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Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Titel: Mass Effect 01 - Die Offenbarung
Autoren: Drew Karpyshyn
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war allgegenwärtig.
    Leichen lagen überall auf den Wegen, darunter viele Kinder. Einige waren Opfer des geschmolzenen Erzes geworden, verkohlte Hüllen, die in blasigen Fettpfützen des eigenen verbrannten Fleisches lagen. Andere waren dem Rauch und den Flammen erlegen. Ihre Körper hatten sich wie Föten zusammengerollt, als die Muskeln und Sehnen zusammenschrumpften und verbrannten. Wieder andere wurden in der Panik von den Flüchtenden totgetrampelt. Ihre Knochen waren gebrochen, die Glieder unnatürlich verrenkt.
    Trotz all der Gefechte, in die Anderson verwickelt gewesen war, trotz all der Kämpfe, die er ausgetragen hatte, trotz all der Greueltaten, die er im Krieg selbst erlebt hatte, war der Lieutenant nicht auf die Schrecken vorbereitet, die er auf der Flucht aus der Raffinerie erleben musste. Aber sie konnten den Opfern nicht mehr helfen. Sie konnten nur den Kopf senken und weiterlaufen.
    Kahlee stolperte und fiel mehrere Male während ihrer verzweifelten Flucht hin. Aber sie stand jedes Mal tapfer wieder auf. Und wie durch ein Wunder ließen sie endlich diese Hölle hinter sich. Als sie den Treffpunkt erreichten, warf Saren gerade einen Metallbehälter auf die Ladefläche des Geländewagens.
    Der Turianer sah sie überrascht an, und im Schein des Feuers meinte Anderson erkennen zu können, wie sich dessen Gesicht verfinsterte. Er sagte nichts, als er in den Wagen kletterte, und eine Sekunde lang glaubte Anderson, dass er alleine abfahren würde.
    „Steigt ein!", rief der Turianer.
    Vielleicht lag es daran, dass sie beide noch ihre Sturmgewehre bei sich trugen. Vielleicht fürchtete er, dass es jemand herausfinden würde, wenn er sie hier zurückließ. Aber eigentlich war es Anderson auch egal, Hauptsache, der Spectre wartete auf sie.
    Er half Kahlee beim Einsteigen, dann setzte er sich neben sie. „Wo ist Edan?", fragte er, als der Motor ansprang.
    „Tot."
    „Und was ist mit Dr. Qian?", wollte Kahlee wissen.
    „Der auch."
    Saren legte den ersten Gang des Geländewagens ein und gab Gas. Die Reifen wirbelten Sand und kleine Steine auf, als er losfuhr. Anderson lehnte sich im Sitz zurück. Alle Gedanken an den Metallbehälter verschwanden, als er vor Erschöpfung einschlief.
    Der Geländewagen entfernte sich in die Nacht und ließ die düstere Szenerie von Tod und Zerstörung immer weiter hinter sich.

    EpiLOG
    Anderson verließ die Botschaft der Allianz auf der Citadel und trat in den simulierten Sonnenschein des Präsidiums. Er stieg die Treppe hinunter und betrat den grünen Rasen.
    Kahlee wartete am See auf ihn. Sie saß barfuss im Gras und ließ ihre Beine ins Wasser baumeln. Er setzte sich neben sie, zog die Schuhe aus und streckte die Füße ebenfalls in das kühle, erfrischende Nass.
    „Ahhhh, das tut gut."
    „Das war aber eine lange Sitzung", meinte Kahlee.
    „Ich hatte schon Angst, du würdest nicht auf mich warten."
    „Ich habe sowieso nichts anderes zu tun", neckte sie ihn. „Mein Treffen mit der Botschafterin ist ja schon vorbei. Außerdem war ich gerade in der Gegend." Ernsthafter fügte sie hinzu: „Das ist doch das Mindeste, was ich dir schulde."
    „Du schuldest mir gar nichts", antwortete er, dann schwiegen beide in stummer Eintracht.
    Vor vier Tagen waren sie aus der Raffinerie auf Camala geflohen. Die erste Nacht hatten sie im Krankenhaus in der Nähe des Raumhafens verbracht. Sie wurden wegen einer möglichen Rauchvergiftung und weiterer giftiger Gase, die sie eingeatmet haben mochten, behandelt. Kahlee wurde zudem intravenös Flüssigkeit zugeführt, um die Dehydrierung während ihrer Gefangenschaft auszugleichen.
    Am nächsten Morgen wurden sie von einer Abteilung der Allianz abgeholt. Größtenteils Soldaten zu ihrem Schutz, außerdem Geheimdienstler, die ihre Aussagen aufnahmen. Sie wurden auf eine Fregatte gebracht, die sie zur Citadel flog. Dort hatten sie erneut Bericht erstatten müssen. Alles in allem drei Tage voller Besprechungen, Anhörungen und Befragungen, um herauszubekommen, was genau geschehen war... und wer die Schuld daran trug.
    Anderson vermutete, dass sich die hohe Politik damit noch Monate, wenn nicht Jahre, beschäftigen würde. Aber nach dem Ende des abschließenden Treffens im Büro der Botschafterin war für ihn die Sache überstanden. Für sie beide.
    Es war das erste Mal seit dieser höllischen Nacht, dass sie allein miteinander waren. Er wollte seinen Arm um ihre Schulter legen und sie zu sich ziehen. Aber er wusste nicht, wie sie darauf
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