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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter
Autoren: Chris P. Rolls
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verblüfft und grinste. „Okay, dann bin ich wohl am Wochenende bei Feuerdirk. Ich will ja nicht stören.“
    „Aber nicht wegen uns“, wandte Lars ein. „Hey, wirklich nicht, ja?“
    „Och, ich werde mir ganz bestimmt nicht die Szene vorstellen, die ich zu den Geräuschen in unserer hellhörigen WG im Kopf haben werde.“ Basti schlug Lars auf die Schulter und zog ihn gleich darauf an sich. „Ich freue mich für dich und wehe du stellst sie mir nicht vor.“
    Sie saßen noch eine Weile beieinander, brachen dann auf und luden Lars Sachen ein. Sie verabschiedeten sich herzlich voneinander und etwas später als geplant, machten sich Leon und Kai auf den Weg. Die Sonne lachte vom Himmel und Leons Kopfschmerzen hatten sich verflüchtigt. Laut sangen sie Lieder im Radio mit, bei denen Kai gelegentlich den Text umdichtete, wenn sie ihm zu „hetero“ erschienen.
    Sie machten zwischendrin nur Pausen, um die Toilette aufzusuchen und damit Leon noch etwas essen konnte, der schon wieder Hunger bekommen hatte. Sie fuhren gerade wieder auf die Autobahn, als dessen Handy klingelte.
    „Gehst du mal ran?“ Leon drückte es mit gerunzelter Stirn Kai in die Hand. „Ist Bodos Nummer.“
    „Hallo? Leon sitzt am Steuer, hier ist Kai“, meldete sich dieser. Doch es war nicht Bodo am anderen Ende. Es war Anneliese. In Kai regte sich sofort Widerwille und das latent vorhandene schlechte Gewissen, während er ihr zuhörte und zunächst Probleme hatte, zu begreifen, was sie ziemlich wirr und unter Tränen erzählte. Obwohl Kai das Herz hoch oben im Hals klopfte, zwang er sich zur Ruhe und ignorierte Leons zunehmend alarmierte Blicke. „Wir sind auf dem Rückweg. Wir fahren direkt ins Krankenhaus. Ja, ich sage es ihm. Wir kommen in etwa zwei Stunden an.“ Das Schluchzen ging Kai nahe, egal wie wenig er sich dieser Frau verbunden fühlte. Schwer atmend legte er auf und wandte sich Leon zu.
    „Dein … Vater hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Das war deine Mutter. Er ist mit dem Trecker umgestürzt und drunter geraten. Er ist schwer verletzt. Es ist nicht ... sicher, ob er wieder aufwachen wird. Ich habe ihr versprochen, dass wir direkt hinkommen.“ Leon presste die Lippen zusammen und nickte kaum merklich, starrte geradeaus auf die Straße. Er sprach kaum ein Wort, während sie Kilometer um Kilometer hinter sich brachten. Die Fahrt erschien Kai unendlich lang und die ganze Zeit plagten ihn die Gedanken, ob er Leon nicht endlich die Wahrheit sagen sollte. Aber jetzt? In dieser Situation? Nein, das war definitiv der ganz falsche Zeitpunkt und ausnahmsweise hielt seine schnelle Zunge sich auch an Anweisungen.
    Es wurde dunkel, als sie das Krankenhaus erreichten. Anneliese hatte sich zwischendurch gemeldet und mitgeteilt, dass Burghardt vorerst stabil sei. Leon wollte aber natürlich nicht bis zum nächsten Tag warten. Kai folgte ihm humpelnd durch die Gänge zur Intensivstation und kam sich deplatziert vor. Anneliese saß auf einem Stuhl und hob den Kopf, als ihr Sohn auf sie zu kam. Augenblicklich schloss sie ihn weinend in die Arme und Kai senkte betreten den Blick. Er sollte nicht hier sein, er gehörte nicht hierher. Du bist unerwünscht. Du weißt um ihr Geheimnis und sie weiß, dass du es weißt. Sie ist gegen unsere Liebe. Eigentlich sollte ich einen guten Grund finden, zu verschwinden. Aber Leon alleine lassen? Nein, das brachte er nicht fertig.
    In kurzen, abgehakten Sätzen berichtete Anneliese. Kai bekam nur einen Teil mit, sein Blick wanderte durch den sterilen Flur. Er hasste Krankenhäuser und seit seiner Verletzung hatte er eine Aversion gegen Männer in weißen Kitteln. Leon und Anneliese verschwanden in Burghardts Zimmer und Kai ließ sich seufzend auf einen der unbequemen Stühle nieder. Er schämte sich, denn so sehr er auch suchte, er fand kaum Mitleid für Burghardt. Ob dieser wohl angetrunken gewesen war? Vielleicht tat Kai ihm unrecht, aber er konnte es sich gut vorstellen. Was würde nun aus dem Hof werden? Da kam eine Reihe großer Probleme auf Leon zu. Und ihn.
    Eine ganze Weile später kamen Anneliese und Leon aus dem Zimmer. Sie hielt Leons Hand und warf ihm einen langen Blick zu. Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie straffte sich. Die Geste erinnerte Kai unwillkürlich an Leon.
    „Danke, dass Sie auch gekommen sind“, meinte sie, die Stimme zitterte ganz leicht. „Kai ist mein Freund“, erklärte Leon leise und ergänzte entschlossener: „Mein Lebensgefährte. Natürlich ist er
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