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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow
Autoren: Maria Beaumont
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mach das nicht, Mary. Ich werde keine verdammte Pressekonferenz einberufen.«
    »Darum geht‘s doch gar nicht, Engelchen. Da ist jemand an der Haustür.«
    Ich komme aus dem Bad und stelle mich ans Fenster. Von dort spähe ich durch einen Spalt zwischen den Vorhängen auf die Straße hinaus.
    »Scheiße«, fluche ich. Und schiebe vorsichtshalber noch »Scheiße, Scheiße, SCHEISSE!«, hinterher.
    »Das ist doch nicht etwa die Pressetante von der Mail, oder? Ich war mir sicher, ich hätte sie abgehängt.«
    Es ist nicht die Pressetante. Viel schlimmer. »Es ist meine Mutter.«
    »Wunderbar«, ruft Mary enthusiastisch. »Wie sehr habe ich die Gelegenheit herbeigesehnt, die bemerkenswerte Frau kennen zu lernen, die meine Starautorin geboren hat.«
    »Mary, du hast mir nicht zugehört. Du kannst sie unmöglich kennen lernen«, kreische ich, ohne den geringsten Versuch, meine Panik zu überspielen. »Du musst dich verstecken.«
    »Engelchen, korrigiere mich, falls ich etwas falsch verstanden habe, aber wir sind hier doch nicht in irgendeiner politischen Schmierenkomödie. Außerdem, wie zum Henker willst du mich eigentlich verstecken?«
    Sie hat Recht - genauso gut könnte ich versuchen, einen Elefanten im Kofferraum eines Mini zu verstauen. Wie gesagt, Mary ist richtig dick.
    »Na schön«, gebe ich schließlich nach, »ich werde euch miteinander bekannt machen, aber glaub nicht, dass du es dir hier gemütlich machen kannst. Du verschwindest anschließend ... und wehe, du sagst ein Sterbenswörtchen.«
    »Wie könnte ich?«
    Skeptisch ziehe ich die Braue hoch, aber leider sind meine Alternativen äußerst mager, was man von Mary nicht gerade behaupten kann. Ich mache mich auf in Richtung Sprechanlage »Mum, was willst du hier?«
    Die Frage ist berechtigt. Normalerweise taucht sie nie unangemeldet bei mir auf.
    »Tut mir Leid, Schätzchen, aber ich habe gerade eine Krise ...«
    Himmel, sie auch?
    »Ich muss unbedingt mit jemandem reden.«
    »Was ist mit Dad?«
    »Er ist ja der Grund für meine Krise.«
    Die Vorstellung, mein Vater könnte irgendeine Krise bewirken, ist absurd.
    »Besser, du kommst rauf«, sage ich.
    Ich drücke auf den Türöffner, und im nächsten Augenblick überfällt mich erneut Panik. Ich schnappe mir ein Kissen und wedele damit wild hin und her.
    »Was machst du da?«, quietscht Mary, während sie sich mit einem Hüpfer vor mir in Sicherheit bringt.
    »Hier drinnen stinkt es nach Qualm.«
    »Na und?«
    »Sie weiß nicht, dass ich rauche.«
    »Gütiger Himmel, weiß die Frau eigentlich überhaupt etwas über dich?«
    Ich halte mitten in der Bewegung inne und merke, dass mir Tränen in die Augen steigen. Mary ist sofort an meiner Seite und legt mir einen Arm um die Schultern. Dann führt sie mich zum Sofa und setzt mich hin.
    »Keine Sorge, Engelchen, ich mach das schon«, tröstet sie mich. Daraufhin nimmt sie sich meine Zigaretten vom Couchtisch und steckt sie in ihre Tasche. Danach geht sie an die Tür und öffnet sie.
    »Mrs. Bickerstaff, wie schön, Sie kennen zu lernen. Amy erzählt nur Gutes von Ihnen.«
    Meine Mutter steht auf der Fußmatte mit dem Aufdruck Welcome und starrt Mary an. Sie sieht merkwürdig aus. Anders. Da Mary ihr zum ersten Mal begegnet, fällt ihr das nicht auf, aber sie scheint zu spüren, dass irgendetwas nicht stimmt.
    »Meine Güte, wo bleiben meine Manieren?«, schwafelt sie weiter. »Ich bin Mary McKenzie. Ich bin Amys ...«
    Amys was? Ich habe zwar Angst vor dem, was sie gleich als Nächstes sagen wird, aber ich hatte keine Zeit, mir etwas zurechtzulegen, sodass ich nicht dazwischenfunken kann.
    »... Nachbarin. Von 36 a unten. Ihre Tochter ist ein wahres Goldstück. Bei ihr darf ich hin und wieder ungestört eine qualmen«, spricht Mary weiter und zückt für meine Mum kurz meine Zigaretten. »Mein Freund ist nämlich militanter Nichtraucher.«
    Ich muss sagen, das war brillant improvisiert.
    Meine Mum, die bedenkenlos einen Hakenkreuzanhänger tragen würde, wenn man dadurch sämtliche Zigaretten vernichten könnte, rümpft die Nase, besinnt sich dann jedoch auf ihre Manieren. Sie streckt die Hand aus und sagt: »Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen ... Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.«
    »Keineswegs«, entgegnet Mary, die für meinen Geschmack etwas zu beflissen in die Rolle der Gastgeberin schlüpft und meine Mutter ins Wohnzimmer geleitet. »Wir wollten gerade ...«
    »Uns voneinander verabschieden«, fahre ich dazwischen, während ich mich zusammenreiße
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