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Mein Hauptgewinn bist du!

Mein Hauptgewinn bist du!

Titel: Mein Hauptgewinn bist du!
Autoren: Lynn Raye Harris
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fragte er hart.
    „Ich möchte mich bei dir entschuldigen“, erwiderte Jacob ruhig und setzte sich. „Dafür, dass ich damals einfach so gegangen bin.“
    „Ein bisschen spät, denkst du nicht?“
    Jacobs Nasenflügel bebten, und Jack hätte fast gelacht. Er kannte dieses Anzeichen aus seiner Kindheit. Es bedeutete, dass sein älterer Bruder langsam die Geduld verlor. Aber dazu hatte er kein Recht! Trotzdem erleichterte es Jack, Jacob nicht länger in der Rolle des armen Sünders und schwächlichen Büßers zu sehen. Er wusste zwar nicht genau, was als Nächstes kommen würde, schwieg aber grimmig und wartete ab.
    „Tut mir leid, dass du immer noch so verbittert bist. Ich weiß, wie schwer es für dich gewesen sein muss, in meine Fußstapfen zu treten, aber du hast es geschafft, Jack. Du hast bewiesen, dass du stärker bist als ich.“
    „So anrührend diese brüderliche Vereinigung auch sein mag, ich würde es begrüßen, wenn du mich jetzt allein lassen würdest …“ Jacks Stimme troff förmlich vor Sarkasmus.
    In Jacobs schwarzen Augen flammte es kurz auf. „Du hast dich offenbar in ein ziemliches Stinktier verwandelt, Bruderherz“, sagte er unverblümt. „Hat dich die hübsche Lady vielleicht deshalb verlassen?“
    In Jack wurde es ganz dunkel und still. Der Drang, über den Tisch zu langen und zuzuschlagen, war fast übermächtig. „Lass sie da raus, verdammt!“
    „Warum?“, stichelte Jacob bewusst weiter. „Ist sie dir wirklich so wichtig, Jack? Gibt es überhaupt noch etwas oder jemanden, der dir mehr bedeutet als deine Wut und Bitterkeit?“
    Jacks Magen verkrampfte sich. Er griff nach seinem Glas und trank es in einem Zug leer. Dann gab er der Kellnerin einen Wink, ihm ein neues Bier zu bringen. „Dass du es überhaupt wagst, mir Vorwürfe zu machen! Du bist davongerannt und hast dich vor der Verantwortung gedrückt!“
    „Und du hast jeden anderen Menschen so lange aus deinem Leben ausgeschlossen, dass du gar keinen Weg mehr aus deinem selbst gewählten Gefängnis findest.“
    Etwas Ähnliches hatte Cara ihm auch vorgeworfen. Aber gehorchte er damit nicht nur dem Gebot der Sicherheit? Warum verstand ihn eigentlich niemand?
    „Er will gehen“, knurrte Jack, als die Kellnerin mit dem Bier kam und Jacob fragte, was sie ihm bringen könne. Die attraktive Brünette zuckte mit den Schultern und verschwand.
    Plötzlich hatte Jack es satt, so zornig zu sein und ständig zu kämpfen. Er wollte die unerwartete Begegnung mit seinem Bruder nur noch hinter sich bringen. Und dann würde er sich betrinken, bis Caras reizendes Antlitz zur verschwommenen Erinnerung verblasste.
    „Hör zu, warum auch immer du heute hergekommen bist, und was immer du mit einer Renovierung von Wolfe Manor bezweckst, es interessiert mich nicht. Es …“
    „Du vertraust mir nicht und denkst, ich werde über kurz oder lang wieder verschwinden. Aber so ist es nicht, Jack.“
    „Die anderen mögen dir glauben, bei mir verschwendest du nur deine Zeit.“
    „Sieht so aus.“ Jacob erhob sich. „Vielleicht reden wir ein andermal, heute hat es offensichtlich keinen Zweck. Wenn du so weit bist, werde ich da sein.“
    Zum ersten Mal nach zwanzig Jahren schaute Jack seinen Bruder wirklich an. Er sah Ärger und Sorge in Jacobs Augen, Reue und Entschlossenheit. Und plötzlich auch die winzigen Falten um Nase und Mund.
    „Wir werden sehen“, war alles, was er hervorbrachte.
    Jacob nickte. Ob er die Worte seines Bruders ernst nahm oder als eine Art Abfertigung betrachtete, war nicht ersichtlich. Nachdem er gegangen war, saß Jack brütend da und spielte mit seinem Glas, bis das Bier völlig schal war. Trinken tat er es nicht mehr.
    Stattdessen dachte er mit einer geradezu verzweifelten Intensität an Cara, einfach nur, um die Begegnung mit Jacob aus seinem Fokus zu verdrängen. Wenn er mit ihr zusammen gewesen war, hatte er sich nie leer und betrogen gefühlt. Sie hatte ihm wohlgetan, ihn zum Lachen gebracht und zum Nachdenken.
    Offenbar nicht genug! verhöhnte er sich im nächsten Moment selbst.
    Denn was sie ihm über die Liebe und das Leben, von dem sie träumte, erzählt hatte, hatte er nicht hören wollen. Dabei war sie die einzige Frau, die es geschafft hatte, sein Herz zu berühren. Auch wenn ihm das erst in dem Gespräch mit Jacob bewusst geworden war. Er hatte ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht, wenn auch nur, um sie davon abzuhalten, ihn zu verlassen.
    Aber das musste doch etwas bedeuten, oder nicht?
    Und plötzlich
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