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Mein Herz springt (German Edition)

Mein Herz springt (German Edition)

Titel: Mein Herz springt (German Edition)
Autoren: Susan Bauer
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Was hältst du davon, wenn wir aufbrechen?«
    Ich stimme dem Plan zu, auch wenn ich liebend gerne noch in Hannos Armen über die Tanzfläche geschwebt wäre.
    »Geh du doch schon einmal raus zum Taxi. Ich komme gleich nach.«
    Ich folge Hannos Anweisung. Er will offensichtlich vermeiden, dass die noch verbliebenen Kollegen über uns reden. Das verstehe ich. Trotzdem fühlt sich der Gang nach draußen einsam an. Das Wissen, dass es nur eine kurze Zeit der Einsamkeit sein wird, ermutigt mich.
    Vor dem Tor der Villa stehen zwei Taxen. Ich steige in das vordere ein und bitte den Taxifahrer, noch kurz zu warten. Gleich darauf kommt Hanno. Er fragt mich, wo die Reise nun hingehen soll. Heute fällt mir die Antwort leicht: Ich nenne dem Fahrer die Adresse meines Hotels. Hanno lehnt seinen Kopf zufrieden gegen die Lehne. Seine Hand wandert auf meine Oberschenkel. Ich beuge mich zu ihm hinüber und lege meinen Kopf an seine Schulter. Hanno nimmt meinen Kopf in seine Hände und küsst mich leidenschaftlich auf den Mund. Ich habe das Gefühl, nach einer langen Durststrecke völlig ausgetrocknet an einer Oase angekommen zu sein. Ich tanke auf. Und kann dabei nicht genug bekommen. Und in diesem Rausch entwickelt sich in mir ein Gespür von Angst.
    Durch den Lautsprecher des Taxis höre ich leise im Hintergrund »The winner takes it all« von Abba. Die Melodie stimmt mich melancholisch. Und als die Passage mit den Worten »Somewhere deep inside, you must know I miss you. But what can I say, rules must be obeyed« ertönt, schießen mir die Tränen in die Augen. In dieser Sekunde wird mir klar, dass es trotz unserer Gefühle füreinander Spielregeln gibt. Spielregeln, an die wir uns beide zu halten haben.
    Ich spüre plötzlich, dass dieser Abend unser letzter sein wird. Weil er der letzte sein muss. Wir werden uns mit der Erinnerung an all das, was zwischen uns passiert ist, begnügen müssen. Ichkann den Schmerz, der auf mich zukommt, nur erahnen. Wie soll diese unglaubliche Anziehungskraft, die ich jetzt in dieser Sekunde wie nie zuvor empfinde, einer freundschaftlichen Verbundenheit weichen? Ich falle in eine tiefe Melancholie. Und in einer Art Bewusstlosigkeit gebe ich mich ganz meiner Liebe hin. Die Gegenwart löst sich im Hotel in der Berührung unserer Körper auf. Ich zerfließe in der Magie dieses aussichtslosen Momentes.
    ***
    Hanno und ich lieben uns in dieser Nacht ein letztes Mal. Wir sprechen nicht. Uns ist beiden bewusst, was zwischen uns passiert ist. Aber wir wissen auch, dass unser Alltag diesen Gefühlen nicht standhält – nicht standhalten kann. Den Alltag, das Leben, haben wir anderen Menschen versprochen. Und dieses Versprechen können und wollen wir nicht brechen. Zu viel bedeuten uns die Lieben, die uns bis hierher begleitet haben und deren Glück uns von unendlicher Bedeutung ist. Die Moral hat gesiegt. Aber werden wir sie aushalten können?
    Hanno verabschiedet sich von mir mit einem zarten Kuss auf die Wange. Auch ihm stehen die Tränen in den Augen. Ich drehe mich zur Seite – weg von ihm. Ich kann den Abschied kaum ertragen. Danach bin ich alleine. Der Morgen dämmert.
    Ich schreibe Hanno noch eine kurze SMS: »Lieber Hanno, es ist Schicksal, dass wir uns kennengelernt haben. Ich danke Dir für jede Sekunde. Ich liebe Dich. Deine Betty.«
    Ein paar Sekunden später bekomme ich die Antwort: »Liebe Betty. Nein, es ist nicht Schicksal, dass wir uns kennengelernt haben. Es ist Schicksal, dass wir uns nicht vor zwanzig Jahren kennengelernt haben. Dein Hanno.«
    Ich beginne bitterlich zu weinen. Mein Herz zerspringt .

Kapitel V
    Mein Leben nach diesem Abschied lässt sich in zwei Phasen gliedern.
    Phase I – Ich musste alles verarbeiten.
    Von dieser Zeit kann ich heute behaupten, dass sie nicht enden wollend für mich erschien. Nach der Weihnachtsfeier konnte ich tagelang keine klaren Gedanken fassen. Hanno und ich lebten diese Zeit und den uns gebliebenen Trennungsschmerz heimlich, still und leise aus. Ohne Unterlass ließen wir uns kurze Nachrichten zukommen. Selbst für Heiligabend verabredeten wir uns zum Telefonieren, um uns ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Nicht mehr und nicht weniger. Aber wieder brach alles, was sich in letzter Zeit in unseren Herzen aufgestaut hatte, aus uns heraus. Wir nutzten die gemeinsamen Minuten, während unsere Familien die Christbäume schmückten und das festliche Abendessen vorbereiteten, um uns gegenseitig unsere Liebe zu beschwören. Es war mir in diesem
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