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Mein Weg mit Buddha

Mein Weg mit Buddha

Titel: Mein Weg mit Buddha
Autoren: Anja Kruse
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Ausflügen in die »katholische Fraktion« erhielt, war immer die gleiche: Nicht hinterfragen, nicht zu verstehen versuchen, einfach glauben. Der Glaube, so hieß es, wäre über jeden Zweifel erhaben.
    Wie so viele andere in meiner Klasse war ich in jugendlicher Aufbruchsstimmung. Im Religionsunterricht stand Jesus Christ Superstar auf dem Programm. Echt cool. Der Typ in dem Musical zweifelt so sehr an sich und kommt so absolut »irdisch« daher … Ein Mensch mit allem Drum und Dran. Das gefiel mir um vieles besser als das Bild, das uns die Kirche vermittelte. Es machte viel mehr Sinn.
    Und Gott? Uns christlichen Teenagern wollte man weismachen, dass das, was Gott mit seinem Sohn getan hatte, sprich ihn einfach ins offene Messer laufen zu lassen, um die Schrecklichkeit des Todes mit den »normalen« Menschen zu teilen, ein Akt der »Liebe« gewesen war. Wie grausam! Irgendwie passte da etwas für mich nicht zusammen. Als neugieriger Mensch, wissensdurstig und kopflastig, wie ich oft bin, muss ich die Dinge des Lebens hinterfragen. Ich wählte Biologie als Leistungskurs. Das fand ich spannend. Auch Chemie und Physik. Und schon gab es ein neues Problem. Die Figur »Gott« konnte ich in diesem Umfeld nirgendwo einordnen. Dass Materie nicht verschwinden, jedoch zu Energie werden kann, fand ich dagegen superlogisch. Also nix mit Himmel und Engeln auf weißen Wölkchen …
    Andererseits sah ich in jener Zeit das cineastische Meisterwerk Ben Hur , das mich tief beeindruckt hat: Jesus als Motor, als Quelle der Kraft, als Sonnenstrahl in der Dunkelheit, die die verzweifelten Menschen umgab. Was für eine Geschichte! Da will man doch einfach glauben, dass sie wahr ist!
    Die Esoterikwelle spülte unter anderem Thorwald Dethlefsen in mein Jungmädchenzimmer. In seinem Hauptwerk Schicksal als Chance behauptet er, dass der Mensch den Gesetzen des Schicksals unterworfen ist, das ihm Themen oder Aufgaben stellt, um sich zu entwickeln und sein Bewusstsein zu erweitern. Wenn wir uns weigern, diese Gesetze anzunehmen, erfahren wir Leid. Dethlefsen schreibt: »All die bösen Menschen und unliebsamen Ereignisse sind in Wirklichkeit nur Boten, sind Medien, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Wer dies begreift und bereit ist, die Verantwortung für sein Schicksal selbst zu übernehmen, verliert alle Angst vor dem bedrohenden Zufall.« 3 Das klingt plausibel. Aber schwer anwendbar für eine 17-Jährige.
    Dennoch war es ein Samenkorn, ein Teil eines Schrittchens auf dem richtigen Weg.
    Ich hatte mir damals meinen eigenen Glauben zurechtgezimmert und schwamm irgendwo zwischen Siddhartha und Katechismus. Nach einem Ferienaufenthalt in einem Kloster war ich auch davon ganz begeistert. Ich ersetzte das Wort »Schicksal« wieder einmal durch »Gott«, hörte gregorianische Gesänge und wollte unbedingt nach Taizé 4 fahren und auch den Jakobsweg gehen. Unter dem Eindruck des beschaulichen Klosterlebens schrieb ich folgendes Gedicht:
Klostermauern

    Himmlischer Friede
    in jedem Hauch
    Atem Gottes
    in schwarzgrünen Wiesen
    der Abenddämmerung
    Heilige Stille
    in uralten Mauern
    deren Stärke auch mein Herz erfüllt
    gibt mir tröstliche Ruhe und Glauben wieder
    lange entbehrt
    in meiner so anderen Welt
    Vertrauen löst mich
    offen Dir, Vater
    Durchströmt von Deiner Gegenwart
    dankbar dieser klösterlichen Stille
    fernab all dem
    was mich fernhält von Dir
    gibst Du neue Hoffnung und Kraft
    zurück auf dem Wege zu Dir
    Mannomann, da war ich ganz schön auf dem katholischen Trip. Verständlicherweise, denn ich arbeitete zu jener Zeit mit Leib und Seele und der tiefsten Hingabe, zu der eine junge Schauspielschülerin fähig ist, an der Johanna, Friedrich Schillers Jungfrau von Orleans . Diese Figur, ihre Geschichte, hatte mich schon immer fasziniert. Auch die prächtige Kathedrale von Reims, die ich als Kind mit meinen Eltern besucht hatte, trug zur Begeisterung für dieses Thema bei. Ich glaube, Kinder sind sehr aufnahmefähig für den hollywoodesken Glamour, den Kirchen mit ihrer prunkvollen Vielfalt vermitteln. Ich jedenfalls war es und nahm dieses kindliche Staunen, diese Ergriffenheit nun mit in meine Arbeit hinein. Die Figur der »Johanna«, dieses Bauernmädchen aus Domrémy, das dem göttlichen Befehl, Frankreich zu retten, folgt und dann grausamerweise auf dem Scheiterhaufen der Inquisition endet, ergriff quasi von mir Besitz. Den Text kann ich noch heute!
    Wie so viele Anfänger in diesem wunderbaren Beruf des Schauspielers, der
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