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Martins neuer Job (German Edition)

Martins neuer Job (German Edition)

Titel: Martins neuer Job (German Edition)
Autoren: Linda Ostrawskie
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zuckte.
    „Ich trinke nicht sehr oft Alkohol“, antwortete dieser und zog sich dabei die Augenbinde vom Kopf.
    Hubert öffnete eine Flasche Champagner und goss zwei Kelche halbvoll. Eines davon hielt er in Martins Richtung. „Es wird ein bisschen helfen! Wir beide werden in ein paar Minuten hinüber in unser kleines Studio gehen. Unser Kameramann Frank macht dort Probeaufnahmen von dir. Ich denke, du wirst eine gute Figur abgeben. Wir drehen kleine Filmchen für unsere Klienten. Je nach Wunsch. Sie sagen: Ich will den oder den allein oder mit einem Partner in der oder der Situation. Unser Autor macht ein kleines Drehbuch und dann wird der Film abgedreht. Der kostet seinen Besteller pro fünf Minuten fünfhundert Euro. Einhundert davon bekommen die Darsteller. Du siehst, es gibt fast unbegrenzte Möglichkeiten.“ Hubert reichte Martin einen Bademantel. „Komm, ich zeige dir unser Haus!“
    Martin schaute leicht beschämt. „Ich soll nackt, nur mit einem Bademantel bekleidet, durch dieses Bürohaus marschieren? Ich glaube doch nicht, dass dieser Job etwas für mich ist!“ Hubert lachte. „Um Gottes Willen! Die Büros hier sind eigentlich nur zur Tarnung. Wir tätigen zwar Geschäfte im Immobilienbereich, doch ihnen gehört nicht unser Hauptaugenmerk. Vertrau mir bitte! Komm einfach mit!“
    Wie von Geisterhand, ganz sanft, fast geräuschlos schob sich das Bücherregal an der Stirnseite des Büros an die Seite, nachdem Hubert eine Fernbedienung an seinem Schlüsselbund betätigt hatte. Zum Vorschein kam eine Fahrstuhltür, die sich prompt und sehr leise öffnete.
    Martin staunte: „Oh, dieses Haus hat Geheimnisse!“
    Beide Männer bestiegen den Fahrstuhl. Hubert betätigte einen unauffällig angebrachten Knopf. Leise schlossen sich die Türen des Fahrstuhls wieder und er setzte sich in Bewegung.
    Die Seite des Lifts gegenüber der Tür war vollständig verspiegelt. Das ist üblich in Fahrstühlen, um ein Gefühl der Enge zu vermeiden. Hier konnte von Platzmangel jedoch keine Rede sein. Die Decke war ziemlich hoch und mit dunklem Stoff bespannt. Kleine Lämpchen in unregelmäßigen Abständen erinnerten an einen Nachthimmel. Sie öffneten den Raum optisch nach oben. An den Seiten, die mit fliederfarbenem Samt gepolstert waren, hingen frivole Darstellungen von Frauen und Männern in eindeutigen Posen.
    „Gefallen dir die Bilder?“
    Hubert hatte jede Regung in Martins Gesicht aufgenommen und versucht, sie zu deuten. Doch es gelang ihm nicht.
    „Ich bin mir nicht sicher. Sie sind ungewöhnlich für unser mitteleuropäisches Auge. Die Akteure sind allesamt Asiaten und die Geschlechtsteile sind unverhältnismäßig groß dargestellt. Das wirkt etwas fremd und exotisch.“
    Hubert nickte. „Das ist Shunga, eine alte japanische Kunstform.“
    Das Gespräch wurde durch das Anhalten des Fahrstuhls unterbrochen. Die Tür öffnete sich. Vor den beiden Männern lag eine kleine Lobby. Das Zentrum der Eingangshalle wurde von einer Art Rezeption beherrscht. Eine Theke, eine Rückwand mit Schlüsselfächern und ein Angestellter in weißem Hemd und mit Krawatte verstärkten diesen Eindruck.
    Der junge Mann war verwirrt. Hubert legte seinen Arm um Martins Schultern.
    Er flüsterte ihm ins Ohr: „Lass dich nicht täuschen. Das hier ist kein einfaches Hotel. Sieh genau hin. Schau den Leuten in die Augen, und du wirst ihre Erregung erkennen.“Und tatsächlich. Mit einem zweiten Blick sah Martin, was Hubert gemeint hatte.
    An der Hinterfront des Raumes, sie war vollkommen aus Glas, stand eine wuchtige Sitzgarnitur aus braunem Leder. Dort saß ein älterer Herr im Anzug. Er unterhielt sich angeregt mit einem jungen Mann. Martin konnte beobachten, wie der ältere von beiden immer wieder die Nähe des anderen suchte. Dann und wann wanderten seine Hände über die Schenkel des Jungen oder seine Hände. Hin und wieder streichelte er seine Wangen. Doch niemand im Raum schien sich daran zu stören. Neben der Rezeption, an einem kleinen Stehtisch, begutachtete ein anderer Mann, ebenfalls sehr gut gekleidet, eine Reihe von Fotos. Offenbar regte ihn das ziemlich an. Genüsslich wanderte sein Blick von Bild zu Bild. Plötzlich hielt er inne. Lächelnd und ohne zu zögern gab er das Foto, das er als letztes angeschaut hatte, dem Jungen, der am Empfang tätig war, in die Hand. Er sagte etwas zu ihm, nachdem er auf seine Uhr geschaut hatte. Was er von sich gegeben hatte, konnte Martin nicht verstehen, doch der Mann hinter der
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