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Mathe ist doof

Mathe ist doof

Titel: Mathe ist doof
Autoren: Thomas Royar
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nächsten Seiten steht, sowohl für interessierte Laien als auch für zukünftige und aktuelle Mathematik lehrerinnen und –lehrer unterhaltsam, interessant und auch relevant ist.
    Mein Dank gilt vor allem meinen Schülern – von den Erstklässern über die Hauptschüler, Studenten bis zu den Lehrer n in der Fortbil dung – die mir mit ihren klugen Fragen (die sie oft selbst entschuldi gend als „dum me Fragen“ bezeichnet haben) regelmäßig die Augen geöffnet und das Schwierige im vermeintlich so Einfachen offenbart haben.
    De n Hintergrund für die Auswahl der mutmaß lichen mathemati schen Gemeinheiten bildet eine zehnjährige Lehrertätigkeit an Grund- und Hauptschul en und eine mehrjährige Erfah rung als Lehrerausbilder in der ersten (Hoch schule), zweiten (Vorbe reitungsdienst) und dritten (berufsbegleitende Fortbildung) Phase .

2.             Wozu denn dieses Mathe?
     
    Jean Le Rond d’Alembert, der große französische Mathematiker und Philosoph des 18. Jahrhunderts, war so angetan von der Mathematik, dass er sie als ein Geschenk an die Menschheit empfand:
    „Die Mathematik ist eine Art Spielzeug, welches die Natur uns zu warf zum Troste und zur Unterhaltung in der Finsternis.“
    Wie zynisch muss das klingen in den Ohren der Vielen, bei denen der Gedanke an die Mathematik gänzlich andere Assoziationen weckt. Ein Spielzeug? Trost? Unterhaltung? Handelt es sich nicht vielmehr um ein Folterwerkzeug, das die Schule den Lehrern zuwarf zum Schrecken und zur Disziplinierung? Eine Welt des Schreckens, deren abgrundtiefe Gemeinheit noch zusätzlich darin besteht, dass sie für uns alle auch lebensnotwenig sein soll – wir also für erlittene Qualen dankbar sein sollten! Die Mathematiklehrer als Inquisitoren, bedacht auf unser Seelenheil – mit Daumenschrauben und ähnlich unterhaltsamen Gerätschaften als Spielzeug und der mathematischen Absolution in Form bestandener Prüfungen als Trost?
    Zugegeben: Jedem wird schnell klar, dass an der Behauptung, Ma thematik sei auch außerhalb der Schule nützlich, etwas dran sein muss – wenigstens gilt das für denjenigen Teil der Mathematik, den wir alle noch problemlos verstanden zu haben glauben, also so etwa den Stoff der Grundschule. Mit zunehmender Kompliziertheit der Materie wird die Zahl der Menschen, die jene Bereiche der Mathe matik ebenfalls noch als nützlich und wichtig in ihrem Leben akzep tieren, deutlich geringer – und schließlich bleiben nur noch ganz wenige übrig, für die Mathematik auch jenseits der Inhalte von Klasse 10 brauchbar erscheint. Das ist natürlich ein Zerrbild, sagen die Mathematiker, und das völlig zu Recht. Genau so ist es aber, sagen diejenigen, die mit der Mathematik jenseits eines um etwas Bruch- und Prozentrechnen erweiterten Grundschulstoffs abge schlossen haben – und liegen aus ihrer Sicht ebenfalls gar nicht falsch.
    Wer um 1900 ein Auto fahren wollte, musste ein ausgewiesener Techniker sein. „Chauffeure“ hießen die Heizer auf den Loko moti ven, die weitaus mehr tun mussten, als Kohlen zu schaufeln, und auch die Chauffeure der Automobile waren nie ohne Werkzeug und Ölkännchen unterwegs. Heute muss man überhaupt keine Ahnung mehr davon haben, was unter der Motorhaube passiert, und dank moderner Technik in einigen Jahrzehnten vielleicht auch nicht mehr davon, was Vorfahrt oder vorausschauendes Fahren bedeuten. Die Technik selbst wird immer komplizierter, ihre Bedienung immer einfacher (natürlich nur, wenn sie auch so funktioniert, wie sie soll – aber das ist ein eigenes Problem). Kein modernes Auto könnte heute von einer einzigen Person erdacht und gebaut werden; dazu bedarf es einer Vielzahl hoch spezialisierter Experten. Obwohl jeder einzelne dieser Experten in seinem Bereich über ung laublich mehr Wissen verfügt als ein Carl Friedrich Benz im Jahre 1885, fiele es den al lermeisten wohl überaus schwer, in Eigenregie ein Auto inklusive aller Komponenten neu zu konstruieren und herzustellen.
    Es wimmelt in unserer modernen Welt an Techn ik und an Experten, dabei sehen die „Benutzeroberflächen“ immer weniger nach Technik aus und gleichzeitig gibt es immer weniger Fachleute, die sich umfassend in einem breit en Gebiet auskennen. Unsere Grund kenntnisse sind gewachsen: wir wissen im Prinzip zum Beispiel, wie ein Verbrennungsmotor funktioniert und auch, dass ein Computer ein superschneller Rechner ist – doch hinter all dem wird immer auch die sokratische Erkenntnis sichtbar: Im Grunde
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