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Mein verruchter Marquess

Mein verruchter Marquess

Titel: Mein verruchter Marquess
Autoren: Gaelen Foley
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gesehen.
    Niemand hatte etwas zu sagen gehabt.
    Diese Neuigkeiten beunruhigten Daphne nur noch mehr. Während es einerseits bedeuten konnte, dass der verrückte Lord entkommen war, konnte es genauso gut heißen, dass sie ihn schon umgebracht und seine Leiche irgendwo versteckt hatten. Sie waren erheblich in der Überzahl gewesen.
    Die Polizisten hatten den Pub und die erste Etage des Bordells durchsucht, aber die anderen Gebäude in der dunklen Gasse konnten sie nicht ohne einen Gerichtsbeschluss durchsuchen. Selbst die Bucket-Lane-Gang hatte ihre Rechte.
    „Ich bin sicher, dass er entkommen konnte, wer immer er gewesen sein mag", sagte William mit einem besorgten Blick vom Kutschbock herab, als sie zu dritt nach Kensington zurückfuhren, in den grünen und angenehmen Vorort Londons.
    „Das Wichtigste ist, dass wir das Richtige getan haben", stimmte Wilhelmina zu.
    „Ach, und wenn sie ihn nun umgebracht haben?"
    „Wenn ein Gentleman an einen solchen Ort geht, Miss, dann sollte er wohl wissen, worauf er sich einlässt. Er hatte keinen Grund, sie so herauszufordern, wie er es getan hat."
    „Ich glaube, er hat versucht, uns zu helfen." Verzweifelt wandte sie sich ihrer Zofe zu. „Um die Bande abzulenken."
    „Das glaube ich auch", meinte William mit einem finsteren Blick. „Selbst wenn er so betrunken ist, weiß ein Gentleman, wie er einer Dame helfen soll."
    „Himmel!", flüsterte Daphne. Sie fühlte sich scheußlich bei dem Gedanken, dass ihretwegen vielleicht ein Mann getötet worden war. Ebenso beunruhigend war die Vorstellung, was aus ihnen geworden wäre, wenn er nicht zur gleichen Zeit torkelnd dieses Bordell verlassen hätte.
    „Nun, Miss, haben Sie Vertrauen!", meinte ihr Diener, als er ihr erschrockenes Gesicht sah. „Ich weiß, was unsere Mutter gesagt hätte - die Engel sorgen für Narren, Betrunkene und Kinder."
    Dankbar sah sie ihn an, schüttelte aber dennoch den Kopf. „Trotzdem - ich frage mich, wer er wohl ist."
    „Vielleicht wird er auf dem Ball bei den Edgecombes sein", sagte Wilhelmina und zuckte die Achseln.
    Plötzlich sah Daphne sie an.
    „Ja, wenn er aus vornehmer Familie stammt - warum nicht?"
    Überrascht dachte Daphne darüber nach, doch obwohl ihr Herz bei diesem Gedanken schneller klopfte, war sie nicht sicher, wie sie reagieren würde, wenn sie diesem gut aussehenden Verrückten im Ballsaal begegnen würde.
    Der Gedanke war so beunruhigend, dass sie ihn beiseiteschob. „Ich bitte euch beide, mir zu verzeihen", sagte sie mit einem scheuen Blick auf die Zwillinge. „Ich hatte kein Recht, euch in Gefahr zu bringen, wie nobel die Absichten auch gewesen sein mochten."
    „Ach, das macht nichts, Miss. Ende gut, alles gut", entgegnete William, als der Gig vor der großen Villa der Starlings zum Stehen kam.
    „Danke. Ihr beide seid so gut zu mir. Äh ..." Daphne zögerte und drehte sich noch einmal zu den Geschwistern um, als ihr plötzlich etwas einfiel. „Es ist doch nicht nötig, diesen unglücklichen Zwischenfall gegenüber Lord oder Lady Starling zu erwähnen, nicht wahr?"
    Die Zwillinge sahen einander unbehaglich an.
    „Nein, Miss", erwiderte die Zofe. „Aber wir werden nicht mehr dorthin gehen." Der entschlossene Ausdruck auf beiden Gesichtern verriet Daphne, dass sie es ernst meinten.
    Ihr heftiger Widerstand überraschte Daphne nicht sehr in Anbetracht all dessen, was sie schon von ihnen verlangt hatte, und sie senkte den Blick. „Das ist nur richtig." Für die kommende Woche musste sie sich etwas Neues ausdenken.
    Gemeinsam gingen sie hinein und waren sofort in dem üblichen Durcheinander gefangen: Das Hämmern des Pianofortes, als Sarah pflichtschuldig alle Tasten anschlug, während Anna lachend durch den Korridor tobte und die Katze ärgerte.
    Daphnes Stiefschwestern, die beiden jungen, verwöhnten Wildfänge von zwölf und vierzehn Jahren, stammten aus der früheren Ehe der verwitweten Penelope mit einem Marinekapitän.
    „Anna, wo ist Papa?", rief sie dem jüngeren Mädchen zu, das den armen Whiskers plagte.
    „Oben!"
    Daphne nickte, blieb dann stehen und warf einen Blick in den Salon, in dem die Arbeit des Dieners Davis an den verstellten Möbeln erkennbar war. Dann machte sie große Augen, als sie sah, dass das Pianoforte ihrer Mutter jetzt an der falschen Wand stand. Sarah hörte auf zu spielen und drehte sich um. „Ich hasse dieses Stück. Es ist zu schwer! Was starrst du denn da so an?"

    „Deine Mutter hat das Piano verstellt", antwortete sie
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