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Mein Flirt mit der Blutfrau

Mein Flirt mit der Blutfrau

Titel: Mein Flirt mit der Blutfrau
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr darüber nach, wie Sanchez es geschafft hatte, an diese Ecke des Strandes zu gelangen, für mich war allein wichtig, daß ihm Lavinia di Luna auf den Fersen war.
    Sie wollte ihn töten!
    Wie ein gewaltiger Halbkreis erschien sieneben ihm. Sie hielt die Arme erhoben, wollte sich auf ihn stürzen, und ich sah ihre langen Fingernägel, die mich an Messer erinnerten.
    Sie mußten ihr in kürzester Zeit nachgewachsen sein. Das alles war unwichtig. Für mich zählte allein, daß ich aus diesem engen Spalt herauskam.
    Das schaffte ich auch.
    Im gleichen Augenblick stürzte die Blutfrau auf ihr Opfer zu, und ich sprang ihr entgegen…
    ***
    Noch in der Luft prallten wir zusammen. Ich holte ihren schrillen Schrei, so überrascht war sie von dieser Attacke gewesen, und drosch noch mit der Lampe zu, die ich in der Linken hielt.
    Ich traf ihren Hals und das Kinn, hörte das Gehäuse knacken, riß noch das rechte Knie hoch und schleuderte sie durch diesen heftigen Treffer zurück. Auch sie fiel in den Sand, zog gleichzeitig die Beine an und wollte sich wie eine Schlange von mir fortbewegen. Ich war auf dem weichen Sand ausgerutscht. Mit einem langen Schritt nach vorn konnte ich mich wieder fangen und kreiselte herum, genau in dem Augenblick, als die Blutfrau aufstehen wollte.
    »Stopp!« schrie ich ihr entgegen.
    Sie hatte sich über meine Stimme so erschreckt, daß sie sich tatsächlich nicht mehr bewegte und, mir seitlich zugewandt, hockenblieb. Um mich anzuschauen, mußte sie den Kopf etwas anheben. Dabei sah sie nicht nur in mein Gesicht, auch auf das Kreuz, das ich ihr entgegenhielt. Sekundenlang stand das Schweigen zwischen uns. Ich vernahm das Stöhnen des verletzten Capitán Sánchez und hörte eine bekannte Stimme schluchzen und rufen.
    »John, du bist da…«
    »Okay, Juan, es ist alles in Ord…«
    Nichts war in Ordnung, denn die Blutfrau reagierte wie ein in die Enge getriebenes Tier.
    Ich hatte nicht auf ihre Hände achten können, was sich nun rächte. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und diese in den weichen Sand gesteckt.
    Beide Arme flogen gleichzeitig hoch. Noch in der gleichen Sekunde wirbelte ein Vorhang aus Sand gegen mein Gesicht. Zwar drehte ich den Kopf noch zur Seite, das meiste Zeug klatschte auch gegen die linke Wange, dennoch drangen mir einige Körner in die Augen, die ich sofort schließen mußte.
    Diese Chance ließ sich eine Person wie die Blutfrau nicht entgehen. Sie sprang mir entgegen. Ich konnte es nicht sehen, spürte aber ihre Hände und auch die Krallen.
    Mein Gesicht erwischte sie glücklicherweise nicht. Dafür klammerte sie sich an den Schultern fest, ich vernahm ihr Fauchen, riß die Augen trotz der Behinderung auf und sah durch den Tränenstrom verschwommen das Gesicht mit dem weit geöffneten Mund.
    Was aus ihm herausquoll, war nicht zu erkennen. Ich wehrte mich automatisch und reflexhaft.
    Mit dem Kreuz erwischte ich sie.
    Unter dem geweihten Metall spürte ich die weiche Masse. Das mußte einfach ihr Gesicht sein.
    Dann hörte ich das Heulen…
    Es waren fürchterliche Laute, als hätte jemand in der Nähe eine Sirene angestellt.
    Dazwischen klangen die fast jubelnden Schreie des Kellners Juan. Ich war froh, daß mir die Tränen die Augen wieder freispülten, und konnte endlich sehen.
    Die Blutfrau lag auf dem Boden.
    Auf ihrem Gesicht strahlte ein Abdruck, der dem Kreuz haargenau nachgebildet worden war.
    Er leuchtete in einem fahlen Blau, und an den Rändern flimmerte es rot. Lavinia di Luna hatte alles versucht und letztendlich alles verloren. Ihr Gesicht hatte sich verzerrt, und ich bekam noch mit, wie es brach. Hervor strömten Käfer, Spinnen, Würmer. Alles, was sie früher zu sich genommen hatte, fand seinen Weg ins Freie.
    Plötzlich wimmelte ihr gesamter Körper, dann zerflossen die Umrisse, und die zahlreichen Insekten krabbelten über den Sand weg, als wollten sie fluchtartig das Weite suchen. Nichts blieb mehr von Lavinia di Luna zurück. Keine Knochen, keine Haut, keine Asche. Ihr Körper, durch Magie gestärkt, bestand letztendlich nur noch aus Insekten. Ich kümmerte mich um Capitan Sanchez. Er war zu der Felswand gerobbt und lehnte mit dem Rücken dagegen.
    Aus zahlreichen Wunden blutete er, aber er lebte, und das allein zählte.
    »Por Dios, Sinclair, geschafft?«
    »Si, sie lebt nicht mehr. Vergessen Sie die Blutfrau.«
    Er lachte bitter auf. »So schnell bestimmt nicht, wirklich nicht…«
    »Bis gleich, Capitan.« Mein nächster Weg führte
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