Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut
Autoren:
Vom Netzwerk:
waren, waren gleich aufgefressen worden. Vor langer Zeit hatte ein Vergessenszauber über der Spalte gelegen, doch dieser Zauber war nun verschwunden, so daß es möglich war, etwas über die Spalte in Erfahrung zu bringen. Das war auch gut so, denn auf ihren wackligen Beinen hätte sie nicht gern vor dem Drachen die Flucht ergreifen mögen. Sie fragte sich, wie die Landbewohner nur eine derartig unbeholfene Weise des Reisens ertrugen.
    Mela erreichte den oberen Rand und kletterte darüber hinweg. Hier war das Land einigermaßen eben, so daß sie aufrecht gehen konnte. Sie wußte, daß das Schloß des Guten Magiers ein Stück südlich der Spalte lag, deshalb hielt sie sich ungefähr westwärts. Dort sollte es verzauberte Wege geben, und wenn sie erst einmal einen von denen gefunden hatte, würde sie bis zum Schloß kommen, ohne sich wegen umherirrender Ungeheuer Sorgen machen zu müssen.
     
    Doch leider war sie immer noch in der Wildnis. »Holla!« rief jemand seitlich von ihr. »Eine Nymphe! Haut sie!«
    Verschreckt blickte Mela sich um. Sie war keine Nymphe, denn das waren überwiegend hirnlose Kreaturen, die gleichermaßen hirnlosen Faunen Gesellschaft leisteten. Aus irgendeinem Grund schienen Menschenmänner Nymphen zu mögen, während sie sich überhaupt nicht für die Faune interessierten. Sie stellte fest, daß der Rufer ein Mann von der Größe eines Elfs war, er reichte ihr kaum bis an die Knie. Seine Hände waren vergleichsweise riesig. Um den brauchte sie sich keine Sorgen zu machen.
    Da erschienen plötzlich sechs gleichartige Wesen. »Haut sie! Haut sie!« riefen sie und stürmten in einem gewaltigen Durcheinander auf sie zu.
    Jetzt begriff sie, was das für welche waren: Haubolde! Ihre Hände waren riesig, weil sie sie zu gewaltigen Fäusten zu ballen pflegten, um damit besser auf unschuldige Leute eindreschen zu können. Sie platzten aus einem Totschlägerbusch hervor, einer Pflanze, die es liebte, verprügelt zu werden. Ständig rief sie: »Hau mich!« und »Hau mich wieder!«, obwohl ihre Blätter schon so dünn und flach waren, daß sie eine derartige Mißhandlung kaum noch ertragen konnten. Doch Haubolde waren berüchtigt dafür, daß sie alles verhauten, was in ihre Reichweite kam, und eine üppige, nackte Frau war an sich schon ein herausragendes Ziel für sie. Keine Zweifel, sie wollten ordentlich auf ihr herumprügeln!
    Schnell schätzte Mela die Lage ab. Sie war zu weit vom Seeufer entfernt, um es noch vor den widerlichen kleinen Männern zu erreichen. Vielleicht würden ihre klobigen Beine sie mit der Zeit schnell befördern können, doch im Augenblick mußte sie sich immer noch auf Dinge wie Gleichgewicht und Bewegung konzentrieren. Wenn sie versuchen sollte, schnell zu laufen, würde sie dabei flach hinfallen, und dann würden die Haubolde sich auf sie stürzen.
    Ob Melas Magie sie würde aufhalten können? Sie hatte einen Zauber dabei, mit dem man jemandem Wasser ins Auge spritzen konnte, doch das funktionierte immer nur bei einem auf einmal, und sie bezweifelte, daß es auch nur einen dieser Raufbolde für lange Zeit abschrecken würde. Außerdem hatte Mela einen kleinen Wasserscheit dabei, der allerdings nur unter Wasser brannte. Dann war da noch ihr Spiegel, der aber nur über wenig Macht verfügte. Nein, das bot alles keinen Anlaß zur Hoffnung.
    Andererseits führte sie aber auch ein kleines magisches Handbuch mit sich, in dem viele der nützlichen Dinge Xanths standen, ebenso wie jene, die man besser mied. Sie holte es aus ihrer Tasche und ging es schnell durch. Darin sah sie Bilder von verschiedenen Kreaturen und Pflanzen, darunter auch die Haubolde und den Totschläger-Strauch. »Na, die kenne ich aber schon!« rief sie. »Wie wäre es denn mal mit etwas, was mir helfen kann und ganz in der Nähe ist?«
    Da zeigte ihr das Handbuch ein Bild von einem Handschuhbusch mit ordentlichen kleinen weißen Handschuhen. Ein Handschuhbusch? Mela ließ die Augen rollen. Für Handschuhe hatte sie jetzt wirklich keine Verwendung.
    Dann erspähte sie den Handschuhbusch ganz in der Nähe. Vielleicht war es nicht genau das, was sie wollte, aber sie würde sich eben damit behelfen müssen. Sie eilte darauf zu, und es gelang ihr nur um ein Haar, nicht in ihrer Hast ihr Gleichgewicht zu verlieren. Inzwischen hatten die Haubolde sie fast erreicht, und ihre großen, häßlichen Hände ballten sich zu noch größeren, noch häßlicheren Fäusten.
    Mela huschte um den Busch. Die Haubolde stürzten sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher