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Mein Herz und deine Krone

Mein Herz und deine Krone

Titel: Mein Herz und deine Krone
Autoren: MARION LENNOX
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Besinnung.
    Sie schlug die Augen auf, schaute in das bleiche besorgte Gesicht ihres Mannes dicht über ihrem und dann suchend um sich. Als ihr Blick auf einen dunkel gekleideten Mann mit einem Gewehr in der Hand fiel, streckte sie anklagend den Zeigefinger aus.
    Mit wenigen Schritten war Andreas bei dem Parkwächter angelangt. „Sie haben meine Frau angeschossen?“, fragte er mit einer Stimme, die Holly noch nie gehört hatte. Sie bebte vor kalter Wut und gleichzeitig schwang die überstandene Angst darin mit. „Wie lautet Ihre Erklärung?“
    „Dieser Kerl hat versucht, den armen Dusty zu erschießen!“, half Holly dem Unglücklichen aus, der offensichtlich unter Schock stand und keinen Ton hervorbrachte. „Irgendwie kann ich ihn ja verstehen. Wir haben zu Hause auch wildernde Hunde erschießen müssen, um unsere Herden zu schützen.“
    „So … so war es, Eure Hoheit“, stotterte der arme Mann schließlich völlig betreten. „Fünf unserer Schwäne wurden im letzten Jahr gerissen. Und nach Anordnung des Königs sollen wir erschießen, wer oder was auch immer ihr Leben bedroht.“
    „Auch, wenn meine Frau in Sichtweite ist?“, grollte der Prinz. „Und wenn Sie genau wissen, dass der Hund zu ihr gehört?“
    „Das wusste ich nicht, Sir. Und sie kam wie aus dem Nichts hervorgeschossen. Keine Prinzessin kann derart schnell rennen. Und dann hat sie sich auch noch vor den Hund geworfen …“
    „Wenn nicht, wäre er jetzt tot!“, warf Holly ihm vor.
    „Ist alles in Ordnung mit ihr?“, fragte eine unsichere Stimme aus dem Hintergrund, und alle Köpfe wandten sich Königin Tia zu.
    „Ja, sie ist jetzt sicher, Mutter“, gab Andreas defensiv zurück.
    „Ich konnte vom Palast aus sehen, wie der Hund die Schwäne attackierte, und du kennst doch die Anordnungen deines Vaters. Er hat befohlen, sie unter allen Umständen zu beschützen.“
    „Auch auf Kosten von Hollys Leben?“, fragte ihr Sohn. „Ich will nicht glauben, dass das dein Ernst ist.“
    „Dein Vater …“
    „Er ist tot, Mutter!“, unterbrach er sie hart. „Was du da kundtust, ist allein deine Meinung.“
    Die Königin sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, doch dann presste sie die Lippen zusammen und wandte sich an die stumm lauschenden Parkwächter. „Geht zurück an eure Arbeit.“
    „So einfach, Mutter?“, fragte Andreas fassungslos, als die Männer außer Hörweite waren. „Sollte der leichtsinnige Schütze, der Holly fast umgebracht hat, nicht bestraft werden?“
    „Er hat doch nur seine Pflicht getan. Außerdem hat Holly kaum mehr als einen Kratzer davongetragen, soweit ich sehen kann.“
    „Ich … ich verstehe nur nicht, warum die Schwäne nicht einfach davongeflogen sind“, mischte sich Holly angesichts der Gewittermiene ihres Mannes rasch ein.
    „Das konnten sie nicht“, informierte ihre Schwiegermutter sie sachlich. „Man hat ihnen die Schwingen gestutzt.“
    „Und das, obwohl Schwäne instinktiv immer zu ihrem vertrauten Gewässer zurückkehren“, fügte Andreas sarkastisch hinzu.
    „Um Himmels willen!“, fuhr seine Mutter auf. „Es war der Befehl deines Vaters! Das ist dir sehr wohl bekannt, Andreas. Du weißt, was hier Gesetz ist. Außerdem hatte ich Holly angewiesen, den Hund im Stall zu lassen.“
    „Der Hund gehört zu Holly, und meine Frau darf den Palast jetzt ebenso als ihr Zuhause betrachten wie du und ich.“
    „Er ist nicht mein Zuhause“, wehrte Holly sich und strampelte, um von ihrem Mann freizukommen. Sofort setzte er sie auf dem Boden ab. Ihre Beine zitterten und fühlten sich nicht so stabil an, wie sie es sich gewünscht hätte. Trotzdem rückte sie ein Stück von ihrem Mann und seiner Mutter ab. „Mein Zuhause ist in Australien, und da möchte ich so schnell wie möglich hin.“
    Als sie vorsichtig zu Andreas blickte, um seine Reaktion zu sehen, erschrak sie vor dem Ausdruck von Qual und Resignation in den geliebten dunklen Augen.
    „Das sollst du, agapi mou “, sagte er mit schwerer Stimme. „Hier bist du nicht nur unglücklich, sondern offenbar nicht einmal mehr sicher. Und da ich meinen Pflichten nachkommen muss, werde ich nicht immer bei dir sein können, um dich zu beschützen. Deshalb rede ich so bald wie möglich mit Sebastian …“
    Nachdem Andreas seine Frau bis in seine Privatgemächer begleitet hatte, verließ er gleich wieder den Palast. Auf den Marmorstufen der Freitreppe blieb er stehen und schaute über das mit weißem Kies bestreute Rondell die breite, von hohen
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