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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller
Autoren: Mary Higgins Clark
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damit er dich zum Motel locken konnte. Ich weiß, was passieren wird, wenn er zurückkommt.«
    Lillians Schluchzen wurde immer lauter, bis es als schauriger Schrei durch den hohen, weiten Raum hallte.

78
    W ally Gruber wusste nicht, warum der Fahrer des Wagens, der ihn zur Staatsanwaltschaft in New Jersey brachte, plötzlich das Blaulicht anstellte und aufs Gas trat. »Ich hab’s nicht eilig«, schimpfte er. »Ich genieße die Fahrt. Meinetwegen dürft ihr unterwegs gern auf einen Kaffee anhalten.«
    Er saß hinten im Kastenwagen, war an Hand- und Fußgelenken gefesselt und durch ein Gitter von der Fahrerkabine getrennt. Zwei weitere Polizisten begleiteten ihn, einer vorn auf dem Beifahrersitz, der andere saß bei ihm hinten.
    Keiner der drei Polizisten ging auf seinen Kommentar ein. Wally zuckte mit den Achseln. Sind heute wohl nicht gut drauf, dachte er sich. Was soll’s? Er schloss die Augen und konzentrierte sich wieder auf das Gesicht, das dafür sorgen sollte, dass er sehr viel früher als vorgesehen in die Freiheit entlassen würde. Mit einigen Mitinsassen hatte er Wetten darauf abgeschlossen. Eine ganze Wettrunde war eingerichtet worden, die Quote stand im Moment bei vier zu eins, dass er wirklich den Mörder des Professors gesehen hatte.
    Er konnte noch nicht einmal die frische Luft auf dem Parkplatz vor dem Gerichtsgebäude in vollen Zügen genießen, weil er schnellstens in den Lift geschleift wurde. Oben brachte man ihn sofort in ein Zimmer, in dem ein Typ vor einem Computer saß. Als sie eintraten, erhob er sich. »Mr. Gruber«, sagte er, »ich bin Detective Howard Washington. Ich werde mit Ihnen am Phantombild arbeiten.«
    »Nennen Sie mich ruhig Wally, Howie«, erwiderte Gruber fröhlich.
    Washington ging darauf nicht ein. »Nehmen Sie bitte Platz, Mr. Gruber. Ich werde Ihnen erklären, wie wir vorgehen. Ich möchte Sie auch darauf hinweisen, dass alles auf Video aufgezeichnet wird. Zuerst beschreiben Sie mir detailliert die Person, die Sie angeblich gesehen haben, dann zeige ich Ihnen am Computer Bilder verschiedener Kopf- und Gesichtspartien wie Stirn, Augen, Nase und Kinn sowie Kopf- oder Gesichtsbehaarung.«
    »Gesichtsbehaarung können Sie sich sparen, Howie. Die hatte er nämlich nicht.« Wally setzte sich neben Washington und lehnte sich zurück. »Gegen eine hübsche heiße Tasse Kaffee hätte ich nichts einzuwenden«, sagte er. »Ohne Milch. Zwei Stück Zucker.«
    Simon Benet und Rita Rodriguez waren in diesem Augenblick dazugekommen, und Benet packte leiser Groll, als er Wallys unbekümmerten Kommentar hörte. Beschwichtigend legte Rita ihm die Hand auf den Arm. Diesen aufgeblasenen Kerl, dachte Benet, würde ich mir liebend gern mal zur Brust nehmen.
    »Ich stelle Ihnen jetzt einige Fragen zum äußeren Erscheinungsbild und mache mir dabei Notizen. Also, fangen wir mit unserer Checkliste an.«
    Die Fragen prasselten nur so auf Wally ein: Männlich oder weiblich … Hautfarbe … ungefähres Alter … ungefähre Größe und Gewicht …
    Daraufhin rief Detective Washington auf dem Monitor verschiedene Bilder auf.
    Wally schüttelte mehrmals den Kopf, bis er innehielt: »Stopp! Ja, genau so haben seine Haare ausgehen, als er den Schal runtergezogen hat. Voll ins Schwarze getroffen.«
    Simon Benet und Rita Rodriguez sahen sich an. Nach Wallys Beschreibung wussten sie bereits, welches Phantombild entstehen würde. Die Frage, die sich ihnen beiden aufdrängte, lautete: Wo und wann hatte Gruber dieses Gesicht gesehen? War es in der Nacht, in der Jonathan Lyons erschossen wurde, oder auf dem Foto in der Zeitung nach Lyons’ Ermordung?
    Sie warteten, bis Wally Gruber schließlich mit Blick auf das Phantombild zu Detective Washington sagte: »Großartig gemacht, Howie. Genau das ist er.«
    Benet und Rodriguez starrten auf den Monitor.
    »Es ist, als hätte Greg Pearson Modell gesessen«, sagte Rita. Benet nickte.

79
    N achdem Alvirah Lloyd angerufen und ihm mitgeteilt hatte, dass Mariah möglicherweise vermisst werde, eilte sie unter die Dusche, schlüpfte in ihren leichten Jogginganzug und ließ die halb gegessene Quarktasche auf dem Teller liegen. Mit vor Aufregung pochendem Herzen nahm sie ihre Vitamintabletten und trug eilig ein wenig Make-up auf. Sie war kaum fertig, als Lloyd anrief und berichtete, dass Mariahs Wagen gefunden worden war.
    »Ich bin unterwegs zur Polizei«, sagte er. »Dieser Gruber sollte mittlerweile dort eingetroffen sein. Wenn es stimmt, was er sagt, dann hängt Mariahs
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