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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie
Autoren: Paul Gallico
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Stimme seiner Mutter! Und nun drang auch ein sonderbares Gemurmel an sein Ohr, denn es schienen noch andere Menschen im Zimmer zu sein; es kam ihm sogar vor, als hätte er eben seinen Vater gesehen.
    Aber wenn das stimmte und er also wieder bei seinen Eltern lebte, woher wußte sie dann, daß er ihr Peter war, da er doch wie ein Kater aussah? Er war ganz sicher, nicht wieder in einen Jungen verwandelt worden zu sein, denn als er sich jetzt umblickte und sich an das grelle Licht etwas gewöhnt hatte, konnte er seine weißen Vorderpfoten auf der Bettdecke liegen sehen. Es war alles so verwirrend!
    Er war also noch immer ein Kater, aber irgendwie schienen seine Eltern ihn gefunden und ihn in dem fremden Zimmer, in dem er Sich nun befand, ins Bett gesteckt zu haben; jedenfalls hatte seine Mutter ihn wiedererkannt und weinte über ihn. Plötzlich überkam ihn eine panische Angst. Wo war Jennie Baldrin? Warum hatten sie Jennie nicht auch hierhergebracht? Oder gehörte diese Vision, daß seine Mutter sich über ihn beugte, nur zu einem anderen Traum, aus dem er bald erwachen würde, um Jennie wieder an seiner Seite zu finden? Aber wenn er jetzt nur träumen sollte, mußte er eine sehr lebhafte Phantasie haben, dachte Peter, denn plötzlich spürte er, wie zwei Tränen aus den Augen seiner Mutter sanft auf seine Wange fielen. Er machte die Augen rasch wieder zu, um dem Traum eine Chance zu geben, sich zu wandeln und ihm seine geliebte Jennie zurückzubringen.
    Diesmal waren die Schleier, die ihn einhüllten, nicht mehr so dunkel, und trotzdem konnte er Jennie nirgends entdecken. Aber dann ging etwas Seltsames mit ihm vor. Er vermochte diese blasse Wolke, die ihn jetzt zu tragen schien, mit keinem Blick zu durchdringen, und es drang auch kein Geräusch zu ihm. Dennoch hatte er das Gefühl, als sei alles um ihn herum und sogar er selber von Jennies Nähe erfüllt. Er konnte zwar ihre Gestalt nicht sehen und auch ihre Stimme nicht mehr hören, und doch war ihre Gegenwart so deutlich zu spüren, daß es ihm beinah so vorkam, als sei Jennie diese Wolke, die ihn einhüllte, oder als sei sie irgendwo darin verborgen, und dann schien es ihm wieder, daß Jennie in ihm selbst verschlossen war, und einen Augenblick lang gab er sich ganz dieser beglückenden Empfindung hin. Jennie... Jennie...
    Aber der andere Traum ließ sich nicht verscheuchen, und als Peter sich ihm wieder überließ, indem er nochmals die Augen aufschlug, sah er, daß zwei fremde Menschen sich über ihn beugten, eine Frau mit einer gestärkten weißen Schürze und einem weißen Häubchen auf dem Kopf und ein Mann in einem weißen Leinenkittel. Das konnten doch nur ein Arzt und eine Krankenschwester sein. Das war ihm jetzt ganz klar. Er war ja in seinem Kampf mit Dempsey schwer verletzt worden, und deshalb sahen die beiden jetzt nach ihm. Jetzt fiel ihm alles wieder ein: er konnte weder sein linkes Hinterbein noch seine rechte Vorderpfote bewegen, weil Dempsey ihm mit seinen scharfen Zähnen die Knochen gebrochen hatte.
    Die Krankenschwester beugte sich noch tiefer über ihn. Vom auf der Brust trug sie eine flache blanke Brosche, und als Peter plötzlich wie in einem Spiegel sein Gesicht darin erblickte, gab es ihm einen Schock. Denn er war gar kein Kater mehr. Er war wieder er selbst I
    Oder jedenfalls war er es zur Hälfte, denn in dem winzigen Spiegel hatte er zwar sein Gesicht gesehen, und das war unleugbar das Gesicht von dem Jungen Peter Brown, aber oben um den Kopf hemm schien er doch noch ein Kater zu sein. Und was hatte es mit den weißen Pfoten auf der Steppdecke auf sich? Er wußte wahrhaftig nicht, woran er war, und diese Ungewißheit bedrückte ihn.
    Jetzt beugte der Arzt sich noch weiter vor, sah ihm freundlich und zugleich forschend in die Augen und sagte: «Er hat die Krise überstanden und ist wieder zu sich gekommen. Nim ist er über den Berg und wird bald wieder ganz gesund sein.» Gleich darauf hörte Peter, wie seine Mutter, die offenbar direkt hinter ihm stand, leise schluchzte, Gott dankte und in einem fort: «Mein Liebling, mein armer kleiner Liebling» vor sich hinmurmelte.
    Demnach schien es also doch kein Traum zu sein; denn auch sein Vater war da. Er trug seine Uniform und sah auffallend blaß und angestrengt aus. Er trat jetzt an das Bett und sagte zu Peter: «Ich bin stolz auf dich, mein Junge. Du hast dich sehr tapfer gehalten, alter Freund!»
    Peter fragte sich, woher sein Vater nur wußte, daß er mit Dempsey gekämpft und sich,
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