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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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werden.
    Flüsternd erkundigte Bevan sich danach, wie viele normannische Kämpfer sich auf Rionallís aufhielten. Dann nickte er seinen Männern zu. In dieser Nacht würden sie sein Eigentum zurückerobern. Der Schmied griff nach einem schweren Hammer, um Bevan zu verstehen zu geben, dass er auf seine Unterstützung rechnen konnte.
    „Genevieve, ich bin froh, dich in Sicherheit zu wissen.“
    Hugh umarmte sie, während sie vor Angst und Erschöpfung kaum zu atmen vermochte. Sie hatte sich völlig verausgabt. Und doch war alles vergeblich gewesen. Jetzt spürte sie, wie eine eisige Kälte über ihre Haut kroch, und verzweifelt versuchte sie, die Tränen zurückzuhalten. Schreckliche Erinnerungen stürmten auf sie ein. Sie wusste genau, was er tun würde. Er würde sie strafen. Dann gab es nur eine Möglichkeit, die Demütigungen und Schmerzen zu ertragen: Sie musste ihre Seele getrennt von ihrem misshandelten Körper halten.
    Es gab niemanden, der ihr zu Hilfe kommen würde. Ihr Vater hatte ihr seinen Freund Sir Peter Harborough und dessen Gemahlin zur Seite gestellt, solange er selbst nicht zu ihr stoßen konnte. Die Harboroughs hätten sie schützen sollen. Aber statt ihr zu helfen, stellten die beiden sich blind und taub in Bezug auf alles, was Hugh ihr antat. Sie sahen nur den tapferen Ritter, den starken Anführer, der von all seinen Untergebenen respektiert wurde.
    Natürlich hatte sie sich bei den beiden über die Quälereien beklagt, denen sie als Hughs Verlobte ausgesetzt war. Doch Sir Peter hatte nur mit einem Schulterzucken gemeint, dass ein Mann das Recht habe, seine ungehorsame Gemahlin zu strafen. Es interessierte ihn weder, dass sie bislang nicht verheiratet war, noch, dass ihr Ungehorsam allein Hughs Fantasie entsprang.
    Genevieve schickte ein stummes Gebet zum Himmel. Möge Gott verhindern, dass sie je Hughs Eheweib wurde.
    Wenn wenigstens die ihrem Vater unterstellten Soldaten es gewagt hätten, ihr zu helfen. Doch der Einzige, der sich je schützend vor sie gestellt hatte, war ein paar Tage später tot aufgefunden worden. Seitdem hatten die anderen jeden von Hughs Befehlen befolgt, ohne eine einzige Frage zu stellen. Zweifellos fürchteten sie um ihr Leben. Hugh wusste das und machte kei nen Hehl daraus, wie gut es ihm gefiel, überall Angst und Schrecken zu verbreiten.
    „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht“, sagte Hugh jetzt zu Genevieve. „Du solltest nicht allein hier draußen sein.“ Er berührte mit den Lippen leicht ihre Schläfe.
    Ihr war, als habe sein Mund sie verätzt, als habe er ihr mit der vermeintlich zärtlichen Geste nur sein Brandzeichen aufdrücken wollen. Auch das, was er sagte, war eine einzige Lüge. Er war nicht besorgt um ihr Wohlergehen, er war zornig. Deutlich hörte sie die Wut, die sich hinter den scheinbar freundlichen Worten verbarg. Er würde sie strafen, so viel stand fest.
    Mit seinen blauen Augen betrachtete er die junge Frau abschätzend und zugleich besitzergreifend. Früher einmal hatte sie ihn für gut aussehend gehalten. Der klare Blick und die kurzen blonden Haare hatten ihr gefallen. Sein kraftvoller Körper mit den breiten Schultern, den muskulösen Armen und Schenkeln war ihr wie ein Versprechen vorgekommen: Hier war jemand, der sie vor allen Gefahren schützen würde.
    O Gott, wie hatte sie sich nur so irren können? Inzwischen wusste sie, dass sein Herz ebenso kalt war wie seine eiserne Rüstung.
    Sie nahm all ihren Mut zusammen und sagte: „Bitte, Hugh, lasst mich zu meiner Familie zurückkehren. Ich bin nicht die richtige Frau für Euch.“
    Er legte ihr die Hand auf die Wange. „Ich werde dich lehren, die richtige Frau für mich zu werden.“
    „Warum wählt Ihr nicht eine andere? Es gibt viele, die eine reichere Mitgift besitzen als ich.“
    Er umfasste mit beiden Händen ihre Taille. „Aber keine, die einer so angesehenen Familie entstammt wie du. Und keine, die einen so wertvollen Besitz wie Rionallís in die Ehe mitbringt.“ Er presste seine Finger auf den blauen Fleck, den er ihr mit seinen Schlägen vor einiger Zeit zugefügt hatte und der immer noch bei jeder Berührung schmerzte. „Hier werde ich wie ein König herrschen können. Diese Iren sind Wilde, die nichts vom Kampf verstehen. Ich werde ihr Herr sein.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln. „Und du, Genevieve, wirst an meiner Seite regieren. Du weißt, dass das auch der Wille des Königs ist.“
    Sie erwiderte nichts darauf. Es stimmte: Hughs Geschick auf
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