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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz
Autoren: Patricia Adam
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Menschenverstand fort. Was bleibt, ist Wut über Tylers Verrat und natürlich die grässlichste Verbitterung.
    Wie kann er mir das antun?
    Womit habe ich das überhaupt verdient?
    In meinem Kopf gibt es nur eine Antwort: Nicht mit mir!
    »Niemand betrügt mich und schon gar nicht mit dir, blöden Schnepfe ...«, schreie ich sie an und untermale jedes Wort mit einem Schlag. Zwar trifft kein Einziger ihr Gesicht, sondern immer nur die Ellen, hinter denen sie sich versteckt, aber meinem Frust tut selbst das gut.
    »Hör auf!«, kreischt die strampelnde Blödkuh unter mir.
    »Hättest du die Finger von meinem Freund gelassen, gäbe es auch keinen Grund für mich, jemals damit anzufangen!« Lautet meine Antwort. Und wenn da nicht die Hände wären, welche unter meinen Armen hindurchschlüpfen und mich von der Pussy gebleichter, blonder Scheiße wegziehen, könnte ich schwören, dass ihr demnächst die Tränen gekommen wären.
    Dementsprechend unzufrieden fällt auch meine Reaktion auf diese Unterbrechung aus, ich schaffe es aber dennoch nicht, mich aus diesem starken Griff zu winden.
    »Was? Willst du sie jetzt auch noch verteidigen?«, schreie ich dem Treulosen zu.
    »Ich will eher verhindern, dass meine ›Freundin‹ sich wehtut, ehe ich sie überhaupt kennenlerne ...«, ertönt eine gedämpfte, dunkle Stimme so nah an meinem Ohr, sodass mein Innerstes erbebt.
    Vergessen ist das Mädchen auf dem Boden, meine schmerzende Faust und die Bitterkeit eines Verrates. Weil ich mich umdrehe und nun in ein schönes, lächelndes, offenes Gesicht blicke, das dem von Tyler zwar ähnelt, aber eindeutig ein anderes ist.

Kapitel 2

    S chlank, blond, wild. So nehme ich sie wahr, das kleine verrückte Mädel, die Mary oder Bary ... - wie auch immer die Frau hieß - von mir runtergezerrt hat. Nun guckt sie mich mit ihren hellen, großen Augen an und beißt sich sogleich auf die Lippe.
    Die Fuchtelei von vorhin hat sie plötzlich eingestellt und wirkt nun absolut verloren. Lediglich eine ihrer zierlichen Hände führt sie sich an die Brust und lässt diese dort ruhen.
    »Es ... es tut mir ...«, lese ich von ihren Lippen ab.
    »Macht doch nichts!«, will ich ihr sagen, erkenne aber erst in demselben Augenblick die Situationskomik. Was sicherlich nur deswegen so lange gedauert hat, weil mein Verstand alkoholbedingt ausgebremst ist.
    Bis ich eine halbwegs angemessene Antwort formuliert habe, hat sich die Kleine ganz aus meinen Armen gelöst und strafft ihre Kleidung, was mich dazu bringt, sie eingehender zu betrachten.
    Abgesehen davon, dass man sie am liebsten füttern würde, hat sie ein sehr einprägsames, interessantes und ausdrucksstarkes Gesicht. Ein dermaßen offenes, dass man keine psychologische Ausbildung braucht, um darin zu lesen. Es strahlt Selbstbewusstsein und innere Stärke aus und auch der Kurzhaarschnitt - blond mit roten Strähnchen - lässt einen sofort auf Überheblichkeit tippen. Die zarte Gestik, das leicht scheue Lächeln und die Art, wie sie ihren Pony trägt - seine Länge ist so ziemlich das längste auf ihrem Kopf - straft diesen ersten Eindruck Lügen.
    Gut, ich bin sicherlich kein Menschenkenner, jedoch weiß ich gerade bei Frauen, wann sie unausstehlich egozentrische Biester sind und wann sie lediglich die Rolle von einem spielen. Diese hier gehört eindeutig in die Kategorie ›Schauspielerin‹. Wobei ich anmerken muss, dass sie ein sehr schönes und gut gekleidetes Exemplar ist.
    Während wir dastehen und uns gegenseitig mustern, springt meine Errungenschaft für diesen Abend auf und sucht so schnell das Weite, als hätte man sie mit einem Kübel Eiswasser übergossen. Dies bringt mich zum Lachen, obwohl es eigentlich ein guter Grund ist, um sauer zu sein.
    Alkohol! Das ist es, was mich dermaßen entspannt, dass ich die vergangenen vier Minuten ebenso großzügig aus meinem Gedächtnis streiche, wie die Stunden der ›Vorarbeit‹ bei dem Mädchen davor.
    Ich lege meiner vor Eifersucht erzürnten ›Freundin‹ eine Hand ins Kreuz und geleite sie zum Tisch. Erst als sie sich leicht benommen auf der Bank niederlässt, bemerke ich eine kleine, dunkelhaarige Gestalt, die ihren Blick für keinen Augenblick von uns reißt.
    »Deine Freundin, wie ich vermute?«, frage ich, über sie gebeugt und registriere einen weiteren Schauder, der in eine Gänsehaut übergeht. Dennoch schreckt sie nicht vor mir zurück, hebt lediglich das Gesicht an und mustert mich erneut, ehe ich auf unseren Beobachter deute.
    »Ja!
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