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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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dem Augenwinkel.
    »Mord und Totschlag sind mein Geschäft.«
    Sofort knipste Schlemmbach wieder sein Lächeln an. »Ich liebe Leute mit professioneller Einstellung. Das Leben muss weitergehen, was auch geschieht. Nur keine falschen Sentimentalitäten. Auch mir würde keiner nachweinen.«
    »Sie sind sehr beliebt«, schmeichelte ich.
    »Bei der Bevölkerung, natürlich. Aber erfolgreiche Leute haben viele Neider. Auch Gandhi hatte Feinde. Oder Obama. Aber ich lass mich in meinem Weg nicht beirren. Dülmen, yes we can«, machte er sich Baracks Slogan zu eigen.
    Er leerte das Bierglas in einem Zug und kippte einen Kurzen hinterher. Auf einen Wink stellte die Blonde zwei volle Gläser auf den Tisch.
    »Wir brauchen sofort einen neuen Stürmer. Ich habe viel Geld investiert, um in die NRW-Liga aufzusteigen. Fritz Schlemmbach strebt nämlich immer nach Größerem. Ohne Goalgetter wird das kaum zu schaffen sein. Ich habe mit unserem Trainer Wiemers gesprochen. Er meinte, Sie wären eine Alternative. Etwas außer Form«, musterte er meinen Bauchansatz, »aber durchaus zu gebrauchen. Sie haben den Killerinstinkt, selbstverständlich nur auf Fußball bezogen«, wurde ihm die Taktlosigkeit seiner Worte bewusst.
    »Ich habe heute zum ersten Mal seit Jahren einen Ball getreten.«
    »Hat man nicht gemerkt. Außerdem war das Prominententeam zu schlecht, um Sie effizient in Szene setzen zu können. Ich mache Ihnen ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können: Auflaufprämien, Torprämien, Aufstiegsprämien und natürlich das Grundgehalt. Da kommt ein erkleckliches Sümmchen zusammen.«
    »Ich muss meinem Beruf nachgehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit dem Spielergehalt und unkalkulierbaren Prämien meinen Lebensstil beibehalten kann.« Gewagte Worte für einen, der bei LUM rausgeflogen war.
    »Kein Problem. Ich engagiere Sie, Küppers’ Mörder dingfest zu machen. Sozusagen als Unterstützung für die Polizei. Das zeigt meine menschliche Seite«, lachte er selbstzufrieden.
    »Okay, aber nur unter der Bedingung, dass ich meinen Job so mache, wie ich es für richtig halte«, stellte ich sofort klar, dass ich mich nicht herumschubsen lassen würde, auch nicht vom Ranghöchsten der Stadt.
    »Einverstanden. Sie bekommen vierhundert Euro pro Tag. Dazu dann noch die Prämien.«
    Das war mehr als großzügig. Mein üblicher Tagessatz lag bei zweihundertfünfzig Euro.
    »Spesen gehen aber extra.«
    Schlemmbach dachte eine Hundertstelsekunde nach: »In Ordnung. Lassen Sie uns gleich morgen den Vertrag aufsetzen; sagen wir um fünfzehn Uhr in meinem Büro.«
    Großartig. Fußball war schon immer meine große Liebe gewesen, und jetzt wurde ich dafür auch noch außergewöhnlich gut bezahlt. Zudem hatte ich einen finanziell potenten Auftraggeber für den Mordfall, dem ich mich ohnehin gewidmet hätte. Zum einen war ich das Mona schuldig, zum anderen hatte ich sowieso nichts Besseres zu tun.
    »Wir sehen uns morgen«, verabschiedete ich mich gut gelaunt.
    »Perfekt, Sie sind mein Mann«, klopfte mir mein Brötchengeber auf die Schulter.
    Federnden Schrittes verließ ich die Festivität und steuerte Richtung Heimat. Heraklits These hatte sich wieder einmal bewahrheitet.

3

    I ch warf die Zeitung in den Papierkorb, wo sie hingehörte. Da ich im Gegensatz zu Journalisten die Wahrheit herausfinden wollte, musste ich gewissenhafter an den Fall herangehen als der Dülmener Kurier. Normalerweise beleuchteten Privatdetektive zunächst das nähere Umfeld des Ermordeten, und ich sah keinen Grund, warum ich es anders handhaben sollte.
    Da ich bis auf die Tatsache, dass Küppers damals in der Hamborner A-Jugend gekickt hatte und jetzt in der Gerichtsmedizin sein Dasein fristete, nichts über ihn wusste, schnappte ich mir das Telefonbuch. Mona würde mich sicherlich mit nützlichen Informationen versorgen können.
    Da der Nachname häufig, in Verbindung mit dem italienischen Vornamen jedoch nur einmal gelistet war, tippte ich wenig später die Nummernfolge in die Tasten.
    Es nahm niemand ab, was nicht verwunderlich war, da das Besetztzeichen ertönte. Also mein Hinterteil ins Auto geschwungen und den Motor gestartet. Geduld war noch nie meine Stärke gewesen.
    Eine Viertelstunde später parkte mein vom letzten Honorar gekaufter gebrauchter Mercedes im Kiefernweg. Entlang der Allee standen unscheinbare Reihenhäuser, die für einen halbtags beschäftigten Müllmann zu teuer und für einen vollzeitbeschäftigten Bankdirektor zu popelig waren. Ich
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