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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
Autoren: Terry Pratchett
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Krieg.«
    »Was für ein Krieg?« sagte Wobbler.
    »Der erste, du Vollidiot. Der Erste Weltkrieg.«
    »Ich habe mich schon immer gewundert, warum die numeriert wurden«, sagte Bigmac. »Als ob sie schon erwartet hätten, daß es noch ein paar mehr würden. Weißt du, so wie im Supermarkt, drei zum Preis von zweien.«
    »Hier steht«, sagte Yo-less »es sei das Bataillon der Kameraden von Blackbury. Sie ziehen gerade in den Krieg. Sie haben sich alle am selben Tag freiwillig gemeldet…«
    Johnny starrte das Bild an. Er konnte Stimmen und die Hintergrundgeräusche aus der Bibliothek hören. Aber das Bild sah aus, als läge es am Boden eines langen, dunklen Schachts. Und er stürzte in diesen Abgrund.
    Außerhalb des Bildes war alles unscharf und träge. Das Bild war der Mittelpunkt der Welt.
    Johnny besah sich die lächelnden Gesichter, die schrecklichen Haarschnitte, die Henkelohren, die nach oben gerichteten Daumen.
    Auch heute noch wurden fast alle, die für den
Blackbury Guardian
fotografiert wurden, mit nach oben gerichtetem Daumen abgelichtet, außer, wenn sie den Jackpot im Bingo gewonnen hatten. Dann ließ der Fotograf sie eine Bewegung ausführen, von der er glaubte, sie sei ein begeisterter Luftsprung. Der einzige Fotograf der Zeitung hatte auch den Spitznamen ›Jeremy der Daumen‹.
    Die Leute auf dem Bild waren nicht viel älter als Bigmac. Na ja, einige schon. Da waren ein Sergeant mit einem Schnurrbart wie eine Wurzelbürste und ein Offizier in Reithose. Aber der Rest sah aus wie auf einem Schulfoto.
    Johnny kehrte zurück von wo immer er gewesen war. Das Bild wurde wieder zu einem einfachen Rechteck auf einer Bildschirmseite. Er blinzelte.
    Es war wie – wie in einem Flugzeug, das zur Landung ansetzt, wenn einem die Ohren plötzlich aufgehen. Nur, daß es mit seinem Gehirn passierte.
    »Weiß jemand von euch, was die Somme ist?« fragte Yo-less.
    »Nein.«
    »Da sind sie auf jeden Fall hingegangen. Irgendwo in Frankreich.«
    »Hat einer von ihnen einen Orden bekommen?« fragte Johnny und bemühte sich, wieder in die normale Welt hineinzufinden. »Das wäre genau das Richtige. Wenn einer auf dem Friedhof läge, der einen Haufen Orden bekommen hat.«
    Yo-less drehte den Knopf am Sichtgerät.
    »Ich schaue mal ein paar Ausgaben weiter nach«, sagte er. »Da muß irgendwas sein, wenn – heh… seht euch
das
an…«
    Sie versuchten, alle auf einmal unter den Blendschutz des Sichtgeräts zu kriechen. Stille trat ein, als ihnen klar wurde, was sie gefunden hatten.
    »Wow«, sagte Wobbler schließlich. »Ich meine – all diese Namen… alle in einer einzigen Schlacht gestorben.«
    Ohne etwas zu sagen, ging Johnny zu dem anderen Sichtgerät zurück und drehte, bis er das fröhliche Bild wiedergefunden hatte.
    »Sind sie alphabetisch aufgelistet?« fragte er.
    »Ja«, sagte Yo-less.
    »Dann lese ich mal die Namen vor, die unter dem Foto stehen. Äh… Armitage, K… Atkins, T…«
    »Ja… nein…«, sagte Yo-less.
    »Sergeant Atterbury, F…«
    »Ja.«
    »Heh, die kamen alle drei aus der Canal Street«, stellte Wobbler fest. »Da wohnt meine Oma!«
    »Blazer… Constatine… Fraser… Frobisher…«
    »Ja… Ja… Ja… Ja…«
    Sie fuhren fort bis zum Ende der Bildunterschrift.
    »Sie sind alle gestorben«, sagte Johnny. »Vier Wochen, nachdem das Foto gemacht worden ist. Alle.«
    »Außer Atkins, T.«, sagte Yo-less. »Hier steht, es war möglich, daß sich Leute aus einer Stadt oder sogar nur einer Straße gemeinsam freiwillig meldeten, und dann wurden sie zusammen an… an denselben Ort geschickt.«
    »Ich frage mich, ob sie alle dort angekommen sind«, sagte Johnny. »Am Ende«.
    »Das ist furchtbar«, sagte Bigmac.
    »Wahrscheinlich fand man damals die Idee gut. Irgendwie… nett.«
    »Ja, aber… vier Wochen…« sagte Bigmac. »Ich meine…«
    »Du sagst doch immer, daß du es kaum erwarten kannst, in die Armee zu kommen«, sagte Wobbler. »
Du
warst derjenige, dem es leid getan hat, als der Golfkrieg vorbei war. Und die Beine von deinem Bett stehen schon nicht mehr auf dem Boden wegen all der Exemplare vom
Waffe
n
journal,
die sich darunter häufen.«
    »Na ja… schon… Krieg, ja«, sagte Bigmac. »Richtig Gefechte, mit Düsenjets und so. Nicht lauter Idioten, die grinsend losziehen und sich erschießen lassen.«
    »Sie sind alle zusammen losgezogen, weil sie Freunde waren, und sie sind gestorben«, sagte Yo-less.
    Sie starrten auf das kleine helle Rechteck.
    »Alle außer Atkins, T«, sagte
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