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Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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eigentlichen Sinne nutzen zu können. Man zieht einen Taucheranzug schließlich auch erst zum tauchen an.
     
    Freude zeichnet das Gesicht des „Outdoor-Freaks“, wenn er mit einem lustigen Käppi behütet über Stock und über Steine dahinsaust. Und wenn er dann die Steigung hoch und mit affenartigem Speed auf der anderen Seite, also downhill und freundlich grüßend, die ausgebreiteten Fressalien erschrockener, wie auseinanderpreschender Picknicker gnadenlos niederwalzend das Weite sucht.
     
    Die dort zum „Outdoor-Dinner“ niedergelassenen Personen, wähnten sich in genießerischer und lukulinarischer Harmonie, welche durch die recht flegelhafte Manier des Speichenjüngers jäh ausgebremst wurde. Dieser befindet sich allerdings schon wieder außerhalb jeder Rufweite.
     
    Kartoffelsalat mit Bremsspur
     
    Der hausgemachte Kartoffelsalat unterzog sich unfreiwilligerweise einer kosmetischen Nachbehandlung und besitzt jetzt das grobe Profil der Bereifung outdoorfähiger Drahtesel. Es änderte wenig am Geschmack, lediglich die optische Erscheinung wurde gewöhnungsbedürftig.
     
    Etwaig in Gläser eingeschänkte Getränke aus zuvor entkorkten Behältnissen, welche ohnehin schon sehr bedenklich auf der karierten Decke Stand fanden, was die Statik angeht, liegen nun lieb- und inhaltslos in ihrem vorherigen Inhalt. Je nach Farbe des Getränks und Muster der Unterlage, kann dies trotz guter Kinderstube zur Tobsucht führen.
     
    Off-Road-Schlemmer
     
    Der Durst lässt nach, der Appetit schwindet und man murmelt Worte wie „is’ wohl nicht mein Tag“ vor sich hin. Eigentlich könnte man den ganzen Kram einpacken und nach Hause fahren, pünktlich zum Kaffee wäre man da. Aber den wollte man auch unter freiem Himmel zu sich nehmen, ein Stück Kuchen dazu ebenso.
     
    Stattdessen bilden die Trauben, die Käsewürfel und die Cracker ein seltsam anmutendes Bild, umrahmt von umgeworfenen Weingläsern, deren Inhalt die mittlerweile durchgeweichten Cracker in die Wolldecke versinken lässt. Der Wald gehört allen und ein Platz zum picknicken ist nicht gesondert ausgeschildert. Ein echtes Manko.
     
    Freiheit die ich meine
     
    Rauchen ist aufgrund erhöhter Brandgefahr ohnehin untersagt und wildes Umherschießen ebenso. Also bringt man sich seine Nahrung selbst mit, anstatt sie nach alter Väter Sitte zu erlegen und über einem Feuer zu braten. Jeder Spaß hat hier ein Ende.
     
    Spaß haben lediglich die Zweirädrigen und die kosten ihn voll aus. Sich woanders zu platzieren wäre völlig zwecklos, denn wer ahnt schon im Vorhinein, aus welcher Richtung der nächste Wahnsinns-Radler Anlauf nimmt und die traute Idylle zu verwüsten gewillt ist?!
     
    Natürlich kann man dergleichen auch in seinem Vorgarten vollführen. Auch für die Notdurft stünde hier eine Örtlichkeit in erreichbarer Nähe zur Verfügung, welche mitten im Wald ein weiteres Manko darstellt. Kein Rad, keine Pedale und kein Irrer weit und breit – nur Ruhe. Und Ameisen gibt es überall…
     

Ich will Blut seh’n
     
    Vorbei sind die Zeiten, in denen man Frösche rücklings einen Strohhalm einführte und ihn durch Aufpusten um ein Vielfaches vergrößerte, wenn nicht gar zum Platzen brachte. Sein Inneres wurde sichtbar und flog in der Gegend herum. Mutproben in kurzen Hosen, lang ist’s her.
     
    Auffahrunfälle auf der Autobahn, abgetrennte Köpfe rollen wie Kegelkugeln auf der Fahrbahn und der Stau der Gaffer auf der Gegenspur ist länger als der auf der Unfallseite. Blut spritzt umher und jeder Gruselschocker ist dagegen ein Dreck. Pure Sensationslust.
     
    Die Gier nach Kurzweil und Abwechselung, weil offensichtlich sonst nichts passiert auf diesem bunten Planeten, nimmt seltsame Dimensionen an. Menschen mit dem Vorhaben sich in die Tiefe zu stürzen, werden wie in einem Sportstadion mit Ermunterungen wie z.B. „spring doch, du Flasche“ motiviert, bloß nicht über die Treppe zurückzukehren.
     
    Völlerei und Dekadenz.
     
    Fehlt uns was? Eine Aufgabe etwa? Eine Verantwortung? Sind wir nicht mehr Willens unsere Zeit sinnvoller zu nutzen, als dem Mega-Hype des Tages hinterher zu hecheln? Warum empfindet man Erregung an der miserablen Situation eines uns völlig Unbekannten? Perversion vielleicht?
     
    Verborgene Gelüste die in uns schlummern und erst durch solche Schlüsselerlebnisse erwachen? Es will so scheinen. Und dann, wenn man genug Blut strömen sah, geht es uns dann besser? Schmeckt die Bratwurst beim nächsten Kiosk evtl.
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