir ruhig nochmal ihren Namen vor: Alessandra, Persiano.
    Sag ihn dir so oft vor, bis er sich anhört wie der Markenname für eine x-beliebige Frau.
    Und? Spürst du schon, dass die ganze Sache wirklich weniger dramatisch ist, als du befürchtest?
    Fünftens … (und hier gehen wir einen Schritt zurück, oder besser, in die Tiefe) …
    … mach dich frei von deiner erbärmlichen Furcht vor der Einsamkeit!
    Hör auf damit, dich in Beziehungen zu verbohren, die vorbei sind!
    Lass es einfach!
    Auch ohne eine Frau an deiner Seite geht es dir blendend, verstehst du?
    (›Jaja‹, sag ich. ›Verstehe.‹)
    Hm.
    Und wo ich schon dabei bin, versuche ich auch gleich noch, mir den Abend auszumalen, der uns bevorsteht.
    Ich schließe also die Augen, senke den Kopf, drücke die platten Hände gegen die Wände der Dusche und entwerfe, während ich mich der reinigenden Kraft des fließenden Wassers überlasse, rasch ein Exposé bzw. Treatment.
    Also, mal sehen …
    Die Wohnung von Jennifer Lopez wird so eine sein, wo jedes Zimmer eine andere Farbe hat.
    Gleich nach unserer Ankunft wird man uns einen Martini-Cocktail anbieten.
    Ich werde nach einem Aschenbecher Ausschau halten, in den ich den Olivenstein werfen kann, werde aber keinen finden.
    Der Tisch wird in einem ockergelben Esszimmer gedeckt sein, beleuchtet von wenigen Kerzen kurz vorm Erlöschen. Ein feiner, leicht stechender Duft von Räucherstäbchen wird in der Luft liegen, der zusammen mit dem Halbdunkel die Atmosphäre schaffen soll, bei der du dir gleich denkst: ›Okay, heute Abend wird gefickt.‹
    Neben dem Fenster wird es eine Arbeitsecke mit einem kleinen Schreibtisch geben, darauf ein iMac, und ein BILLY -Regal, auf dem die ganze Bibliothek der ›Repubblica‹ aufgereiht sein wird.
    Ah ja, und an einer Wand wird ein Kandinsky-Poster prangen.
    Die Gastgeberin hat eine CD von Brian Eno aufgelegt, die niemandem gefällt (vor allem ihr und ihrer Freundin nicht), aber für diese Art von Abendessen ist sie einfach ein Muss.
    Es gibt Sushi, Sashimi und irgendwelche kleinen Spießchen, deren
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