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Mein Flirt mit der Blutfrau

Mein Flirt mit der Blutfrau

Titel: Mein Flirt mit der Blutfrau
Autoren: Jason Dark
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Nähe gehört…
    ***
    Sie stand auf dem Sandstreifen und bewegte sich nicht. Etwa auf halber Strecke zwischen der Felswand und dem auslaufenden Wasser. Ihr Blick war starr und eisig, falls man überhaupt etwas aus ihren Augen lesen konnte. In ihrem Gesicht bewegten sich die Käfer und Würmer, die Lavinias Mund verlassen hatten.
    Juan konnte sie nicht sehen, aber Sanchez schaute über den Kopf des Jungen hinweg und starrte sie an, während er sich langsam in die Höhe schob, um starr stehen zu bleiben. »Die Mörderin«, flüsterte er, »du bist die Mörderin.« Er tastete nach seiner Waffe, die in einer Pistolentasche steckte.
    »Und ich mag es nicht, wenn man meine Kreise stört, Polizist. Noch ein Polizist. Einer hat mir gereicht.«
    »Aufpassen, Capitan. Sie ist gefährlich!« warnte Juan. »Sogar sehr gefährlich.«
    »Das glaube ich auch«, flüsterte Sanchez. »Aber ich bin es ebenfalls, Señora…«
    Sie lachte nur und kam näher. Sehr lässig bewegte sie sich. Ihre bloßen Füße schleiften durch den Sand, und Sánchez sah sich durch ihre Nacktheit irritiert. Der Fetzen, der soeben das Nötigste bedeckte, zählte nicht. Er wunderte sich nur über den Aufzug der Frau, die sich so hinstellte, daß sie voll im Mondlicht stand.
    Durch die Strahlen des Mondes hatte sie Kraft schöpfen können. Auch jetzt leuchtete er sie wieder an und übergoß sie mit ihrem fahlen Schleier aus Licht.
    Die Blutfrau gab sich siegessicher. Sie ging davon aus, daß sie alles gewinnen würde. Menschen kamen gegen sie nicht an, sie war bisher die Stärkere gewesen, und so sollte es auch bleiben. Der Offizier zog seine Waffe und richtete die Mündung auf die Blutfrau.
    »Ich werde Ihnen jetzt Handschellen anlegen und Sie abführen. Aber zuvor will ich wissen, wo sich John Sinclair befindet.«
    »Such ihn doch!«
    Sánchez zuckte zusammen. Er haßte es, so angesprochen zu werden, und er sah, wie sie den Mund öffnete, mit mehreren Fingern hineingriff und Würmer auf ihren Handteller gleiten ließ.
    Sánchez zuckte zurück. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Seine Augen weiteten sich, der Magen bildete plötzlich einen dicken Kloß, der in die Höhe wandern wollte.
    »Es gefällt dir nicht, wie?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Das kann ich mir denken.« Sie schüttelte die Hand, so daß die Würmer sich lösten. Im Sand blieben sie liegen. Lavinia di Luna ging vor. »Ich freue mich, daß du gekommen bist, Polizist. Ja, ich freue mich wirklich, denn ich brauche etwas. Ich hätte es mir noch in dieser Nacht geholt, das Blut des Hotelbesitzers Gomez, aber jetzt bist du da. Und ich habe zeitlich etwas gewonnen, verstehst du? Ich werde mir dein Blut holen. Gomez kommt später an die Reihe…«
    »Hören Sie auf, Sie…«
    »Nein, ich höre nicht auf. Wenn du nicht zu mir kommst, dann komme ich zu dir.« Sie ging langsam auf den Offizier zu.
    Das merkte auch Juan. »Capitan, fliehen Sie. Diese Frau wird Sie töten. Sie ist so gefährlich…«
    »Unsinn, ich fliehe nicht.« Er konzentrierte sich auf Lavinia. »Bleiben Sie stehen, sonst schieße ich!«
    »Bitte!« Sie breitete sogar die Arme aus und hielt den Mund offen, so daß einige Käfer herauskrabbeln konnten. Im Mondlicht schimmerten sie bläulich.
    Sanchez keuchte. Er befand sich in einer Zwickmühle. Sollte er tatsächlich auf eine Unbewaffnete schießen? Er war Polizist, dem Recht und Gesetz verpflichtet…
    »Na schieß!«
    Und Sanchez feuerte. Er hatte den Waffenlauf im letzten Augenblick gesenkt, weil er die Person nicht töten wollte. So hieb das Bleigeschoß in den rechten Oberschenkel, dessen Haut wie Marmor glänzte. Lavinia zuckte zusammen. Es sah so aus, als hätte ihr eine gewaltige Kraft das Bein zurückgedrückt. Jetzt mußte sie eigentlich zusammenbrechen, doch sie ging weiter.
    Und sie lachte…
    Ja, sie lachte gellend gegen die anrollenden Wellen an, während sie ihren Mund weiterhin offen hielt, um das zu entlassen, was in ihrem Innern steckte.
    Es quoll als Strom über die Unterlippe und rann am Kinn entlang, fand den Weg über den Hals und erreichte den oberen Teil des Körpers. Capitan Sanchez stand wie angegossen auf dem Fleck und begriff überhaupt nichts. Sein Blick war ein einziges Fragezeichen, in das sich allmählich die Furcht hineinschob. Ihm wurde klar, daß er es hier mit einer Person zu tun hatte, die möglicherweise nicht menschlich war, obwohl sie so aussah.
    »Amigo, du darfst noch einmal schießen. Los, ziele richtig! Jage mir die Kugel in die
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