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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen
Autoren: Patricia Schröder
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andere Situationen
durchstehen müssen«, entgegnete Gordy. Er tastete
nach meiner Hand, doch ich entzog sie ihm gleich wieder.
Stirnrunzelnd blickte er mich an.
    »Besser nicht«, sagte ich leise.
    Er schüttelte unwillig den Kopf. »Elodie, du und ich, wir
gehören zusammen. Das soll deine Großtante gleich wissen.«
    Das Herz sprang mir bis in den Hals hinauf.
Wir gehören
zusammen.
Was
ich
bisher nur zu denken gewagt hatte, sprach
er aus, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres auf dieser Welt.
    Abermals ergriff Gordy meine Hand und ich lief mit rasendem
Herzen neben ihm her auf den Hauseingang zu.
    Tante Grace hatte uns anscheinend bereits kommen sehen.
Sie riss die Tür auf und stürzte uns entgegen. »Elodie, um Gottes
willen!«
    »Nichts passiert, alles halb so wild«, sagte ich, während sie
meinen freien Arm packte und mich in den Hausflur zog.
    Gordy, der noch immer meine Hand hielt, folgte mir und
drückte die Tür hinter uns zu.
    »Und Sie, junger Mann …«, begann meine Großtante, aber
ich ließ sie gar nicht erst in Fahrt kommen.
    »Er hat mich gerettet«, sagte ich.
    Tante Graces Augenbrauen bogen sich nach oben. »Wie
darf ich das verstehen?«
    »Ja, also … ich bin von einer Klippe gerutscht«, begann ich
mit meiner Erklärung, »und er …«
    »… kam zufällig gerade vorbeigeschwommen?«
    »Nicht zufällig.« Mir war natürlich klar, wie unglaubwürdig
sich das anhörte. Ganz sicher war es gut, wenn wir mit unserer
Geschichte so nah wie möglich an der Wahrheit blieben. »Jedenfalls
hat er mich herausgefischt. Gordian ist nämlich ein
ganz ausgezeichneter Schwimmer«, fügte ich hastig hinzu. »Das
Meer ist wie seine zweite Heimat. Er verbringt täglich mehrere
Stunden darin, sogar im Winter.«
    »Aha.« Tante Grace kräuselte die Lippen und musterte unverhohlen
seinen nackten muskulösen Oberkörper.
    »Mrs Shindles«, sagte er und verbeugte sich leicht. »Es freut
mich sehr, Sie endlich kennenzulernen. Elodie hat mir schon
so viel von Ihnen erzählt.«
    Die Augenbrauen meiner Großtante verschwanden nun
vollständig unter ihrem kurzen, leicht antoupierten Pony.
»Sooo?«, sagte sie gedehnt. »Bedauerlicherweise kann ich das
von Ihnen nicht behaupten. Wenn ich mich recht erinnere,
hat Elodie Sie bisher nicht einmal erwähnt«, setzte sie mit
einem bedeutungsvollen Seitenblick auf mich hinzu.
    »Das werde ich alles nachholen«, versprach ich, während ich
Gordy an ihr vorbeibugsierte und in Richtung Treppe schob.
»Auf jeden Fall sind wir … na ja … zusammen. Und jetzt würden
wir gerne trockene Sachen anziehen und …«
    »Du gibst dich also der Illusion hin, dass dem jungen Mann
deine Hosen und Pullover passen?«, unterbrach Tante Grace
mein Gestammel.
    Ich blieb stehen und starrte sie, dann Gordy und danach
wieder sie an.
    »Er hat eine Jeans und einen Sweater oben bei mir im Zimmer
«, sagte ich schließlich.
    Meine Eröffnung schien ihr die Sprache zu verschlagen und
ich senkte betreten den Kopf. Nur zu gerne hätte ich ihr und
natürlich auch mir all diese Peinlichkeiten erspart, aber letztendlich
war meine Großtante ja selber schuld. Warum wollte
sie auch immer alles ganz genau wissen!
    »Ich werde es dir erklären«, sagte ich. »Später.«
    Gordy schenkte Tante Grace ein Lächeln. Ihre Augenbrauen
kamen wieder zum Vorschein und ihr Gesicht entspannte sich. Ich fragte mich, ob seine besondere Magie wohl auch bei
ihr wirkte …
    »In fünf Minuten seid ihr wieder hier unten«, gab sie im
Befehlston zurück. »Dann ist nämlich die Quiche fertig.«

    »Ich habe deine Sachen in den Schrank gelegt«, sagte ich, nachdem
wir mein Apartment betreten hatten, und streifte eilig
Chucks, Regenhose, Jeans und Sweater ab. »Auf der rechten
Seite ins oberste Fach. Ich dachte mir, dass Tante Grace dort
bestimmt nicht nachschauen würde. Eigentlich glaube ich zwar
nicht, dass sie in meinen Klamotten herumschnüffelt, aber …«
    »Elodie …« Gordys Blick haftete auf mir, und diesmal sah er
mir nicht in die Augen, sondern betrachtete meinen Körper.
»Könntest du bitte damit aufhören, dich ständig vor mir auszuziehen!«
    »Entschuldigung«, entgegnete ich, »aber mir ist eiskalt.« Außerdem
hatte ich meinen Slip und den BH ja noch an. »Das ist
wie ein Bikini«, verteidigte ich mich weiter. »So laufen hier alle
Mädchen im Sommer rum.«
    Gordian presste die Lippen aufeinander. »Na, dann hoffe
ich …«
    »Was?«
    »Ach, nichts.« Er machte eine resignierte Handbewegung.
»Wo, sagtest
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