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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz
Autoren: Christine Dorsey
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erschien. Er verzog keine Miene.
    »Sag mir, Wa'ya, wo sie ist.«
    »Im Fluss ertrunken.« Der Themenwechsel war überraschend, aber Wolf hatte ihn erwartet. Er gab dieselbe Antwort wie am Anfang. Seit seiner Gefangennahme am zweiten Wasserfall hatte Tal-tsuska ihn immer wieder dasselbe gefragt.
    Wolf wurde langsam klar, dass es Tal-tsuska nicht nur um eine alte Fehde zwischen ihnen beiden ging. Er hoffte nur, dass sie und ihr Bruder auf dem Weg zum Fort waren. Zu wissen, dass sie in Sicherheit war, würde das, was ihm bevorstand, fast erträglich machen.
    Plötzlich kam Tal-tsuska ganz nahe und riss Wolf aus seinen Überlegungen. Die Zähne gefletscht und die bösartigen Augen zu Schlitzen verengt, fuhr er mit dem blutenden Daumen über Wolfs Brust. »Bald, Wa'ya. Bald wird dein Blut den Boden bedecken.« Mit einer fließenden Bewegung senkte er die Klinge in die weiche Erde zu Wolfs Füßen. Das Feuer blitzte in der scharfen Klinge.
    »Sieh es dir gut an, Wa'ya, studiere es und stell dir vor, wie es in dein Fleisch schneidet. Spüre, wie dein Lebensblut verrinnt, wenn ich deine weiße Hälfte abschneide ...« Er hielt inne und sah Wolf an. »Du magst so tun, als hättest du keine Angst, aber ich weiß es besser. Zu viel feiges Engländerblut fließt in deinen Adern.«
    Damit wandte er sich ab, ging zum Feuer und kauerte sich davor.
     
    »Bist du verrückt geworden? Vielleicht sollten wir nach England zurückgehen ... nach Bedlam.«
    Sie würde nicht nach England gehen und ganz sicher nicht nach Bedlam, aber jetzt war nicht die Zeit, um sich mit ihrem Bruder darüber zu streiten. »Es ist die einzige Möglichkeit, Ned. Wir könaen nicht sieben Krieger überwältigen. Raff schafft es vielleicht, aber nicht, wenn er gefesselt ist.«
    »Und ich soll ins Lager rennen, mir ein Messer schnappen und ihm die Fesseln durchschneiden, ohne dass mir sieben Wilde vorher die Kehle aufschlitzen?«
    Sie wusste, dass es dumm und gefährlich klang, aber etwas Besseres fiel ihr nicht ein. »Ich habe dir doch gesagt«, wiederholte sie und hoffte, dass es stimmte, »dass sie nicht auf dich achten werden, weil ich sie ablenken werde.«
    »Indem du einfach hinspazierst.« Ned holte tief Luft. »Das lasse ich nicht zu, Caro.«
    Sie spähte über den Felsen, der sie verbarg. »Es wird klappen«, beharrte sie, als sie die Sache noch mal durchdachte. Sie war sich sicher, dass die Cherokesen nicht wussten, dass ihr Bruder dabei war.
    »Angenommen, ich kann ihn befreien«, flüsterte ihr Bruder. »Was hindert ihn daran, in den Wald zu fliehen und uns bei diesen Heiden zurückzulassen?«
    »Das wird er nicht tun.«
    Er sah sie an. »Bist du dir sicher?«
    Caroline hob das Kinn. »Ich würde mein Leben darauf verwetten.«
    »Meines auch, Caro.«
    Sie wusste, was sie von ihm verlangte, wusste, wie viel Mut es erforderte, zu tun, worum sie ihn bat. Er war so jung, und sie liebte ihn so sehr. Stolz überkam sie, als er näher rückte.
    »Sag mir noch mal, was ich tun soll.«
    Sie umarmte ihn fest. »Vergiss nicht, in den Wald zu laufen und dich zu verstecken, nachdem du Wolf losgeschnitten und ihm das Messer gegeben hast. Dann gehst du zum Fort.«
    »Ich lasse dich doch nicht alleine hier, Caro. Für was für einen Bruder hältst du mich denn?«
    »Für einen ergebenen.« Sie strich über seine weiche Wange. »Danke, dass du mitgekommen bist, und was du jetzt tun willst -« Sie lächelte. »Du bist sehr mutig. Aber ich brauche dich, damit du Hilfe holst. Geh so schnell wie möglich zum Fort und erzähle dort, was passiert ist.«
    »Dann schicken sie Soldaten?«
    »Ja.« Caroline hoffte, dass ihr Bruder die Lüge glaubte und gehen würde. Sie wusste, dass niemand vom Fort zu ihrer Rettung kommen würde, falls ihr Plan funktionierte. Falls nicht, würden sie beide sterben.
    Was, zum Teufel!
    Wolf hörte den Aufruhr und die überraschten Schreie am anderen Ende des Lagers. Als er sich umdrehte, erhaschte er einen Schimmer mondfarbenen Haares, ehe es von Tal-tsuskas Arm verdeckt wurde. Es half nichts, an den Fesseln zu reißen, aber Wolf tat es trotzdem, bis seine Hände schlüpfrig von seinem Blut wurden. Warum war sie hier? Was hatte sie bewogen, mitten in die Cherokesen zu laufen?
    Du. Sie hat es für dich getan. Die nagende Wahrheit ließ ihn noch stärker kämpfen.
    Dann sah er eine Bewegung, als jemand aus dem Unterholz kam. »Edward! Bitte, hilf ihr!«
    Edward sank auf die Knie und tastete nach dem Messer. Seine Hände waren so verschwitzt, dass
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