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Max Perplex

Max Perplex

Titel: Max Perplex
Autoren: Hen Hermanns
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tun?«
    »It’s simple. Du warst unsere Jagdhund. Ich mußte dir nur folgen. Eine Typ mit amerikanische Akzent ist zu auffällig, so wir haben dich genommen zum Schnüffeln.«
    »Ziegler wollte also von Anfang an Rache und hat mich reingelegt.«
    »Mich interessiert nicht, was Ziegler will. It was just a job.«
    »Was ist, wenn die Bullen hier die Leichen finden und das Zelt im Keller und den ganzen Scheiß? Dann ist denen doch sofort klar, was hier gelaufen ist.«
    »Die werden nichts finden. Das gehört zu meine Job. It’s on the house.«
    »Und was ist mit mir? Glaubt Ziegler, ich guck mir das alles mit an und halte die Schnauze?«
    »Sure thing, Max.«
    »Weil ich gleich auch ein Loch in der Stirn habe?«
    »Come on, Max, relax. Was hast du davon, die Bullen was zu erzählen? Wenn du redest, du machst dich nur lächerlich. Sie werden nichts finden, klar? No corpse, no case. Außerdem, they got what they deserved. Freaks, Max, sadists, predators. Forget it.«
    »Und was ist, wenn Ziegler erfährt, daß du seine Tochter gekillt hast?«
    Wesley zuckte mit den Schultern. »I don’t care. Glaubst du, Sal macht business ohne Sicherheit?«
    Ich versuchte, mich zu beruhigen. Egal, ob es gut oder schlecht war, was Wesley sagte, klang einleuchtend. »O. k.«, sagte ich, »und wie geht’s jetzt weiter?«
    »Ich muß noch mal nach diese Clowns sehen, und dann ich gebe dir eine lift ins Hotel.«
    Er hielt mir seinen Mantel hin. »Zieh das an. Mit die halbe Hemd siehst du nicht gut aus.«
    Wesley verschwand im Keller, und ich sah mich ein bißchen um. Nichts von Interesse. Bis mein Blick auf eine Polaroidkamera fiel, die im untersten Fach eines Bücherregals lag. Ich klappte sie auf. Es war noch ein Film drin. Ich machte eine Nahaufnahme von Yvonnes Leiche, dann eine Aufnahme des Wohnzimmers mit dem Sofa und Yvonne in der Mitte. Zum Schluß noch eine Aufnahme aus dem Fenster, wobei wiedererkennbare Teile des Raums den Rahmen bildeten. Ich steckte die Fotos in meine Hosentasche und stellte die Kamera wieder auf ihren Platz. Das Ganze dauerte gut zwei Minuten. Eine Minute später war Wesley zurück.
    Das Haus lag tatsächlich an einem Weinberg. Draußen standen Yvonnes roter Panda, ein VW-Bus und ein grauer Golf mit Hamburger Kennzeichen, wahrscheinlich der Standort einer Leihwagenfirma. Wir kurvten mit dem Golf einen steilen, steinigen Weg runter, der am Ortsende von Randersacker in eine Landstraße mündete. Von hier aus waren es nur zehn Minuten bis in die Stadt. Wir schwiegen, bis Wesley vor der >Goldenen Gans< anhielt.
    »Du wirst in dem Haus noch eine Menge zu tun haben«, sagte ich, »machst du das alles ganz allein?«
    Wesley grinste und schwieg.
    »Hast du mit Yvonne geredet, bevor du sie umgebracht hast?«
    Wesley grinste immer noch. Dann beugte er sich über mich und stieß die Beifahrertür auf.
    »Be a nice guy, Max. Get lost. Beat it.«

    Im Hotelzimmer untersuchte ich Wesleys Mantel. Die Taschen waren leer. Der Mantel war neu und von C & A. Wesley war ein Profi. In einem Zeitungsinterview hatte der bayerische Innenminister vor kurzem stolz erklärt, daß in seinem Land wesentlich mehr Straftaten aufgedeckt würden als in den anderen Bundesländern. Von dieser Straftat würde Herr Stoiber wohl niemals etwas erfahren. Und ich zweifelte, ob Wesley seine Hits überhaupt als Straftaten ansah.
    Wesley und Sal hatten wirklich eine gute Idee gehabt. Einfach den Verfolger verfolgen. Sie wußten nur nicht, daß sie alles dem Zufall zu verdanken hatten. Yvonne mußte mich in Würzburg zufällig gesehen und einen falschen Schluß gezogen haben. Sie drehte durch und dachte, ich sei ihr auf der Spur. Also ließ sie mich entführen, um mit mir die gleichen Späßchen wie mit ihrem Vater zu treiben und mich dann umzubringen. Wesley war mir nach Würzburg gefolgt, weil auch er dachte, daß ich einer Spur nachging. Diesem Fehlschluß hatte ich mein Leben zu verdanken. Und drei andere hatten wegen diesem Fehlschluß und ihrer Kurzschlußreaktion ihr Leben verloren. Das alles nur, weil ich in blinder Eifersucht meiner Freundin nachfuhr, die ausgerechnet in Würzburg dieses verdammte Stück aufführte. Wäre ich in Köln geblieben, wäre nichts passiert.
    Das Erfolgsrezept von Max Reinartz hieß also: Laß den Fall fallen, dann löst er sich von selbst. Das klang geradezu nach taoistischer Weisheit, nach der Lehre vom WU-WEI, vom Nicht-Tun und Loslassen. Aber es klang eben nur so. In Wirklichkeit war ich schlicht und einfach ein
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