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Mein Flirt mit der Blutfrau

Mein Flirt mit der Blutfrau

Titel: Mein Flirt mit der Blutfrau
Autoren: Jason Dark
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möglich.
    Er dachte daran, wie es ausgesehen hatte, als das Getier aus dem Mund der Blutfrau gekrochen war, und ihm wurde im nachhinein noch übel. Nun erlebte er Ähnliches.
    Die Käfer überwanden seinen Mund.
    Wenn sie jetzt in die Nasenlöcher kriechen…
    Er wagte kaum weiterzudenken, der erste Käfer jedenfalls hatte sich für einen anderen Weg entschieden. Er kroch links an Juans Nase vorbei und erreichte die Wange, von wo aus er sich allmählich den Augen näherte.
    Dem zweiten Käfer gefiel es auf der Oberlippe. Dort lief er hin und her, marschierte auf das rechte Nasenloch zu und blieb stehen. Juan mußte den Mund einfach öffnen, weil er Luft brauchte. So tief und auch so vorsichtig wie möglich atmete er ein.
    Gleichzeitig krabbelte der Käfer hoch — genau in das Nasenloch. Er drückte sich hinein, Juan stöhnte, er spürte keine Schmerzen, nur ein Kitzeln in der Nase, und es kam, wie es kommen mußte. Der Niesreiz war plötzlich da. Er überwältigte ihn direkt, und plötzlich schien sein Kopf zu explodieren.
    Mit einem prustenden Geräusch nieste der Junge. Sand stob vor ihm in die Höhe. Juan hatte die Augen geschlossen, deshalb sah er auch nicht, daß der Käfer aus seinem Nasenloch wirbelte und von dem hochwirbelnden Sand verschüttet wurde. Das heftige Niesen war die große Befreiung gewesen, und Juan holte keuchend Luft.
    Er hatte es geschafft. Ihm war ein kleiner Sieg gelungen. Das ließ die Flamme der Hoffnung wieder aufflackern.
    Allmählich hatten sich die aufgewirbelten Körner und auch der feine Staub gesenkt.
    Er sah wieder klarer, erkannte die weißen Schaumstreifen der an den Strand rollenden Wellen und entdeckte jetzt auch die kleinen Krebse, die sich durch sein Niesen von ihrem Ziel nicht abhielten ließen und auf sein Gesicht zukrochen.
    Juan wußte, daß diese Krebse Scheren hatten, mit denen sie schnappen und auch kleinere Wunden hinterlassen konnten.
    Wunden, die bluteten…
    Er spürte wieder den Druck im Magen. Die Angst strahlte aus seinen Augen. Da er sich in gleicher Höhe mit den Krebsen befand, kamen sie ihm vor wie Ungeheuer, die aus einer längst vergangenen Zeit zurückgeblieben waren. Sie tasteten sich voran. Stück für Stück. Die Distanz schmolz immer mehr zusammen. Juan sah, wie die Scheren zitterten. Wie gefährliche, übergroße Zangen kamen sie ihm vor.
    Gleich würden sie zubeißen.
    Da berührte ihn der erste Krebs. Die beiden Scheren ruckten etwas hoch, und schon knipsten sie in seine Haut. Er spürte den Schmerz, eigentlich lächerlich, was die Intensität anging. In diesem Augenblick jedoch kam er ihm viel stärker vor. Und es war nicht nur ein Krebs, der sich ihm näherte.
    Vier, fünf, nein, sechs Tiere hatten Kurs auf ihn genommen. Wenn sie zubissen, dann…
    Am liebsten hätte er geschrien. Er hatte schon den Mund offen, um dies zu tun, als er plötzlich dumpfe Schritte hörte. Juan konnte die Person nicht sehen, weil sie hinter ihm herlief. Doch er vernahm die dumpfen Echos der Schritte.
    Lavinia di Luna war da. Sie hatte also die Auseinandersetzung mit John Sinclair gewonnen.
    Damit rechnete Juan fest, er war aber um so mehr überrascht, als dicht neben ihm ein dunkler Stiefel erschien und den Krebs zertrat. Das war Musik in den Ohren des Jungen. Die Gestalt zertrat auch die anderen Tiere, um dann in die Hocke zu gehen.
    Jetzt erst erkannte Juan seinen Retter.
    Es war Capitan Sanchez!
    Der Junge atmete keuchend, seine Zunge schnellte aus dem Mund, er spürte die Sandkörner und flüsterte stockend den Namen des Polizeioffiziers.
    »Sei ruhig, Juan, ich hole dich hier heraus!«
    Sanchez hockte vor ihm, Werkzeug hatte der Mann nicht mitgebracht. Er mußte seine bloßen Hände nehmen, um den Jungen zu befreien. Sanchez hatte sich hingekniet, so besaß er einen besseren Halt. Er wuchs vor Juan wie ein wuchtiger Klotz hoch. Das Gesicht des Mannes war schweißbedeckt. Es schimmerte, als hätte man es mit Olivenöl eingerieben. »Wieso, Capitan… wieso?«
    »Ich habe euch verfolgt, dann leider aus den Augen verloren. So bin ich umhergeirrt, bis mir einfiel, daß ja diese kleine Bucht existiert. Dann habe ich dich gefunden. Wo befindet sich John Sinclair?«
    »In… in der Höhle.«
    »Was?« Sanchez hörte auf zu graben.
    »Si, hier gibt es eine Höhle. Nur wenige kennen sie. Ich habe sie gefunden, aber auch die Blutfrau…«
    »Was erzählst du denn da, Juan?«
    Der Junge schrie auf, und Sanchez erstarrte. Beide hatten die Stimme der Blutfrau dicht in ihrer
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