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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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fragwürdigen Methoden aus seiner führenden Position verdrängt zu haben. Ganz gleich, wie es geschah, letztlich wurde mein Onkel das Oberhaupt der Kirche, sein offizieller Titel lautete Chairman of the Board, Religious Technology Center. Von diesem Zeitpunkt an nannten alle in der Church ihn COB , doch für mich blieb er einfach Onkel Dave.
    Mein Vater, Ronnie Miscavige Jr., war drei Jahre älter als Onkel Dave und damit der Älteste, gefolgt von Onkel Dave und seiner Zwillingsschwester Denise und zuletzt von Lori, dem Nesthäkchen. Als Kinder hatten mein Dad und Onkel Dave sich ein Zimmer geteilt und sich sogar oft zusammengetan, um ihren Schwestern Streiche zu spielen. Dad war sehr sportlich, und obwohl er in der Schule Football spielte, galt seine wahre Leidenschaft dem Turnen. Er kam sogar in die Jugendolympiamannschaft seiner Region. Dave hatte auch Spaß am Sport, aber wegen seiner Asthma-Erkrankung durfte er manchmal keinen Sport oder andere körperliche Tätigkeiten ausüben. Denise war freundlich, aufgeschlossen und tanzte gern, hatte aber oft Streit mit meinen Großeltern, weil die einige ihrer Freunde ablehnten. Die kleine Lori liebte es, zusammen mit ihrer großen Schwester tanzen zu gehen.
    Ihr Vater, mein Großvater, Ron Miscavige Senior, war geboren und aufgewachsen in Mount Carmel, einer kleinen Bergbaustadt im Südwesten Pennsylvanias, wo er katholisch erzogen worden war. Er arbeitete als Vertreter und verkaufte alles, von Kochgeschirr bis hin zu Versicherungen. Groß war er nicht, aber laut, schroff, gesellig und etwas einschüchternd. Mit knapp achtzehn ging er zu den Marines, und 1957, ein Jahr nach seiner Entlassung, heiratete er meine Großmutter, Loretta Gidaro, eine schöne, junge Frau mit dicken, braunen Haaren, olivfarbener Haut und strahlend blauen Augen. Grandma Loretta war die Tochter eines Bergarbeiters deutsch-italienischer Abstammung. Sie war witzig, freundlich und sorgte sich stets um das Wohl der Familie. Die beiden ließen sich in Cherry Hill bei Philadelphia in New Jersey nieder, wo sie als Krankenschwester arbeitete, bis ihre Kinder geboren wurden: Dad 1957, David und Denise 1960 und Lori 1962.
    Als Vertreter war Grandpa ein sehr geselliger Mensch. Er lud häufig Gäste zum Abendessen im Familienkreis ein, wo sie bei einem schönen Essen unterhaltsame Geschichten erzählten. Von einem Kollegen hörte er zum ersten Mal von der Church of Scientology. Scientology interessierte ihn nicht, weil er irgendein spezielles Problem hatte, sondern eher, weil er immer nach Antworten zum Thema Geist und Spiritualität suchte. Damals war er vierunddreißig, aber er hatte sich seit jeher für Philosophie interessiert. Schon als Kind hatte er Der Prophet von Khalil Gibran gelesen und war fasziniert gewesen von den Fragen, die das Buch zur Spiritualität und zum Leben des Menschen aufwarf. Schon früh weckte die Anthropologie seine Neugier; Fragen danach, wie die Menschen hierhergekommen waren und warum wir taten, was wir taten.
    Sein Interesse für die Ursprünge des Menschen veranlasste ihn, eine in Cherry Hill ansässige Scientology Mission zu besuchen und eines von L. Ron Hubbards Büchern zu kaufen. Wie Grandpa später selbst sagte, musste er nach diesem Besuch nicht mehr überzeugt werden – er hatte Feuer gefangen. Er kaufte weitere Bücher, ging zurück zur Mission und fing mit dem Auditing-Prozess an. Er sagte, in den nächsten Monaten hätten ihn die positiven Auswirkungen von Scientology zum Topverkäufer seiner Firma gemacht. Er behauptete sogar, wegen seines Erfolgs hätte es in der Newsweek einen Artikel über ihn gegeben. Sein Chef war so beeindruckt, dass er die gesamte Firma mit etwa zwanzig Angestellten zur Mission in Cherry Hill schickte, denn wenn Ron davon profitierte, sollten sie es auch versuchen.
    Grandma Loretta hatte nichts gegen sein Interesse für Scientology; im Gegenteil, es gefiel ihr, und sie ging ebenfalls zur Mission. Schon bald brachte Grandpa alle vier Kinder zum Auditing, angefangen mit meinem Vater, als er zwölf war. Außerdem hatte mein Vater davon gehört, dass die Scientologen vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Krankheiten wie Asthma erzielten. Daher meinte er, Dave sei dort gut aufgehoben. Laut Grandpa verbesserte sich Daves Zustand beträchtlich, was ihn noch mehr davon überzeugte, dass Scientology die Antworten hatte, nach denen er suchte. Er war bei der Arbeit erfolgreicher, konnte leichter wichtige Entscheidungen treffen und jetzt
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