Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
Vom Netzwerk:
und hielt mir provozierend eine Kornflasche unter die Nase.
    »Hascht gehört, wasch schpielscht disch auf?«
    Ich hatte keine Lust auf Diskussionen und schubste ihn zu Boden. Seine Angetraute versuchte, ihm aufzuhelfen, was aber erst im dritten Anlauf von Erfolg gekrönt war.
    »Isch polier disch die Fresse!«, drohte er schwankend. Zu seinem Glück zog ihn seine Dulcinea schnell aus meiner Reichweite.
    »Komm, Männe. Lass uns lieber einen saufen gehen.«
    »Hascht gesehen, wie viel Schiss der hatte?«
    »Jau, Schnuckel.«
    Als das Martinshorn den Rettungswagen ankündigte, bequemten sich die Schaulustigen endlich, zur Seite zu treten. Zwei Sanitäter mit Bahre und ein dritter Weißkittel, augenscheinlich der Arzt, sprangen heraus. Dieser schob Mona vorsichtig zur Seite und untersuchte Küppers. Nachdem er den Puls gefühlt hatte, leuchtete er mit einem Lämpchen in seine Augen.
    »Da kommt jede Hilfe zu spät. Mein Beileid.«
    Mona fing bitterlich an zu weinen.
    »Sind Sie mit dem Toten verwandt?«, erkundigte sich der Knochenflicker.
    »Ich bin die Ehefrau«, entgegnete sie schluchzend. »Würden Sie und der Herr, der uns verständigt hat, dann bitte warten, bis die Polizei eintrifft?«
    Es dauerte zehn Minuten, bis eine Bullenschaukel eintrudelte. Theo Hartmann, Leiter der hiesigen Dienststelle, und ein junger Kollege mit sehr kurzen Haaren und obligatorischem Oberlippenbart quälten sich aus dem Wagen.
    »Tag, Herr Nannen. Hier soll es eine Schießerei gegeben haben?«, blickte Theo auf Angelos leblosen Körper.
    »Dieses Mal bin ich nur Zeuge«, versicherte ich reflexartig.
    Nachdem der Kommissar den Arzt, Mona und mich befragt hatte, rieb er sich nachdenklich das Kinn und wandte sich dann an die Gaffergruppe: »Hat einer von Ihnen den Mord beobachtet?«
    Drei Rentner preschten vor und gaben, sich an Lautstärke übertreffend, drei unterschiedliche Versionen des Geschehens zum Besten:
    1. Ein Bierglas sei explodiert, und ein umherirrender Glassplitter hätte Küppers’ Arterie zerfetzt.
    2. Die Russenmafia sei von Skinheads unterwandert worden, und die eigentlich den Verrätern geltenden Kugeln hätten versehentlich meinen Kumpel getroffen.
    3. Küppers habe auf einem Teppich kniend mit einem Samuraischwert Harakiri begangen. Wo Teppich und Schwert seien, konnte der Herr leider nicht beantworten. Die Polizei erhalte Steuergelder, nicht er.
    »Glogauer, fahren Sie mit den Herren zum Revier, und nehmen Sie die Aussagen zu Protokoll«, seufzte Theo. »Frau Küppers, auch Ihnen müssen wir leider noch einige Fragen stellen. Bitte folgen Sie meinem Kollegen.« Während Mona zusammen mit den Senioren ins Polizeiauto kletterte, flüsterte ich ihr noch zu, dass ich den Mörder fassen würde, aber sie zeigte keine Reaktion.
    Dann wandte sich Hartmann an mich: »Wissen Sie, wo mein Kollege Reichert steckt? Er hat doch auch an diesem Benefizspiel teilgenommen. Ich brauche ihn zur Absicherung des Tatorts.«
    Ich machte mich auf die Suche und fand den reichlich angetrunkenen Bullen in der Umkleidekabine, wo er Schlemmbach vorheulte, dass er laut Stellenplan schon längst hätte befördert werden müssen.
    »Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Fritz Schlemmbach lässt keinen im Regen stehen. Haben Sie auch immer brav christlich gewählt?«
    Reichert nickte eifrig.
    »Dann wird Ihre Karriere einen Schub erhalten. Schlemmbach erkennt gute Leute. Wie war noch mal Ihr Name?«, verbreitete der Bürgermeister heiße Luft.
    »Reichert, die Arbeit ruft«, machte ich mich bemerkbar.
    »Ich bin heute vom Dienst freigestellt, und das lasse ich mir von Ihnen nicht verderben. Hauen Sie ab!«
    Schlemmbach schlich auf leisen Sohlen aus der Kabine.
    »Es hat einen Mord gegeben. Hartmann will Sie unverzüglich auf dem Parkplatz sehen.«
    »Na gut; aber wenn Sie mich verscheißern, werde ich verdammt ungemütlich.«
    Zuerst einmal wurde Hartmann ungemütlich: »Wo bleiben Sie so lange? Mittlerweile weiß ganz Dülmen von dem Mord, nur Sie nicht!« Er schnüffelte und trat angewidert drei Schritte zurück: »Mensch, Ihre Fahne riecht man zehn Meilen gegen den Wind. Ich habe >Einsatz für karitative Zwecke< ins Dienstbuch geschrieben. Das heißt nicht, dass Sie sich volllaufen lassen dürfen.«
    »Was soll ich machen, Chef?«, kam es kleinlaut zurück.
    »Tatort absichern, bis anderweitige Anweisung erteilt wird. Klar?«
    Während Reichert versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, fuhr ich mit Hartmann zum Revier, wo ich meine Aussage
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher