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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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Großmutter gemacht hat. Doch dazu würde Meg es nicht kommen lassen.
    Sie würde nicht nach Wingate Hall zurückkehren.
    Stephen strich ihr sanft mit dem Finger über die Wange. „Schlaf weiter, Liebling.“
    Wie sollte sie, da sie doch überhaupt noch nicht geschlafen hatte?
    Als die Tür sich hinter ihrem Mann geschlossen hatte, strömten ihr die aufgestauten Tränen über die Wangen. Sie zwang sich, aufzustehen und sich anzuziehen.

Dann schrieb sie den Abschiedsbrief an ihren Mann. Nach- dem sie ihren Namen daruntergesetzt hatte, fügte sie noch ein ausführliches Postskriptum hinzu:
    Ich bitte dich noch um einen Gefallen. Wenn Joshs Schiff in London einläuft, hol ihn bitte ab, wie wir es eigentlich zu- sammen geplant hatten. Es würde mir das Herz abdrücken, wenn bei seiner Ankunft in England kein Mensch da wäre, um ihn zu begrüßen. Sag ihm, wie lieb ich ihn habe. Ich werde ihn schrecklich vermissen, aber die Ausbildung, die du ihm ermöglichen willst, ist wichtiger als alles andere.
    Meg legte den Brief auf den Nachttisch, wo Stephen ihn bei seiner Rückkehr finden würde. Dann schlüpfte sie leise aus dem Schlafzimmer und machte sich auf den Weg zu den Stäl- len.
    Nach eingehender Überlegung hatte sie beschlossen, dem Bei- spiel ihres Mannes zu folgen und den Weg nach London ebenfalls zu Pferde zurückzulegen.
    Sie würde zu den Ställen des Herzogs gehen und so tun, als wollte sie einen Morgenritt unternehmen. Sobald sie ein Pferd hatte, würde sie sich auf direktem Weg nach London begeben. Hoffentlich würde Jerome ihr verzeihen, daß sie sich eines seiner Pferde ausgeborgt hatte.
    Wenn sie London erreichte, würde sie sich sofort zum Hafen begeben und das erstbeste Schiff nehmen, das nach Amerika segelte. Sie glaubte zwar nicht, daß Stephen einen Versuch unter- nehmen würde, sie aufzuhalten, aber wenn doch, war es wichtig, daß sie dann schon draußen auf dem Meer war.
    Ihr grauste vor dem Gedanken, diese schreckliche Überfahrt noch einmal machen zu müssen, und diesmal noch dazu allein. Doch es war nun einmal nicht zu ändern.
    Sie traute sich nicht, eine Reisetasche mitzunehmen, denn das könnte Verdacht erregen. Statt dessen hatte sie so viele Kleider übereinandergezogen, wie unter ihr Reitkleid paßten. Darüber trug sie einen weiten braunen Umhang, damit niemandem ihre plötzliche Leibesfülle auffiel. Ein paar notwendige Kleinigkeiten hatte sie in einem kleinen Bündel zusammengeschnürt.
    Zum Glück hatte Stephen sich bei ihrem sogenannten Nadel- geld als äußerst spendabel erwiesen. Meg hatte genug, um die

Überfahrt nach Amerika zu bezahlen und sich für die erste Zeit über Wasser zu halten, bis sie Arbeit fand.
    Als sie die Ställe erreichte, bat sie den Stallknecht, ihr ein Pferd zu satteln. „Ich brauche ein kräftiges Pferd mit Ausdauer, denn mir ist nach einem forschen, ausgedehnten Ritt zumute.“
    Der Bursche wirkte überrascht, doch er verschwand gehorsam und kommentarlos im Stall.
    Es verging mindestens eine Viertelstunde. Meg war ganz kribb- lig vor Ungeduld. Obwohl der Morgen kühl war, wurde ihr allmählich warm unter den vielen Kleidern, mit denen sie sich so schwerfällig bewegte wie eine alte, vom Rheumatismus ge- plagte Frau. Endlich tauchte der Stallknecht wieder auf. Er war in Begleitung eines stämmigen Mannes, an den sie sich erinnerte. Es war Ferris, der Reitknecht des Herzogs, der am Tag ihrer Ankunft auf Wingate Hall die Pferde für sie ins Kavaliershaus gebracht hatte. Jetzt führte Ferris zwei Pferde am Zügel, einen schönen Rotfuchs und einen braunen Wallach mit Damensattel.
    „Ihr Pferd, Mylady“, sagte er höflich und wies mit dem Kinn auf den Wallach. Dieser Mann blickte sie aus beunruhigend klu- gen Augen an, und Meg hatte das ungute Gefühl, als könnte er damit ihre Gedanken lesen: Der Ausdruck in diesen Augen gefiel ihr nicht, als er ihre unförmige Gestalt und das kleine Bündel in ihrer Hand musterte.
    Er führte den Wallach zum Aufsteigblock und half Meg in den Sattel. Die vielen Kleider behinderten sie schrecklich, und sie war sich noch nie so unbeholfen vorgekommen.
    Als sie vom Stallhof ritt, hörte sie hinter sich ein zweites Pferd. Sie drehte sich um und sah, daß Ferris ihr auf seinem Rotfuchs folgte.
    „Was soll das?“ herrschte sie ihn aufgebracht an.
    „Ich begleite Sie, Mylady.“
    „Ich wünsche Ihre Begleitung nicht. Vielleicht braucht der Herzog Sie nachher.“
    „Seine Gnaden ist mit Ihrem Gemahl nach London geritten.“ Meg
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