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Maskenball Um Mitternacht

Maskenball Um Mitternacht

Titel: Maskenball Um Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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ihre Koffer in der großen Mietdroschke verstaut, und der Kutscher überprüfte die Lederriemen ein letztes Mal. Rochford war im Begriff, Callie in den Wagen zu helfen, als lautes Rufen und donnernde Hufschläge zu hören waren. Beide drehten sich nach dem Reiter um, der im halsbrecherischen Galopp die Straße herangeritten kam.
    Im nächsten Moment erkannte Callie in ihm Lord Bromwell.
    Sie holte hörbar Atem, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Ein Märchen wurde wahr. Ihr innigster Herzenswunsch ging in Erfüllung: Brom eilte zu ihr, um sie an der Abreise zu hindern, und alles würde gut werden.
    „Warten Sie!“, schrie er, zügelte sein Pferd und schwang sich aus dem Sattel. „Einen Moment noch!“ Er warf einem Diener die Zügel zu und war in drei langen Schritten bei Callie und Rochford. „Gottlob, dass ich Sie noch erreiche.“
    „In letzter Sekunde“, stellte der Duke mürrisch fest und beäugte Bromwell argwöhnisch.
    „Ich suchte zunächst Lady Haughston auf, da ich Sie dort wähnte, und erfuhr, dass Sie im Begriff sind, auf Ihr Landgut abzureisen. Ich fürchtete schon, zu spät zu kommen.“ Bromwells unsteter Blick flog nur kurz zu Callie. „Ich musste mit meiner Schwester reden, wie ich Ihnen gestern angekündigt hatte. Sie hat mir alles … gestanden. Ihren abscheulichen Plan von gestern, mit dem sie sich am Duke rächen wollte. Wie sie …“ Er stockte, biss die Zähne zusammen, dann straffte er die Schultern und fuhr fort: „Welche Lügen sie vor Jahren über Sie verbreitete, Rochford. Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen … für alles. Ich bedauere das zutiefst. Daphne hat sich abscheulich benommen.“
    Er wirkte verhärmt und blass. „Ich hoffe“, fuhr er fort, „Sie nehmen meine Entschuldigung an für die üble Intrige, die sie uns allen gespielt hat.“ Wieder streifte sein Blick Callie flüchtig.
    Wieso weigert er sich, mich anzusehen?, fragte Callie sich gereizt. So hatte sie sich dieses Wiedersehen keineswegs vorgestellt. Wo blieb Broms glühende Liebeserklärung? Sein Geständnis, dass er ohne sie nicht leben könne? Offenbar war er weit mehr daran interessiert, mit ihrem Bruder zu reden als mit ihr.
    Bromwell räusperte sich und blickte dem Duke unverwandt in die Augen. „Sir, ich bedaure mein überstürztes und kopfloses Handeln vor fünfzehn Jahren. Ich war ein Narr, meiner Schwester zu glauben, und es … es tut mir aufrichtig leid, Sie fälschlich beschuldigt zu haben. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen. Wenn nicht, könnte ich das verstehen, würde es aber zutiefst bedauern.“
    Nach einigem Zögern streckte Rochford ihm die Hand entgegen. „Es ist völlig normal, dass ein Mann seine Schwester verteidigt.“
    „Ich weiß.“ Bromwell schüttelte ihm herzhaft die Hand in stummer männlicher Einhelligkeit.
    „Ich habe die Beziehung zu meiner Schwester abgebrochen“, ergriff Bromwell nach einer Weile wieder das Wort, den Blick immer noch auf den Duke gerichtet. In seinen Gesichtszügen spiegelten sich die Überwindung und der Schmerz, den ihn diese Entscheidung gekostet hatte. „Nach all dem Unrecht, dessen sie sich schuldig gemacht hat, kann und darf sie nicht mehr an unserem Leben teilhaben. Ich könnte niemals Ihre Zustimmung zu meiner Heirat mit Ihrer Schwester erwarten. Und das ist der Grund meines Besuches. Ich ersuche Sie um Ihre Einwilligung, Lady Calandra einen Antrag machen zu dürfen.“
    Callie starrte ihn völlig verblüfft an.
    Rochford hingegen schien keineswegs überrascht zu sein, als er gelassen antwortete: „Sie werden feststellen, dass Lady Calandra ihre eigenen Entscheidungen trifft. Aber meinen Segen haben Sie.“
    „Ich danke Ihnen.“ Bromwell verneigte sich, und dann wandte er sich zum ersten Mal an Callie.
    „Lady Calandra …“
    Callie zog die Brauen hoch. „Oh? Sie nehmen also doch noch Notiz von mir. Ist mir in dieser Angelegenheit auch ein Wort gestattet? Ich dachte schon, Sie setzen mit meinem Bruder einen Ehevertrag auf, werden sich über die Höhe meiner Mitgift einig und damit wäre der Fall erledigt.“
    „Callie?“, begann Brom beinahe zaghaft.
    „Ich bin eine eigenständige Frau“, fuhr sie erzürnt fort. „Und wenn Sie den Wunsch haben, mich zu heiraten, sollte ich diejenige sein, der Sie einen Antrag machen. Nicht mein Bruder!“
    Tränen brannten ihr in den Augen, die sie kaum zurückzuhalten vermochte. Sie machte auf dem Absatz kehrt, eilte ins Haus zurück und schlug die Tür mit einem lauten Knall zu.
    Bromwell
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