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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Titel: Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
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entsprechenden Etablissements hatten.
    Viel Geld hatte er nicht bei sich, doch als er aus dem Sattel stieg, übergab er sein Pferd einem etwa zwölfjährigen verlässlich wirkenden Jungen. Er gab ihm einen Penny und versprach ihm einen zweiten, wenn er aus der Kneipe käme.
    Als er eintrat, stiegen ihm Essensgerüche in die Nase, da er aber nicht genug Geld für Speis und Trank hatte, bestellte er Ale bei dem schlampigen Frauenzimmer, das ihn begrüßt hatte.
    Wolf ließ sich mit dem Rücken zur Wand nieder. Langsam ließ er seinen Blick durch den Raum und über die Anwesenden wandern. Er sah, dass er sich mit seinem muskulösen Körperbau und der dunklen Färbung gut in die Schar der Gäste einfügte. Der einzige sichtbare Unterschied war seine Kleidung, der man ihre bessere Qualität ansah.
    Die Männerstimmen waren laut und lärmend, leider aber war ihr schottischer Dialekt dick wie Porridge, so dass er nur hin und wieder ein Wort verstand. Er sah, dass einige der Männer ihn beäugten, seine wilden, dunklen Züge abschätzten und zu der Einsicht gelangten, dass man sich mit ihm besser nicht anlegte. Die Hintergrundgeräusche wurden allmählich übertönt, während seine Gedanken an Volumen zuzunehmen schienen und in den Vordergrund traten.
    Sie hat mir nicht vertraut. Sie konnte das verdammte Risiko nicht eingehen, o Gott! Er leerte seinen Ale-Krug mit einem Zug zur Hälfte, um seinen Stolz zu bezwingen. Wolf Mortimer hatte es stets vermieden, sich in andere Menschen hineinzudenken, da diese Sichtweise dazu führte, dass man den Gegner unweigerlich in milderem Licht sah. Nun aber versuchte er zähneknirschend, sich Briannas Standpunkt zu eigen zu machen.
    Sie versuchte verzweifelt, Warwick zu schützen, egal was es Robert Bruce oder mich kostet. Widerstrebend musste er anerkennen, dass dies ein Beweis für Briannas tiefe Liebe zu dem Mann war, der seine Vaterrolle an ihr ehrenhaft und mit Hingabe erfüllt hatte. Das beweist ihre Loyalität.
    Da Wolf sich eigensinnig gegen eine Versöhnung sträubte, versuchte er nun, sich in Robert Bruce hineinzuversetzen. Der König war geschockt. Er hatte nicht geahnt, dass aus seiner Affäre mit Jory de Warenne ein Kind hervorgegangen war. Frauen sind raffinierte Betrügerinnen. Gibt es denn ein weibliches Wesen, dem man trauen kann? Hatte die schöne Countess den verrufenen Warwick betrogen? Wie die Mutter, so die Tochter, könnte man sagen.
    Wolf trank sein Ale aus und knallte seinen leeren Humpen auf den groben Tisch.
    »Na, Jungchen, hättest du gern, wenn dein Knubbel poliert wird?« Die Schlampe sprach mit schwerem Akzent, Wolf aber verstand sie genau.
    »Ich hätte gern noch ein Ale.«
    »Mensch, bin ich schuld, dass du impotent bist?«
    Sein Mundwinkel zuckte. Unverfroren, dieses Ding. Ich muss verdammt verdrossen wirken. Dann mache ich den Mund auf und bin auch noch ungehobelt. Als sie sein Ale brachte, zwinkerte er ihr entschuldigend zu.
    Wie lange Brianna wohl schon weiß, dass Bruce ihr Vater ist? Was ging in ihr vor, als sie es erfuhr? Empfand sie Wut? Kam sie sich hintergangen vor? War sie stolz, weil sie Tochter eines Königs ist? Oder gedemütigt, weil sie ein Bastard ist? Er verspürte so etwas wie Verständnis für ihr Dilemma, ein Gefühl, das er rasch unterdrückte.
    Wolf leerte den Ale-Krug und rief nach dem nächsten. Da jetzt sein ganzes Geld verbraucht war, ging er mit dem Gebräu so behutsam um wie mit seinem verletzten Stolz und führte es sich so bedächtig zu Gemüte wie ein Lebenselixier. Und plötzlich sah er, was für ein Bild er abgab. Ein verdammt klägliches! Als Wolf auflachte, klang es alles andere als fröhlich.
    Hartnäckig wie ein Terrier kam die Schankdirne wieder und sah ihn prüfend an.
    »Ich bin bettelarm, meine Schöne, andernfalls hätte ich dich auf diesem Tisch flachgelegt und deine Knubbel schon vor Stunden poliert.«
    »Bist du Engländer, Bürschchen?«
    »Waliser.«
    »Ach, das erklärt alles, Taffy.«
    »Freches Ding.« Diesmal verriet sein Lachen echte Belustigung.
    Ein Bild trat vor seine Augen. Brianna, die ihn um Verständnis anflehte. Während ihrer ganzen Beziehung hatte sie ihn nur um wenig gebeten, während er so viel von ihr forderte. Sie zeigte sich stets großzügig. Doch als sie bittend vor mich trat, wies ich sie von mir.
    Plötzlich sah er sich selbst so deutlich, wie er seine Visionen sah und war beschämt. Ein Herzschlag, und sein Entschluss stand fest. Er trank sein Ale aus und stand auf.
    Mit leeren Taschen
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