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Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen
Autoren: W. A. Hary
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aber zutraf, dann war es sicherer, wenn er sich in diese Richtung wandte. Der Gegner in seinem Rücken war in der Überzahl.
    John begann zu laufen. Rypdahl war nur noch zwanzig Schritte von ihm entfernt, und John rannte genau auf ihn zu. Lautlos schoben sich die Unheimlichen nach, die Arme ausgestreckt, und Rypdahls mächtige Hände öffneten und schlossen sich unaufhörlich. Seine Bewegungen waren seltsam marionettenhaft, das Gesicht totenblaß. Die Augen erschienen wie glühende Kohlestücke in diesem ausgebleichten Antlitz. Sie fixierten John Holleway, erwarteten ihn.
    Dann war John heran. Die Arme des Schmiedes zuckten hoch.
    Aber John gab nicht so schnell auf. Die letzten Schritte waren sein Anlauf gewesen. Er sprang in die Luft nach Manier eines Kung-Fu-Fighters. Der rechte Schuh traf genau das Gesicht des Schmiedes.
    Und da mußte John die Erkenntnis machen, daß er sich geirrt hatte. Er hatte nicht eines der furchtbaren Wesen vor sich, sondern den echten Schmied, obwohl der Mann offensichtlich nicht Herr seiner Sinne war.
    Es gab ein Geräusch, als würde sich jemand in einen Korb mit Eiern setzen. Plötzlich war überall Blut.
    Doch der Schmied zeigte sich davon wenig beeindruckt. Er griff an mit der Präzision einer Kampfmaschine. Seine Schaufelhände zuckten vor, und John wußte, daß sie ihm ohne Mühe sämtliche Knochen brechen konnten, wenn es darauf ankam.
    Da warf ihn ein erneuter Schwindelanfall fast zu Boden. Je mehr er sich anstrengte, desto aktiver wurde das Gift im Innern seines Körpers.
    Die Hände des mächtigen Schmiedes gingen ins Leere. Das hatte John nur dem Schwindelanfall zu verdanken.
    Doch die Bedenkzeit, die er dadurch bekam, war nicht von langer Dauer.
    Blitzschnell warf er sich beiseite. Sein rechter Fuß trat ein zweites Mal zu und traf voll in die Magengrube Rypdahls. Ein ächzender Laut brach über die Lippen des Schmiedes. Die Augen blieben starr nach vorn gerichtet. John erschienen sie auf einmal wie glitzernde Diamanten.
    Er spürte die eine der mächtigen Hände am Rockaufschlag. Das Gesicht Rypdahls raste auf ihn zu, als ihn der Mann an sich heranriß.
    Geistesgegenwärtig hob John seine Hand. Die Mittelgelenke seines Zeigefingers und Mittelfingers trafen genau in die starren Augen. Hätte er die Finger ausgestreckt, wäre Rypdahl für immer blind geworden. So aber dauerte die Blindheit nur für Minuten an.
    John Holleway genügte es. Die menschliche Kampfmaschine kam ins Stocken. Trotzdem gelang es John nicht, den eisernen Griff an seinem Jackenaufschlag zu lösen.
    Er warf einen schnellen Blick zurück. Die schweigende Gruppe der Unheimlichen hatte ihn fast erreicht. Die Hände hatten sie vorgestreckt, und sie hatten sich erschreckend geändert. Es waren die Krallen von wilden Bestien.
    Mit aller Kraft, deren er fähig war, drückte sich John Holleway von seinem Gegner ab. Dabei ging die Jacke vollends in Fetzen. Aber er war frei.
    Er schob sich an der mächtigen Gestalt des Schmiedes vorbei und begann zu laufen. Die Straße führte immer tiefer ins Innere des Dorfes.
    Tausend Messer schienen in Johns Lunge zu stechen. Nur unter Aufbietung aller Willenskraft gelang es ihm, sich aufrecht zu halten und nicht im nächsten Moment hinzustürzen. Nein, wenn er erst einmal den Boden unter den Füßen verloren hatte, gab es für ihn keine Rettung mehr. Der Gegner würde aufholen, und es würde ihm nicht gelingen, den alten Vorsprung wieder herzustellen.
    Gehetzt schaute John Holleway über die Schulter. Der Gegner holte auf.
    Auch der Schmied hatte sich in die Reihen eingeordnet, obwohl er blind war. Eine unsichtbare Macht führte ihn sicher.
    Jetzt blieb Rypdahl deutlich zurück.
    Auch der Unsichtbare vermochte es nicht, aus dem Körper Rypdahls mehr herauszuholen, als herauszuholen war. Der Schmied war unbeholfen und hatte keine große Ausdauer. Außerdem setzte ihm der Blutverlust zu.
    Immer weiter blieb er zurück.
    Und John Holleway erkannte mit Entsetzen, daß sich der Abstand zwischen ihm selbst und den Unheimlichen merklich verringerte. Er wollte seinen schnellen Lauf noch beschleunigen, was ihm aber nicht gelang.
    Dann erreichte John den Marktplatz des Dorfes. Die Laternen waren bereits angezündet. Die Sonne tauchte in den Horizont.
    Kein Mensch war auf dem Platz. Kein Fenster der umliegenden Häuser öffnete sich. Kein Geräusch drang an Johns Ohren, außer seinem eigenen hechelnden Atem und dem Hallen seiner Schritte. Die Unheimlichen bewegten sich völlig lautlos,
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