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Mehr als nur ein Zeuge

Mehr als nur ein Zeuge

Titel: Mehr als nur ein Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Ich kannte sie nur vom Boxen. Freunde von Nathan, glaub ich jedenfalls   …«
    Die Typen waren unheimlich. Wir haben sie vor der Bowlingbahn getroffen und sind mit ihnen zur Bushaltestelle gegangen. Vor einem dieser Läden, die geklaute Handys verkaufen, sind wir stehen geblieben. »Was wollt ihr von uns, Jungs?«, hat der eine gefragt, und Arron meinte, dass wir Schutz brauchen. Er war in der Woche zuvor überfallen und abgezogen worden, mit einem Messer bedroht, und dann musste er seine Uhr rausrücken und fühlte sich jetzt unsicher. Damals ging das los, dass wir immer ein Messer mitnahmen.
    »Wenn ihr klein’ Scheißa Schutz ham wollt, müssta eusch den vadien«, meinte Mike. Er ist einer von diesen |347| weißen Typen, die immer wie Gangsta quatschen, hat massenhaft Tattoos und behängt sich mit haufenweise Klunkern. Er hat Riesenbrillistecker in den Ohren, einen Goldzahn und die Sorte Goldketten, die man in unserer Gegend nur trägt, wenn man taff genug ist, um sie auch verteidigen zu können. »Da müssta aba ’n paar kleine Jobs für uns durchziehn.«
    Ich hatte zu viel Schiss, um was zu sagen, aber Arron meinte: »Alles klar, Alter, kein Problem.« Dann haben alle gelacht.
    »Wassis mit dem da?« Jukes zeigte mit dem Daumen auf mich. Jukes hat’s nicht so mit den Klunkern, und wenn man ihn auf der Straße trifft, guckt man höchstens wegen dem Adler-Tattoo noch mal hin. Nur weil ich ihn im Boxclub kämpfen gesehen habe, weiß ich, wie viel Kraft in seinem stämmigen Körper steckt.
    Ich schüttelte den Kopf und starrte auf das mit Kaugummi verklebte Pflaster und die beiden lachten wieder. Arron lachte mit und sagte dann: »Der Sack hat nich die Eier dazu.«
    »Du hast also angenommen, dass Arron Schutz bei Jukes’ Gang sucht?«, fragt DC Bettany.
    »Nein   … doch   … irgendwie schon. Ich wusste ja nicht, dass die beiden zu einer Gang gehören.«
    »Du hast aber gewusst, dass Arron in den Park will, um etwas für die beiden zu erledigen?«
    »Äähhh   … auch nicht so richtig. Arron hat mich gefragt, ob ich mitkomme, und dann fing er wieder an, von wegen Schutz und so, dass ich ein Ziel für jeden bin, |348| wenn ich keinen Schutz hätte. Aber ich hab gesagt, dass ich nicht mitkomme. Ich wusste nicht, was ich machen soll. Ich wollte keinen Ärger.«
    Ich verschweige ihm, dass Arron wollte, dass ich den Job für Jukes und Mikey erledige. Dass er gesagt hat: »Zeig, dass du ein Mann bist!« Als ich Nein gesagt habe, hat er auf den Boden gespuckt und gesagt: »Du lässt mich im Stich, Ty. Du bist ein richtiges Mädchen.«
    »Soso, du wolltest keinen Ärger«, sagt DI Morris. »Anscheinend hast du deine Taktik in letzter Zeit geändert. Zweimal innerhalb von zwei Wochen vom Unterricht ausgeschlossen   …«
    »Das war ein Ausrutscher. Ich weiß selbst nicht, wie das passiert ist.«
    »Dann sieh zu, dass es nicht noch mal passiert.«
    »Klar.« Ich denke, dass dieser Jake Ferguson ein total langweiliger Typ sein muss. Jedenfalls muss er sich schlauer verhalten als Joe oder Ty. Ich weiß nicht, ob ich das hinkriege.
    »Dann bist du Arron doch gefolgt?«
    Das habe ich ihnen doch schon x-mal erzählt. Ich bin ihm bis zum unteren Eingang nachgegangen. Der Park ist ziemlich klein, erstreckt sich zwischen zwei Straßen einen Hügel hoch. Unten ist ein Teich und weiter oben ein Kinderspielplatz. Auf dem Spielplatz haben Arron und ich früher oft gespielt. Dort gibt es eine Burg aus Holz mit Verbindungsstegen und einer Rutsche, dazu die üblichen Schaukeln und so. Wir waren dort immer gern.
    |349| Arron ist in Richtung Teich gegangen und ich bin außen um den Zaun rumgerannt, den Hügel hoch auf die andere Seite, dort bin ich über den Zaun geklettert. Auf dem Spielplatz war keiner, weil es schon dunkel wurde und genieselt hat. Ich bin in die Burg geklettert, denn von da aus sieht man den ganzen Weg und jeden, der den Hügel raufkommt, ohne dass man selbst gesehen wird.
    »Ich bin hinterhergegangen, falls er mich braucht oder so. Ich wusste ja nicht, was passieren würde.«
    »Und wann sind Jukes und Mikey aufgetaucht?«
    »Die sind mit Arron gekommen. Wahrscheinlich haben sie sich unten am Teich getroffen. Dann haben sie sich alle drei versteckt und gewartet. Aber das habe ich Ihnen doch alles längst erzählt.«
    Ich denke an den Jungen, der den Weg entlang auf die drei zukam. Ich muss oft an ihn denken. Er sang zur Musik aus seinem iPod, er war nicht älter als ich. Er hatte einen Kapuzenpulli und eine

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