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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon
Autoren: Jana Sonntag
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seinem Charme nicht übertreiben, sonst lässt sie am Ende noch ihren künftigen Ehemann für ihn sausen! Britta scheint einerseits erleichtert, dass Rufus die Situation gerade noch mal in den Griff bekommen zu haben scheint – andererseits gefällt es ihr offenbar nicht besonders, dass Rufus hier Süßholz raspelt.
    »Na dann«, meint Frau Ellinghaus und dreht sich noch einmal prüfend um die eigene Achse. »Ich nehme es. Wie schnell können Sie die Änderungen machen?«
    »In drei Wochen können Sie es abholen«, erwidere ich.
    »Gut, dann rufe ich an.« Sie lächelt sich ein letztes Mal zu, dann wendet sie sich an Rufus. »Und vielen Dank noch einmal!«
    »Keine Ursache«, meint Rufus und zwinkert ihr tatsächlich auch noch zu. Das schlägt dem Fass den Boden aus! Rufus beleidigt eine Kundin auf mieseste Art und Weise – und am Ende bedankt sie sich auch noch dafür! Ich sollte den Charme meines kleinen Bruder in Tüten abfüllen und verkaufen, damit würde ich das Geschäft meines Lebens machen!
    Zehn Minuten später hat Frau Ellinghaus wieder ihre normalen Klamotten an, hat eine Anzahlung geleistet und verabschiedet sich wortreich von Rufus, Britta, Oma und mir. Kaum ist sie aus der Tür, da dreht Rufus sich triumphierend zu uns um.
    »Na, Leute, wie hab ich das geschaukelt?« Britta lächelt nur verbissen, dann geht sie mit den Worten »Ich hab noch zu tun« die Treppe hoch in den ersten Stock. »He«, ruft mein Bruder ihr nach, »und was ist jetzt mit Kino heute Abend?«
    Britta dreht sich zu ihm um. »Vergiss es, du Idiot«, sagt sie kühl, aber bestimmt. »Kann ja sein, dass diese Trulla auf dich reingefallen ist, aber ich hab keinen Bock auf so einen Typen wie dich!« Sie entschwindet ins obere Stockwerk, Rufus zuckt nur mit den Schultern.
    »Dann eben nicht, du Zicke«, stellt er mehr für sich selbst fest und ist im nächsten Moment auch schon türenknallend aus dem Laden verschwunden. Hätte ich der eher schüchternen Britta gar nicht zugetraut. Aber insgeheim freue ich mich, dass sie Rufus mal auf den Pott gesetzt hat.
    »Äh, ’tschuldigung«, erklingt eine weibliche Stimme aus einer der Umkleidekabinen. Stimmt ja, es ist noch eine weitere Kundin im Laden, die hätte ich bei der Aufregung beinahe vergessen. »Könnte mir wohl jemand aus meinem Kleid helfen, ich schaffe das nicht alleine.«
    »Natürlich«, sagt Oma und kümmert sich sofort um die Frau, die in ihrem Korsagenkleid wie in einer Zwangsjacke gefangen ist. Ich will währenddessen schon wieder nach oben gehen, als mir die Klingel der Ladentür sagt, dass jemand den Salon betreten hat. Rufus, ist mein erster Gedanke. Mein Gott!, ist mein zweiter.
    Nur wenige Meter von mir entfernt steht sie. Ein Engel mit schulterlangen, weizenblonden Haaren. Dazu walnussbraune Augen, die sich unsicher umblicken. Beinahe hektisch wandert ihr Blick zwischen mir und Oma hin und her, die gerade ihren Kopf aus der Umkleidekabine steckt. Auf Anfang dreißig schätze ich die Frau, vielleicht auch etwas jünger. Sie trägt einen taillierten Wollmantel, der ihre Figur erahnen lässt: Nicht zu dick und nicht zu dünn, genau so, wie ich es mag. Eine richtige Frau und kein Hungerhaken.
    »Guten Tag«, begrüßt sie mich mit einer Stimme, die ganz normal und nicht wie die einer Erscheinung klingt, so dass ich aus meiner sekundenlangen Schreckstarre gerissen werde. »Äh, guten Tag«, erwidere ich und hoffe, dass mein Stimme dabei nicht unkontrolliert zittert. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich würde mir gern ein Brautkleid ansehen«, sagt sie. »Oh, da müssen Sie sich aber im Geschäft vertan haben, wir führen hier nur Elektrogeräte«, mache ich einen unbeholfenen Scherz, den sie noch nicht einmal mit einem Lächeln quittiert. Ich räuspere mich peinlich berührt, wie bin ich nur auf so eine blöde Idee gekommen? »Äh, kein Problem«, korrigiere ich mich schnell und versuche, dabei nicht allzu dümmlich zu grinsen, was ich leider immer tue, wenn mir eine Frau gefällt. »An was hatten Sie denn gedacht?«
    »Moment«, sagt sie und kramt einen Zettel aus ihrer Handtasche hervor. Sie faltet das zerknüllte Papier auseinander und runzelt beim Entziffern die Stirn. Selbst das sieht bei ihr hinreißend aus, es ist wirklich nicht zu fassen! »›Gisele‹ von Lohr… Lohr…«, stottert sie.
    »Von Lohrengel«, helfe ich ihr auf die Sprünge. »Ja, das haben wir da, steht sogar im Fenster.«
    »Ach«, meint sie, »dann kann ich es mir da ja mal ansehen.« Sie ist
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