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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod
Autoren: Peter James
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Kaninchen jagte und von Ross ins Haus zurückgerufen wurde. Die Uhr an der Küchenwand zeigte zehn nach eins.
    Sie hörte das Tappen von Pfoten, dann legte Rasputin ihr die Schnauze auf den Schoß. »Na, wie geht’s, alter Junge?« Während sie ihm über das seidige Haar strich, blickte er erwartungsvoll zu ihr auf: zwei große, seelenvolle Augen. Dann stupste er sie sanft an. Lächelnd sagte sie: »Möchtest du einen Keks?« Sie schob ihn von sich fort und holte einen Keks aus dem Vorratsschrank, ließ ihn Sitz machen und steckte ihm den Keks ins Maul. Dann ging sie, während er zufrieden kaute, zur Spüle und wusch sich den Mund mit Wasser aus, um den sauren Geschmack des Erbrochenen loszuwerden.
    Ein Schlüssel klapperte. Augenblicke später hörte sie das Gerassel der Sicherheitskette: Ross schloss das Haus für die Nacht ab. Er trat hinter sie, legte ihr die Hände auf die Schulter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Alec schläft. Wie geht’s dir jetzt?«
    »Etwas besser, danke.«
    »Wirken die Tabletten schon?«
    »Ich glaube ja. Was sind das für Pillen?«
    »Sie beruhigen den Organismus.«
    Es ärgerte sie, dass er ihr nie sagte, was für Tabletten er ihr gab. Als wäre sie ein Kind.
    Er kniete nieder, untersuchte ihre Augen, sagte, sie solle die Zunge herausstrecken, und untersuchte auch diese mit sorgenvoller Miene.
    »Was habe ich?«
    »Nichts.« Er lächelte. »Du musst ins Bett. Aber ich möchte dir noch etwas zeigen, bevor wir nach oben gehen – es dauert nur eine Sekunde.«
    Wieder entdeckte sie hinter seinem Lächeln eine leichte Unsicherheit. »Was hast du an meiner Zunge gesehen?«
    Nach kurzem Zögern sagte er voller Überzeugung: »Nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest.«
    Sie hob ihre kleine Handtasche vom Küchentisch und folgte Ross den Flur entlang – an den Wänden hingen Stiche mit historischen Militäruniformen, dazwischen Schilde und Schwerter – in sein Arbeitszimmer. Es ging ihr entschieden besser, aber ob es daran lag, dass sie sich erbrochen hatte, oder an den Tabletten, wusste sie nicht. Außerdem war sie hellwach.
    Ross ging zu seinem Computer und drückte eine Taste auf der Tastatur; der Bildschirm leuchtete auf. Dann schaltete er die Schreibtischlampe an, ließ seine Aktenmappe aufspringen, nahm eine Diskette heraus und schob sie ins Laufwerk. Einst hatte Faith die maskuline, gediegene Atmosphäre gemocht, aber heute war ihr unbehaglich zumute, wie einer Schülerin im Zimmer des Schulleiters.
    Der makellos saubere Raum war mit tiefen Ledersesseln und einem Ledersofa eingerichtet. An den Wänden hingen erlesene viktorianische Gemälde mit maritimen Motiven, auf einem kleinen Sockel stand eine Büste des Sokrates, in den Bücherregalen reihten sich medizinische Fachbücher und Fachzeitschriften aneinander. Ross arbeitete an einem schönen antiken Schreibtisch aus Walnussholz, den sie ihm kurz nach dem Umzug hierher zum Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte ein ziemliches Loch in ihre Ersparnisse gerissen, die sie während ihrer kurzen Zeit im Catering-Business angesammelt hatte.
    Weil Ross darauf bestand, hatte sie kurz vor ihrer Heirat aufgehört zu arbeiten. Ihr hatten der Job, wo sie meist für die Mittagsmenüs von Geschäftsführern zuständig war, und die kleine Firma, bei der sie nach dem Hauswirtschafts-College angefangen hatte, sehr gut gefallen. Trotzdem war sie glücklich und zufrieden gewesen, für sie beide ein Zuhause zu schaffen. Sobald sie sich eingelebt hatten, konnte sie immer noch ihr Wunschstudium aufnehmen: Ernährungswissenschaft.
    Aber Ross hatte sowohl die Idee, dass sie wieder zur Uni ging, als auch die Annahme einer Teilzeitbeschäftigung abgelehnt. Er hatte ein großes Thema daraus gemacht und gesagt, sie solle sich doch nicht durch Studium oder Beruf kaputtmachen. Inzwischen war ihr allerdings klar, dass er sie ans Haus fesseln wollte.
    Stattdessen hatte sie sich ins Gemeindeleben gestürzt. Der benachbarte Weiler Little Scaynes bestand aus kaum mehr als ein paar viktorianischen Cottages. Ursprünglich waren sie für die Eisenbahnarbeiter errichtet worden, die die Strecke London–Brighton bauten. Der Ort war eine planlose Ansammlung größerer und neuerer Häuser und einer normannischen Kirche, die sich einiger schöner Fresken, Trockenfäule, einer blühenden Kolonie von Holzwürmern sowie eines Pfarrers rühmte, dessen falsches Gebiss klapperte, wenn er vor seiner winzigen Gemeinde predigte.
    In Little Scaynes gab es kein
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