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Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
Autoren: Christian Ditfurth
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Atemmaske. Georg wartete, bis ein Passat vorbeigefahren war, zog Maske und Mantel an und stieg in den Transit. Twiggy lehnte sich gegen die Fahrertür und beobachtete die Straße. Matti verfolgte, wie Georg den Transit von innen desinfizierte.
    Dann stieg Georg aus, zog sich die Maske vom Gesicht und den Mantel aus. Er warf beides in den Laderaum des Ford. Dann ging er zurück zum Sprinter. Als Matti und Georg wieder im Auto saßen, blickte sich Twiggy einmal um. Dann legte er Grillanzünder auf die Vorderreifen des Transit und stieg seelenruhig in den Sprinter.
    Der wendete an einer Abzweigung und fuhr zurück auf die Autobahn.
    Auf der BAB 6 schaute Matti durchs Rückfenster. Weitab stieg eine schwarze Rauchsäule auf. »Da findet niemand mehr eine Spur«, sagte er.
    Am Kreuz Frankenthal steuerte Georg den Wagen auf die BAB 61. Anja hatte sich Stöpsel in die Ohren gesteckt und eine Weile mit einem MP 3-Spieler gefummelt. Matti hörte ein leises Zischen.
    »Ich geb Ihnen Geld«, flüsterte es.
    Spranger blickte Matti an.
    »Vergiss es«, sagte Matti. »Unser Gast bietet mir Geld an. Das ist doch nett«, sagte er laut.
    Georg lachte.
    »Was haben Sie mit mir vor?«, flüsterte Spranger.
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, dass Sie es früh genug erfahren.«
    »Wollen Sie kein Lösegeld?« Unverständnis lag in der Stimme.
    »Warten Sie’s ab.«
    »Fordern Sie doch etwas«, sagte Spranger.
    Matti antwortete nicht.
    »Es war doch Krieg damals«, sagte Spranger. »Ich kann alles erklären. Ich habe nichts Unrechtes getan … damals war das eben Recht.«
    »Was meinen Sie mit das ?«
    Spranger schwieg ein paar Sekunden. »Das waren Härten des Kriegs.«
    »Wenn Sie meinen«, sagte Matti.
    »Wir mussten das tun.«
    »Wenn Sie’s mussten …«
    Spranger schüttelte den Kopf, kaum sichtbar, aber umso verzweifelter.
    »Ich habe dafür gebüßt!«, sagte er.
    Matti lächelte ihn an. »So sehen Sie aber nicht aus.«
    »Wenn man kaum eine Nacht schlafen kann. Wegen der Bilder … verstehen Sie das? Diese Bilder.«
    »Glaub ihm kein Wort«, rief Georg von vorn. »Er war nach dem Krieg in der HIAG , das beweist, wie schlecht das Gewissen war. Wie war es denn so mit den alten SS-Kameraden?«
    »Sie verstehen das falsch«, sagte Spranger. Es klang nach jammern. »Wir waren verfemt …«
    »Ich platze gleich vor Mitleid«, sagte Georg.
    »Bei der HIAG hat auch der Bundeskanzler Schmidt gesprochen. Gut, da war er noch nicht Bundeskanzler. Aber Sozialdemokrat. Der hatte Respekt.«
    »Sagt ’ne Menge über Schmidt«, erwiderte Matti.
    »Er hat die Stimmen der SS -Typen gebraucht«, sagte Twiggy.
    »Wir waren nicht die SS , sondern die Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit. Der Name sagt es doch«, widersprach Spranger.
    »Diese Hilfsgemeinschaft spendete ihren Segen und ihr Geld aber nur den Helden der Waffen- SS «, sagte Georg.
    »Der Bundeskanzler, also … später … der hat gesagt, dass er sich besser gefühlt hat, wenn Waffen- SS in der Nähe war«, sagte Spranger. »Wir waren Soldaten, tapfere Soldaten.«
    »Und jetzt kommt gleich der Witz mit dem Bolschewismus«, sagte Twiggy.
    »Sie haben doch gesehen, was die Russen mit den Leuten gemacht haben. Vergewaltigt, ermordet, geplündert …«
    »Und Leute wie Sie haben die abendländische Zivilisation exportiert«, sagte Dornröschen. Sie warf Spranger einen Blick zu und tippte sich an die Stirn.
    »Es ist doch schon so lange her. Ich bin einer der letzten …«
    »Gemessen an tausend Jahren ist das gar nichts«, erwiderte Matti.
    »So sagen Sie mir doch wenigstens, was Sie mit mir vorhaben.«
    Matti spürte Mitleid und versuchte es zu unterdrücken. Der Typ hatte auch keines gehabt. Und sie würden ihm nur geben, was er hundertfach verdiente.
    Schweigen.
    Draußen begann es zu regnen. Die Sonne verschwand hinter einer schwarzen Wolkenwand. Georg fuhr langsamer und vergrößerte den Abstand zu dem Lastwagen, dem er schon eine Weile folgte. Die Reifen des Hängers schossen Wasserfontänen nach hinten. Sie drückten das Wasser aus den Fahrspuren, und sofort strömte es in die Spuren zurück.
    »Ich muss mal«, sagte Spranger.
    »Nächster Parkplatz. Bis dahin halten Sie durch.«
    Er fuhr an einer Raststätte vorbei, auf der sich eine Schlange von Autos vor dem Wolkenbruch gerettet hatte. Matti sah kaum noch etwas durch die Fenster.
    Sie passierten das Hinweisschild auf einen Parkplatz. Georg wurde noch langsamer, er fuhr fast Schritttempo. Am Parkplatzschild bog er ab und rollte ein
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