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Meditation

Meditation

Titel: Meditation
Autoren: Ajahn Brahm
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sehen ist. Das ist die Natur des Körpers. Wir können es nur nehmen, wie es ist, und in Frieden damit sein.
    Wir sind, wie der Buddha sagt, von zwei Pfeilen des Leidens durchbohrt, von den Pfeilen des körperlichen und des seelischen Leidens (SN 36,6). An körperlichen Leiden ist nicht viel zu ändern, aber den Pfeil des seelischen Leidens könnt ihr ziehen. Seelisches Leid geht von einer ablehnenden Haltung aus: »Ich will das nicht« oder »Es sollte nicht so sein« oder »Warum ist es so?« Wenn du auf der Pyramide stehst und dein Leben und die Welt überblickst, hast du eine klare, wirklichkeitsgetreue Perspektive. Du bist weise, dein Leben nimmt seinen friedlichen, gelassenen Lauf, es gibt nur die Leiden, die der körperliche Pfeil verursacht. Weisheit verschafft dir das bestmögliche Leben.
    Die Leute haben alle möglichen Vorstellungen von Nimitta , Jhana , der Natur des Daseins, den Vier Edlen Wahrheiten und dem abhängigen Entstehen. Sie wissen zwar meist nicht so recht, wovon sie überhaupt reden, aber sie spekulieren trotzdem weiter. Dabei sagte der Buddha, er lehre nichts weiter als das Leiden und die Beendigung des Leidens (SN 22,86), und folglich brauchen wir uns auf nichts anderes als das zu konzentrieren. Wenn das unsere Ausrichtung ist, sind wir auf dem Weg zu Frieden und Glück, und dieser Weg besteht darin, dass wir die Pyramide im Herzen besteigen, die Pyramide der Meditation, und uns dabei immer weiter von der Welt entfernen. Beim Besteigen dieser Pyramide findet ihr heraus, was Weisheit ist, nämlich das Wissen um den mittleren Weg der Ausgeglichenheit, der Milde, des Glücks und des Friedens. Habt ihr dieses große Gesamtbild vor Augen, werdet ihr frei. Freiheit ist an einem schönen, friedvollen Leben zu erkennen. Sicher, die Probleme des Körpers bleiben euch, aber ein großer Teil der Leidenslast – der Pfeil der geistigen Leiden – ist von euch genommen.
    Die Schönheit des mittleren Weges
    Körperliche und seelische Leiden haben wir alle schon genug gehabt. Wir versuchen die körperlichen Leiden zwar zu lindern, aber wir wissen auch, dass sie nun mal mit dieser Körperlichkeit und dem Leben in der Welt verbunden sind. Und auch das gehört zum Leben, dass die Menschen Dummheiten begehen und sich und anderen unnötig schaden. Wir können hier in Australien den Kängurus zusehen, die sich um die Essensreste aus dem Kloster balgen. Sie sind so gierig wie die Menschen. Aber wenn du weißt, dass die Welt eben so ist und du nichts daran ändern kannst, lächelst du einfach und lässt es so sein, wie es ist. Auch an den Leiden andere kannst du meist nicht allzu viel ändern, aber du kannst deinen eigenen Pfeil der geistigen Leiden ziehen und lernen, wie man in Frieden lebt. Dann weißt du, dass die Leiden nur wirklich ganz zu beenden sind, wenn du vollkommene Freiheit findest und nie wieder geboren wirst. Das ist am Ende das Einzige, was wir uns wirklich wünschen können. Sich selbst und anderen Nibbana zu wünschen, das ist die höchste Form der Herzensgüte.
    Im Ratana-Sutta heißt es, der Buddha habe zum höchsten Wohl aller Lebewesen Nibbana erlangt (Sn 233). Wenn ihr also anderen ein wirklich großes Geschenk machen wollt, dann seht zu, dass ihr Erleuchtung findet. Das Streben nach Erleuchtung ist wahres selbstloses Handeln. Solange ihr nicht erleuchtet seid, wisst ihr eigentlich nicht, was ihr tut. Erst wenn ihr die »Meditation« genannte Pyramide im Herzen ersteigt und die Spitze erreicht, wisst ihr wirklich, wie den Schwierigkeiten des Lebens zu begegnen ist. Erst wenn ihr euch über die Welt erhebt und aus der Vogelperspektive, von der Warte des Ariya , das Ganze seht, erkennt ihr, wie es funktioniert. Als in den Strom Eingetretene erkennt ihr jetzt den gesamten Zusammenhang und fragt euch staunend, wie euch dieser Zusammenhang all die Jahre entgehen konnte. Jetzt besitzt ihr die Weisheit, die sehr klar sieht, wo Frieden und Glück herkommen, und die von der Welt keine Vollkommenheit verlangt, weil die Welt keine Vollkommenheit bieten kann. Diese Weisheit ist so klar, dass sie einen beträchtlichen Teil der Leiden in dieser Welt aufhebt. Denkt also immer daran: Alle Leiden haben damit zu tun, dass ihr von der Welt etwas verlangt, das sie nicht bieten kann.
    Steigt also auf die Pyramide und seht euch das Ganze von oben an. Dieses Bild gibt euch vielleicht einen Eindruck von wahrer Meditation, einen Geschmack von Weisheit und Erleuchtung und vom Weg, der dorthin führt. Dann versteht
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