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Maskenball Um Mitternacht

Maskenball Um Mitternacht

Titel: Maskenball Um Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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wollte, um seinerseits Reisevorbereitungen zu treffen.
    „Ich schicke dir die Kutsche morgen früh vorbei“, versprach er beim Abschied. „Da du gewiss den letzten Abend mit Lady Haughston verbringen willst.“
    „Danke, Sinclair“, sagte Callie, stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    Er sah sie verdutzt an. „Heißt das, du hast mich von deiner schwarzen Liste gestrichen?“
    Sie lächelte verlegen. „Ich fand es zwar abscheulich, dass du Lord Bromwell angegriffen hast, aber ich freue mich auch darüber, dass du so rasch gekommen bist, um mich zu beschützen. Es gibt auf der ganzen Welt keinen besseren Bruder als dich!“
    „Daran werde ich dich erinnern, wenn du das nächste Mal wütend auf mich bist“, antwortete Sinclair schmunzelnd.
    Dann verneigte er sich vor Francesca. „Lady Haughston.“
    „Rochford.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Ich hoffe, unsere nächste Begegnung findet unter weniger … unangenehmen Umständen statt.“
    „Wann und wo immer das sein wird“, entgegnete er mit sanfter Stimme, „langweilig wird diese Begegnung gewiss nicht.“
    Er hauchte einen Kuss an ihre Fingerkuppen und hielt ihre Hand ein wenig länger als gewöhnlich. Ihr Blick flog auf und begegnete dem seinen. Er drückte ihr leicht die Hand und sagte leise: „Vielen Dank.“
    Sie nickte beinahe unmerklich und bestätigte die stumme Übereinkunft. Dann bestieg er die Kutsche, und die Frauen begaben sich ins Haus.
    Vorsorglich hatte Callies Zofe bereits einen großen Koffer mit ihrer Garderobe gepackt in Erwartung der Anweisungen ihrer Herrin, ihn nach Blackfriars Cope zu bringen, deshalb gab es weniger zu tun, als Callie befürchtet hatte. Normalerweise hätte sie kontrolliert, ob eine abgerissene Rüsche an einem Rock auszubessern oder etwas zu reinigen und zu bügeln wäre. Aber in Marcastle blieb ihr genügend Zeit zum Nähen, Reinigen und Bügeln. Im Moment stand ihr nur der Sinn danach, möglichst schnell zu packen und abzureisen.
    Die Damen zogen sich frühzeitig zurück, aber Callie konnte keinen Schlaf finden. Sie warf sich ruhelos im Bett hin und her, bis sie endlich einschlief, nur um kurz darauf aus einem wirren Albtraum hochzuschrecken. Das Zimmer, in dem sie sich in den letzten Wochen so wohlgefühlt hatte, erschien ihr seltsam fremd, ihr war, als gehöre sie nicht hierher. Als sie es im Bett nicht mehr aushielt, stand sie auf und trat ans Fenster, schob die schweren Draperien beiseite und blickte melancholisch in die Nacht hinaus.
    Es gab wenig zu sehen, nur den fahlen Schein einer Gaslaterne in der menschenleeren Straße. Und mit einem Mal wurde ihr klar, dass ihrer Ruhelosigkeit die tief verborgene vage Hoffnung zugrunde lag, Bromwell käme mitten in der Nacht die Straße entlanggeritten, um sie in die Arme zu schließen. Sie lehnte die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und verbot sich strikt derlei unsinnige Wünsche. Er würde nicht kommen.
    Schließlich entfernte sie sich vom Fenster und kroch wieder unter die Bettdecke.
    Der Wagen fuhr vor, kurz nachdem Francesca und Callie das Frühstück beendet hatten. Sinclair hatte die zweisitzige Stadtkutsche geschickt, da die große vierspännige Karosse in Marcastle geblieben war. Der Kutscher erklärte mit leicht gekränkter Miene, seine Lordschaft habe für die Reise zum Landgut eine Postkutsche gemietet, in der Befürchtung, der Zweispänner sei zu eng für das viele Gepäck. Und es erwies sich tatsächlich als ziemlich mühsam, alles zu verstauen, wobei zwei kleinere Reisetaschen nur noch Platz im Wageninneren fanden.
    Francesca begleitete Callie zur Kutsche, und die Freundinnen umarmten sich zum Abschied.
    Callie legte einen kleinen Gegenstand in Francescas offene Hand. „Das möchte ich dir schenken“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. „Ich werde die wunderschöne Zeit mit dir nie vergessen. Du warst so gut zu mir.“
    Francesca blickte auf ein fein gearbeitetes Schmuckstück, eine ovale Kamee aus Onyx mit einem erhaben geschnitzten Damenporträt aus Elfenbein an einer Goldkette. „Nein, Callie. Sie ist wunderschön, aber …“
    „Bitte, ich will sie dir schenken. Sie gehörte meiner Mutter.“
    Francesca schüttelte den Kopf. „Aber Callie, das darfst du nicht tun. Ich kann es nicht annehmen. Wirklich nicht.“ Sie versuchte, Callie das Schmuckstück zurückzugeben.
    Sie schüttelte energisch den Kopf. „Nein, ich bestehe darauf. Das ist nicht der einzige Schmuck, den meine Mutter mir
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