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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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den Spiegel und glättete die
Atlasbordüre um ihre Hüften. Nun, sie würde es tun.
    Ihr
kaffeefarbenes Abendcape war von ihren Schultern
geglitten und bauschte sich nun zu ihren Füßen. Sie hob es auf und verrenkte
sich fast wegen ihrer engen Ärmel bei dem Versuch, es sich wieder überzulegen,
doch sie wollte Margaret nicht extra deswegen bemühen. Mrs. Astor hätte sich
darüber bestimmt keine Gedanken gemacht. Alana aber dachte daran, wieviel
Überwindung es ihre Zofe gekostet hatte, sich das Geständnis abzuringen und
mochte sie nicht noch einmal in Verlegenheit bringen.
    In diesem
Moment klopfte es laut an der Tür. Bevor Alana noch irgend etwas unternehmen
konnte, erklang bereits die Stimme ihres Onkels: »Alana! Mach sofort auf! Ich
weiß, was du vorhast, und ich gestatte das nicht!«
    Angsterfüllt
erstarrte Alana. Erneut rutschte das voluminöse Cape von ihren Schultern. Das
Hämmern an der Tür schien das heftige Pochen ihres Herzens widerzugeben. Wie
eine Verurteilte auf dem Weg zum Galgen wappnete sie sich für das, was kommen
würde. Didier hatte irgendwie Wind von ihrer Rebellion bekommen, und nun
glaubte er, sie zunichte machen zu können.
    Aber das
sollte er nicht schaffen. Würdevoll schritt sie zur Tür und öffnete.
    Dahinter
stand ihr Onkel, Baldwin Didier. Und er war zornig. Forsch trat er in ihr
Zimmer und fixierte mit seinen strahlenden blauen Augen ihr Ballkleid. »Was
soll das bedeuten?« polterte er. »Wie kannst du es wagen, meine Anweisungen zu
mißachten?«
    Mit einer
Nonchalance, nach der ihr gar nicht zumute war, ging sie an ihm vorbei und
setzte sich an ihren Ankleidetisch, nur um nervös sein Abbild im Spiegel zu
beobachten. Onkel Baldwin war noch gut in Form. Selbst jetzt, da er die Blüte
seines Lebens hinter sich hatte, hatte er sich für seine über fünfzig Jahre
ausgesprochen gut gehalten. Mit seinem gepflegten grauen Van-Dyke-Bart und
seinen lebhaften, erstaunlich blauen Augen war er eine faszinierende
Erscheinung, die Alana stets aufs neue überraschte. »Eindrucksvoll« war das
Attribut, das ihre Tante für ihn fand, als sie ihn vor so vielen Jahren
kennenlernte. Doch ebenso treffend hatte ihn eine Magd beschrieben, die
damals im Haushalt ihrer Tante angestellt war. »Er gehört zu der Art Mann, den
sich eine Lady als Bräutigam wünscht«, hatte die alte Dienerin bemerkt, »und
vor dem sie dann schreiend in der Hochzeitsnacht davonläuft.«
    Didier kam
zu ihr. Alana beobachtete ihn wie eine Füchsin den Jagdhund auf der
Pirsch. Als er schließlich seine Hände auf ihre Schultern legte, konnte sie
vor Angst kaum atmen.
    »Du wirst
heute abend nirgendwo hingehen.«
    »O doch.«
Alana versuchte verzweifelt, die Angst in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Ich weiß, was du sagen willst, Onkel, aber das ändert nichts. Du kannst ebensogut ins
Hotel zurückkehren, denn ich werde dieses Mädchen nicht enttäuschen. Ich
gehe zu dem Ball, komme, was da wolle.«
    »Mrs. Astor
heißt das nicht gut. Du gehst nicht!« Zorn stieg in ihr auf und schien sogar das enge Korsett unter
ihrem Kleid sprengen zu wollen. »Ich denke nicht
daran, nach Mrs. Astors Pfeife zu tanzen.«
    »So? Tust du das nicht? Das
solltest du aber.« Sie erstarrte. Er zog sie auf die Füße.
    »Muß ich
dich daran erinnern, daß meine Stellung in dieser Gemeinde mein Leben
bedeutet? Was glaubst du, wovon ich meinen Unterhalt verdiene?!«
    Sie
reagierte nicht einmal darauf. Sie hörte diese Worte nicht zum ersten Mal, und
während sie sie einerseits anwiderten, stärkten sie sie auch. Die Tatsache,
daß er sie ausnutzte, brachte plötzlich eine Entschlossenheit zutage, die sie
sich nicht zugetraut hatte. Während sie sich von ihm loszumachen versuchte,
gab sie zurück: »Mutter und Vater wollten, daß ich glücklich bin, nicht, daß
ich an die Brieftasche eines Anwalts gekettet werde, an deine!«
    »Meine
Gebühren als Rechtsberater bringen mir nicht annähernd das ein, was ich
bekomme, seit ich als dein Vormund eingesetzt wurde, und das wirst du mir nicht
nehmen!«
    »Ich kann
tun, was ich will. Ich habe mein eigenes Geld, und...«
    »Und wie du
sehr gut weißt, hat man es mir zur treuhänderischen Verwaltung gegeben. Also
halte mich bei Laune, Alana. Ich möchte dich und deine Schwester schließlich
nicht als eine weitere Fehlinvestition meinerseits abhandeln müssen.« Er schob
sie zur Seite und setzte sich auf die Bank unter dem Fenster.
    Sie haßte
ihn dafür, daß er ihrer Schwester drohte. »Fehlinvestition«,
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