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Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)

Titel: Mein Leben nach der Todeszelle (German Edition)
Autoren: Damien Echols
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Schmuckstück war. Er log und betrog ununterbrochen. Einmal schrieb er einen Brief an einen Talkshow-Moderator und versprach, die Verstecke weiterer Leichen zu enthüllen, gegen tausend Dollar Honorar. Da er in Arkansas und Mississippi zum Tode verurteilt worden war, hatte er nichts mehr zu verlieren. Als er schließlich hingerichtet wurde, hinterließ er mir sein Gebiss zur Erinnerung. Jemand anders erbte sein Glasauge.
    Der ganze Irrsinn, der im Inneren des Gefängnisses stattfindet, ist nichts im Vergleich zu dem, was man im Hof sieht und hört. 2003 wurden die zum Tode verurteilten Häftlinge in Arkansas in einen neuen » Super-Maximum-Hochsicherheitstrakt « in Grady, Arkansas, verlegt. Hier gibt es eigentlich keinen Hof. Man wird – natürlich mit Hand- und Fußschellen – aus der Zelle geholt und durch einen schmalen Korridor nach » draußen « geführt, wo man, ohne tatsächlich einen einzigen Schritt vor die Gefängnismauern zu tun, in eine winzige, verdreckte Betonkammer gesperrt ist, die Ähnlichkeit mit einem winzigen Getreidesilo hat. Einen halben Meter unter dem oberen Rand der einen Mauer befindet sich ein Maschendrahtfenster, das Tageslicht einfallen lässt, sodass man weiß, das » Draußen « ist dahinter, aber man sieht es nicht. Man hat hier keinen Umgang mit anderen Gefangenen, und man wagt nicht, allzu tief einzuatmen, weil man sich sonst irgendeine Krankheit holen könnte. Ich war mal morgens draußen, und da lagen allein in meinem Pferch drei tote, verwesende Tauben und mehr Fäkalien, als ich je gesehen hatte. Der Geruch erinnert mich an das Löwenhaus im Zoo von Memphis, wo ich als Kind mal gewesen war. Wenn man zum ersten Mal da reinkommt, muss man mit einem Würgereflex kämpfen. Es ist richtige Drecksarbeit, sich ein bisschen Bewegung zu verschaffen.
    Bevor wir hierherkamen, hatten wir einen richtigen Hof. Da war man tatsächlich draußen, in der Sonne und in der frischen Luft. Man konnte herumgehen und mit anderen reden, und es gab zwei Basketballkörbe. Die Männer saßen herum und spielten Dame, Schach, Domino, oder sie machten Liegestütze. Ein paar hockten auch in den Ecken herum und rauchten Joints, die sie von den Wärtern gekauft hatten.
    Ich war noch keine zwei Wochen mit von der Partie gewesen, als ich im Hof eines Tages auf einen anderen Gefangenen aufmerksam wurde, den alle » Cathead « – Katzenkopf – nannten. Der unappetitliche Typ hatte diesen Namen bekommen, weil er haargenau so aussah. Wenn man einen alten, streunenden Kater einfängt und ihm den Schädel kahl rasiert, hat man exakt diesen Kerl vor sich. Cathead saß auf dem Boden, ließ sich von der Sonne bescheinen und kaute auf einem Grashalm, der ihm aus dem Mundwinkel hing. Er starrte ins Leere, als sei er tief in Gedanken versunken. Ich hatte meine Runden um den Hof gelaufen und mir die Landschaft angeschaut. Als ich zum hundertsten Mal an Cathead vorbeikam, blickte er zu mir auf (genau genommen war es eher, als sehe er irgendetwas ganz anderes, aber sein Kopf drehte sich in meine Richtung), und er fragte: » Weißt du, wie du fünf Mann daran hinderst, dich zu vergewaltigen? « Darauf war ich nicht vorbereitet, denn mit dieser Frage hatte ich mich noch nie beschäftigt, und ich hatte sie auch noch nicht beantworten müssen. Ich starrte die Kreatur an und wartete auf die Pointe, denn ich hoffte, er wollte einen Witz machen. Und gleich beantwortete er seine Frage selbst: » Kneif die Arschbacken zusammen und fang an zu beißen. « Ich war entsetzt. Er meinte es todernst, und anscheinend fand er, er habe soeben eine unglaublich wohl durchdachte Perle der Weisheit von sich gegeben. Mir dagegen ging nur eins durch den Kopf: In was für eine Hölle hat man mich hier geschickt? Sind das die Gespräche, die man hier führt? Sofort lief ich weiter meine Runden und überließ Cathead seinen Gedanken.
    Das Gefängnis ist eine Freakshow. Barnum & Bailey mit ihrem ganzen Zirkus haben keine Ahnung, was ihnen entgeht. Ich werde Ihr Showmaster sein, wenn wir gleich eine Führung durch diese kleine Ecke der Hölle veranstalten. Sie werden geblendet und verblüfft sein; bereiten Sie sich darauf vor. Wenn es stimmt, dass die Hand schneller ist als das Auge, werden Sie gar nicht wissen, was Sie da gerammt hat. Ich wusste es auch nicht.

EINS
    Ich heiße Damien Echols, aber das war nicht immer so. Geboren wurde ich als jemand anders, sowohl was den Namen betrifft als auch mein Wesen. Am 11. Dezember 1974, als ich auf die Welt
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