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Meditation

Meditation

Titel: Meditation
Autoren: Ajahn Brahm
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»Ah, endlich«; wenn die Beine nicht mehr gefühlt werden, denkt ihr: »Zeit war’s.« Dann ist der ganze Körper weg und ihr empfindet nur noch Erleichterung, und beim Verblassen des Atems würdet ihr jubeln, wenn nicht schon alles weg wäre. Der ganze Körper verschwindet, endlich seid ihr frei von ihm. Ihr habt gelernt, vom Körper zu lassen, und das ist eure Vorschau auf den Tod, auf die richtige Art zu sterben. Das ist eine der großen Lehren, die wir aus tiefer Meditation beziehen.
    Wenn ihr den Körper nicht lassen könnt, solange ihr gesund seid, wie wollt ihr es dann nachholen, wenn Krankheit und Schmerzen euch plagen? Ist es nicht jetzt schon schwer zu meditieren, wenn ihr körperliche Schmerzen habt? Ist es nicht jetzt schon schwer, beim Atem zu bleiben? Wie soll es dann erst sein, wenn ihr richtig krank seid und unter Schmerzen sterbt, wenn ihr kaum noch Kraft habt? Dann ist es noch viel, viel schwieriger. Jetzt ist die Zeit, das Loslassen zu lernen, jetzt, wo ihr noch gesund seid und der Körper einigermaßen mitmacht. Dabei spielt es kaum eine Rolle, in welcher Verfassung er ist, denn es wird auf jeden Fall schlimmer werden.
    Trainiert euch: Setzt euch hin, schlagt die Beine übereinander, schließt die Augen und übt Jetzt-Gewahrsein und Stille. Die meisten eurer Gedanken drehen sich um den Körper und die Welt der sinnlichen Freuden. Haltet das an! Bleibt beim Atem, erlaubt dem Atem schön zu werden und dem Körper zu verschwinden. Voll auf den Atem gesammelt, spürt ihr den Kopf oder die Beine nicht mehr. Ihr wisst nicht mehr, wo der Körper sich befindet, und es ist euch auch herzlich gleichgültig – er ist verschwunden und ihr habt nur noch den Atem. Der Atem wird schön, und dann taucht das Nimitta auf. Von da an ist außer dem Körper auch der Atem verschwunden.
    Freiheit vom Körper tritt ein, wenn ihr sterbt. Das Nimitta ist genau das Licht, das die Menschen sehen, wenn sie sterben oder durch eine Nahtoderfahrung gehen. Die Nimitta -Stufe ist wunderbare Glückseligkeit, besser als Sex und jede Beziehung – und nicht gar so schwer zu erreichen, wenn ihr den Körper loslasst. Schwierig ist es nur, solange ihr am Körper hängt. Sollte noch ein Haften da sein, denkt einfach daran, dass ihr eigentlich am Leiden haftet, dass ihr heiße Kohlen festhaltet. Lasst den Körper abfallen und kommt aus dem Misthaufen heraus.
    Solange ihr noch nichts davon erlebt habt, kann es ziemlich fantastisch klingen. Aber lasst eure Meditation tiefer werden, und ihr werdet allmählich erkennen, dass es sich nicht um Fantasiegebilde handelt, sondern dass es diese Zustände wirklich gibt und ich euch reinen Wein eingeschenkt habe. Dazu ist nichts weiter erforderlich, als die Meditation zu vertiefen und den Körper immer weiter loszulassen. Dass es gelingt, erkennt ihr an den zunehmenden Glücksgefühlen. Und ihr erkennt, dass der Körper nicht nur wegen Alter, Krankheit und Tod mit Leid behaftet ist, sondern schon jetzt bei voller Lebendigkeit ein einziges großes Leiden darstellt. Das ist eine der großen Offenbarungen, die euch durch tiefe Meditation zuteilwerden. Ein Nimitta reicht schon, um das zu sehen, aber im Jhana wird es unmissverständlich klar.
    Weil wir uns so ans Ungemach der Körperlichkeit gewöhnt haben, bemerken wir es unter normalen Umständen kaum. Ajahn Chah beschrieb als Beispiel die Geburt eines Menschen, der von Anfang an eine Schlinge um den Hals hat, an deren beiden Ende Dämonen ziehen. Er hat die Dämonen nie benannt, aber ich vermute, dass es sich um sinnliches Begehren und Übelwollen oder um den Willen und das Haften am Körper handelt. Jedenfalls ziehen die Dämonen ständig an den Enden der Schlinge, und da du nie etwas anderes gekannt hast als diese Enge und Beklemmung, erkennst du nicht, was da los ist. Du hältst es für normal, so ist das Leben nun mal. Dann kommst du eines Tages ganz hübsch in die Meditation hinein, kommst bis zum schönen Atem – und auf einmal lockert sich die Schlinge. Du atmest frei und denkst: »Donnerwetter, so was von Frieden, herrlich!« Später kommst du zur Nimitta -Stufe und die Schlinge löst sich fast ganz und du denkst: »Das ist ja wirklich höchst erstaunlich!«
    Eine große Wahrheit des Buddhismus, vom Buddha selbst realisiert, geht dir auf, nämlich dass du glücklich bist, weil die ganze Riesenlast der Leiden weg ist. Die Dämonen haben das Seil losgelassen, endlich kannst du frei atmen. Das selbst zu erleben ist ganz wunderbar; du erkennst
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