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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz
Autoren: Patricia Adam
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Übliche zu tun - meiner Einsamkeit Gesellschaft zu leisten -, die Tatsache, dass Tyler nicht allein aufgebrochen ist, schreit aber nahezu danach, den unüblichen Weg zu beschreiten.
    Wenn er heute Abend seinen Spaß hat, dann ist es doch nur recht und billig, dass ich es ihm gleichtue. Nicht wahr?
    Das Geld, welches ich für den gemeinsamen Restaurantbesuch zur Seite gelegt habe, wird kurzerhand gedanklich in den Sprit investiert, denn ich brauchen werde, um bis zu meiner Freundin zu kommen und schon landen mein kalter Hintern auf dem Fahrersitz und der gestiefelte Fuß auf dem Gaspedal, während die zitternden Finger abgesehen von der Zigarette das Lenkrad umklammern.
    Für dich bin ich nur eine Klette, Zecke oder ein dummes Weib. Auch gut! Ich werde dir beweisen, dass ich ohne dich und unsere Beziehung überleben kann! , kündige ich an, suche erneut nach meinem Handy und wähle die Nummer meiner Freundin.

    N achdem ich mir anhören musste, dass manche Leute um diese Uhrzeit schlafen (erst jetzt realisiere ich überhaupt die zwei leuchtenden Nullen vor dem Doppelpunkt meiner Uhr im Armaturenbrett) und ich schluchzend erklärt habe, wo es brennt und wie man dieses Feuer löschen kann, änderte sich die gereizte Tonart am anderen Ende der Leitung. Nancy stimmte mir vollkommen zu, dass diese Nacht gerockt werden muss.
    Die rund fünfzig Kilometer bis zu ihr sind schnell passiert, was Unteranderem daran liegt, dass ich schneller gefahren bin, als die Polizei erlaubt und schon sitzt mein Lieblingszwerg neben mir und singt jeden Old School Song bis zur Heiserkeit mit, den meine dröhnenden Lautsprecher uns entgegenpfeffern. Nur fünfzehn Minuten später stellen wir meinen kleinen Italiener auf dem Parkplatz der Disko ab, schlüpfen aus unseren Jacken und laufen zähneklappernd zum Eingang.
    Im Inneren begrüßt uns abgestandener Rauch, der sich mit dem dominanten Schweißgeruch vermischt hat und der hier ebenfalls heimische, ohrenbetäubende Lärm. Kurzum, die Absteige für zwanzigjährige heißt uns auf ihre Weise herzlich willkommen.
    Bevor wir den Tanzsaal betreten, wird noch standardmäßig Make-up und Sitz der Frisur im Foyer der Toilette abgecheckt, jedoch ersticke ich beinahe an meinem aufgesetzten Lächeln, sobald mein Blick auf den Hinterkopf meines überaus beschäftigten Freundes trifft.
    Womit er beschäftigt ist? Na was denken Sie denn? Der knutscht mit diesem Blondchen, dass ganz untraditionell rittlings auf seinen Schoß geklettert ist und nun ihre Krallen in seinem Haar versenkt.
    »Cicy? Ist das Tyler?«, frage ich meine Freundin und deute so unauffällig wie möglich auf das beinahe kopulierende Pärchen. Auch ihr Blick scheint zunächst skeptisch zu sein, dann aber reißt sie ihre braunen Augen weit auf und verzieht ihren kleinen Mund zu einem missbilligenden Ausdruck.
    »Dieses verdammte Arschloch!«, schreit sie mir über die Musik hinweg zu und will bereits losstürmen, wird aber von mir am Arm zurückgehalten und in Richtung der Bar gedrängt.
    »Nicht so schnell! Ich brauche einen Drink ...«, erkläre ich ihr. »Und dann werde ich dieses grausame Spiel ein für alle Mal beenden«, füge ich lautlos hinzu.
    Diese Ansage ist insofern unüblich, weil ich a) nichts Alkoholisches trinke und b) schon gar nicht, wenn ich eigentlich der Steuermann bin. Dennoch schweigt sich Nancy darüber aus und lässt mich einfach das Hochprozentige bestellen und schluckt ihre doppelte Portion ebenso reglos runter, wie ich.
    Was jedoch danach passiert, kann ich persönlich nicht Mal auf den Alkohol schieben, weil der im Grunde keine eine ›Einwirkzeit‹ hatte.
    Trotz dem, dass ich absolut nüchtern bin, fühle ich mich wie berauscht, als ich Nancy den Rücken zudrehe und die Tischgruppe anvisiere. Jeder Schritt wirkt sicherlich entschlossen, obwohl in meiner Mitte das blanke Chaos herrscht.
    Die tanzenden Leute, das Aufflackern der grellen Diskolichter, den dröhnenden Klang aus den großen Boxen, nehme ich kaum wahr, während ich wie gebannt das knutschende Pärchen anstarre.
    Wann genau meine Hand nach vorne schellt und nach den eindeutig gefärbten, leblosen Haaren des Blondchens packt, realisiere ich auch nicht. Erst als meine Faust ungeschickt in ihrem Gesicht landet, vom Wangenknochen abrutscht und anschließend mit voller Wucht auf den Betonboden knallt, bekomme ich zusammen mit dem Schmerz das Gefühl für meinen eigenen Körper wieder.
    Eine Emotionsflut rast durch mich hindurch und spült den gesunden
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