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Marx fuer Eilige

Marx fuer Eilige

Titel: Marx fuer Eilige
Autoren: Robert Misik
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Schlösser-Produzenten ohne die Gefahr, die vom Einbrecher ausgeht?
    Die beiden Texte markieren in gewisser Weise zwei Extrempositionen, zwischen denen sich das literarische, philosophische und ökonomische Schaffen von Marx verorten läßt. Und sie beweisen, jeder auf seine Art, daß Marx lesen immer auch ein großes Vergnügen darstellt.

|143|
Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung
    Für Deutschland ist die
Kritik der Religion
im wesentlichen beendigt, und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik.
    Die
profane
Existenz des Irrtums ist kompromittiert, nachdem seine
himmlische oratio pro ans et focis 1*
widerlegt ist. Der Mensch, der in der phantastischen Wirklichkeit des Himmels, wo er einen Übermenschen suchte, nur den
Widerschein
seiner selbst gefunden hat, wird nicht mehr geneigt sein, nur den
Schein
seiner selbst, nur den Unmenschen zu finden, wo er seine wahre Wirklichkeit sucht und suchen muß.
    Das Fundament der irreligiösen Kritik ist:
Der Mensch macht die Religion
, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber
der Mensch
, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist
die Welt des Menschen
, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein
verkehrtes Weltbewußtsein
, weil sie eine
verkehrte Welt
sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, |144| ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Pointd’honneur 2* , ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die
phantastische Verwirklichung
des menschlichen Wesens, weil das
menschliche Wesen
keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen
jene Welt
, deren geistiges
Aroma
die Religion ist.
    Das
r eligiöse
Elend ist in einem der
Ausdruck
des wirklichen Elendes und in einem die
Protestation
gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das
Opium
des Volks.
    Die Aufhebung der Religion als des
illusorischen
Glücks des Volkes ist die Forderung seines
wirklichen
Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die
Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf
. Die Kritik der Religion ist also im
Keim
die
Kritik des Jammertales
, dessen
Heiligenschein
die Religion ist.
    Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.
    |145| Es ist also die
Aufgabe der Geschichte
, nachdem das
Jenseits der Wahrheit
verschwunden ist, die
Wahrheit des Diesseits
zu etablieren. Es ist zunächst die
Aufgabe der Philosophie
, die im Dienste der Geschichte steht, nachdem die
Heiligengestalt
der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren
unheiligen Gestalten
zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die
Kritik der Religion
in die
Kritik des Rechts
, die
Kritik der Theologie
in die
Kritik der Politik
.
    Die nachfolgende Ausführung – ein Beitrag zu dieser Arbeit – schließt sich zunächst nicht an das Original, sondern an eine Kopie, an die deutsche Staats- und Rechts-
Philosophie
an, aus keinem andern Grunde, als weil sie sich an
Deutschland
anschließt.
    Wollte man an den deutschen
status quo
selbst anknüpfen, wenn auch in einzig angemessener Weise, d. h. negativ, immer bliebe das Resultat ein
Anachronismus
. Selbst die Verneinung unserer politischen Gegenwart findet sich schon als bestaubte Tatsache in der historischen Rumpelkammer der modernen Völker. Wenn ich die gepuderten Zöpfe verneine, habe ich immer noch die ungepuderten Zöpfe. Wenn ich die deutschen Zustände von 1843 verneine, stehe ich, nach
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