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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut
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darauf – da blähten sich die Handschuhe auf, um ihre Fäuste zu verschlingen. Im nächsten Augenblick waren die Haubolde alle an den Händen gefangen und konnten sie nicht mehr aus den engen Handschuhen ziehen. Sie fluchten, schimpften und verwandelten die Luft in ein galliges Blau, was ein sehr ungewöhnlicher Effekt war. Denn galliges Grün oder Gelb galten hier als normale Töne. Doch selbst in dem Blau vermochten sie sich nicht zu befreien, denn die Handschuhe hielten sie fest an den Busch gefesselt.
    Fröhlich ging Mela weiter. Manchmal brauchte man eben nur etwas Glück und genug Verstand, um es auch zu nutzen. Logischerweise Hilfe aus einem Handbuch. Schließlich war dies ja auch das Land Xanth, wo fast alles, was existierte, magischer Art war. Das Land war gefährlicher als das Meer, doch würde sie schon zurechtkommen.
     
    Nach einiger Zeit erreichte sie einen Fluß. Das war wunderbar, gab es hier doch Gelegenheit, sich den Schwanz zu benetzen. Sie watete hinein – und schoß gleich wieder heraus. Das war ja Süßwasser! Was für ein schreckliches Gefühl. Nein, sie würde sich eben mit trockenen Beinen behelfen müssen, bis sie wieder ins Meer zurückkehren durfte.
    Anstatt das schlechte Wasser noch einmal zu berühren, schritt sie stromaufwärts. Es war nur vernünftig anzunehmen, daß sie nur lange genug gehen mußte, bis der Fluß es aufgab und verblaßte, dann könnte sie weitergehen, ohne ihn berühren zu müssen.
    Bald darauf begegnete sie einer merkwürdigen kleinen Kreatur. Dieses Wesen besaß eine rosafarbene, haarige Haut und eine abgeflachte Schnauze, mit der es am Boden entlangschnüffelte. Mela holte wieder ihr Handbuch hervor und blätterte es durch, bis sie ein Bild gefunden hatte, das das Ding zeigte: Es war ein Schwein. Die Beschreibung war beruhigend – diese Wesen waren harmlos, wenn man sie nicht ärgerte. Daher ignorierte Mela es und ging weiter.
    Sie stieß auf ein weiteres Schwein, dann auf ein drittes. Tatsächlich gab es hier eine halbe Schweineherde.
    Dann entdeckte sie einen Weg. Der Weg dehnte sich aus, als freue er sich über ihre Aufmerksamkeit, und wurde zu einer gepflasterten Straße. Mela wußte, daß einige der Wege trügerisch waren, weil sie zu Drachennestern oder Gewirrbäumen führten, doch dieser war nicht der Typ dafür. Es war ein gerader Weg, der gern gebraucht wurde, und sie war froh, ihm diesen Gefallen tun zu können. Er würde es ihr ermöglichen, schneller voranzukommen.
    Plötzlich vernahm Mela ein gewaltiges Gegrunze, und ein riesiges Schwein kam den Weg entlanggestürzt. Sie mußte ins Gestrüpp springen, um ihm aus dem Weg zu gehen. Das trug ihr dennoch keinen Dank ein. »Aus dem Weg, Nymphe!« grunzte das riesige Schwein, als es vorbeistürmte.
    Mela mochte es nicht, als Nymphe bezeichnet zu werden, wo doch jedermann sehen konnte, daß sie eine Meerfrau auf Beinen war. »He, du glaubst wohl, daß dir dieser Weg gehört, wie?« fragte sie zornig.
    Das Schwein hielt an und drehte seinen Schweinsnacken zu ihr herum. »Das tue ich tatsächlich«, erwiderte es.
    »Was bist du nur für eine Kreatur?«
    »Ein Straßenschwein, natürlich. Und nun bleib mir aus dem Weg.« Es setzte sich wieder in Bewegung und war schon kurz darauf verschwunden.
    Ein Straßenschwein. Sie hätte lieber noch im Handbuch weiterlesen sollen, dann hätte sie es entdeckt, bevor sie von ihm entdeckt worden wäre.
    Mela zuckte die Schultern und versuchte wieder auf die Straße zurückzukehren. Doch sie mußte feststellen, daß sie im Laubwerk des häßlichsten und nutzlosesten Baums verheddert war, den sie je gesehen hatte. Seine Blätter waren verformt, die Rinde pellte sich ab und die Früchte waren faul. Er schien in jeder Hinsicht falsch gewachsen zu sein. Es war gut, daß sie keine Kleidung trug, sonst hätten sich die wirren Dornen darin verfangen. Auch ohne Kleidung taten ihr nun zwei aussprechliche und eine unaussprechliche Stelle weh.
    Sie befreite sich und zückte einmal mehr das Handbuch. Da stand er ja: ein Zitronenbaum. Jeder, der einen von dieser Sorte bekam, mußte ihn so schnell wie möglich wieder loswerden, weil er nichts taugte. Das hatte sie gerade selbst bemerkt.
    Die Sache wurde mühsam. Brauchte sie denn wirklich einen Ehemann? Aber Mela beschloß, daß es fast ebenso sinnlos war, jetzt noch einmal umzukehren, wie weiterzugehen. Ebensogut konnte sie fortfahren und sich mal anhören, was der Gute Magier zu sagen hatte.
    Der Weg schlängelte sich durch den Wald,
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