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Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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angreifen.«
    Iris schüttelte den Kopf.
    »Glauben Sie, Commander, der Aufstand gegen den General ist nur eine Frage der Organisation. Aber selbst wenn wir uns einstweilen mit der Rolle der Mücke begnügen müssen – wo steht es denn geschrieben, daß es der Mücke verwehrt ist, den Elefanten zu ärgern? Hier ein Stich und da ein Stich – auf die Dauer kann das nicht ohne Folgen bleiben. In der Geschichte gibt es genug Beispiele dafür. Denken Sie zum Beispiel an Napoleons Grande Armée. Was ihr am meisten zu schaffen machte, waren die Mückenstiche der russischen Partisanen.«
    Ich wollte es ihr nicht so leicht machen, mich zu überzeugen. »Für einen Partisanenkrieg im Weltraum gibt es keine Vorbilder.« Ich wurde ironisch. »Die Mao-Bibel hat diesen Fall nicht vorgesehen.«
    »Commander«, sagte Iris, »indem Sie VEGA-Venus angriffen, haben Sie die erste Seite Ihrer eigenen Bibel geschrieben.«
    »Das war eine spontane Handlung. Ich war es Professor Westhoff schuldig.«
    »Spricht etwas dagegen, daß man Angriffe dieser Art wiederholt? Ich an Ihrer Stelle wäre jetzt bereits am Überlegen, wo ich meinen zweiten Schlag führen könnte.«
    »Nun«, sagte ich ernsthaft, »gerade diese Überlegung stelle ich jetzt an. Aber bevor ich zuschlage, möchte ich doch gern über bessere Informationen verfügen. In den Besitz dieser Informationen gerate ich jedoch nur, wenn ich Mittel und Wege finde, Rodriguez‘ Gehirn zum Sprechen zu bringen.«
    »Ich glaube«, sagte Iris, »ich kann Ihnen dabei behilflich sein, Commander.«
    Im Hospital sah ich, was sie meinte. Es war einer von ihren Leuten. Im Verlauf des Aufstandes war er am Kopf verwundet worden und dämmerte seitdem vor sich hin.
    »Wir haben alles getan, um ihn durchzubringen«, sagte der Arzt, »aber es ist hoffnungslos. Er wird den heutigen Tag nicht überleben. Es sei denn ...«
    »Ja?« fragte ich.
    Der Arzt studierte irgendwelche Tabellen.
    Ich gewann den Eindruck, daß es sich dabei um die Aufzeichnung von Gehirnströmen handelte.
    »Es sei denn«, sagte er, »wir wären in der glücklichen Lage, heute noch eine Gehirntransplantation vorzunehmen.«
    Ich starrte auf den mir unbekannten bewußtlosen Mann, der regungslos dalag. Seine Haut war wächsern wie die eines Toten.
    »Wie würde sich das auf seine Persönlichkeit auswirken, Doktor?«
    »Nun, er wäre nach der Operation praktisch ein neuer Mensch – aber er wäre am Leben.«
    »Was verstehen Sie unter ein neuer Mensch , Doktor?«
    Der Arzt schob die Brille in die Stirn. »So paradox es klingt, Commander: Nicht sein Körper wäre mit einem neuen Gehirn ausgerüstet, wohl aber jenes Gehirn mit einem neuen Körper. Dieser Mann hier würde niemals mehr er selbst sein, sondern stets der andere.«
    »Mit allem Wissen, mit allen bisherigen Erfahrungen des anderen, Doktor?«
    Der Arzt sah mich verwundert an. »Selbstverständlich, Commander. Habe ich mich so undeutlich ausgedrückt? Das Gehirn läßt sich nicht täuschen.«
    »Das heißt, es würde sich an alle Einzelheiten aus vergangener Zeit erinnern?«
    »Zweifellos.«
    »Und in der Lage sein, sie wiederzugeben?«
    »Zwangsläufig. Es wäre ja nunmehr im Besitz eines neuen Körpers. Warum sollte es anders sein? Ein Gehirn auf der elektronischen Bank erinnert sich ja auch, nur daß es auf die die ihm gestellten Fragen nicht mit Worten antwortet, sondern mittels graphischer Signale.«
    Ich sah hinüber zu Iris.
    Sie nickte.
    Was für ein Mensch war Brigadegeneral Rodriguez gewesen? Ich wußte nichts über ihn – nur daß er sein Leben gewagt hatte, um die Venus vor der bevorstehenden Invasion zu warnen. Nun würde er im Kampf gegen den General sein zweites, sein größtes Opfer bringen müssen: Ins Leben zurückzukehren in der Gestalt eines Fremden. Wenn er der Mann war, für den ich ihn hielt, mußte er damit einverstanden sein.
    »In Ordnung, Doktor«, sagte ich. »Rodriguez‘ Gehirn steht zu Ihrer Verfügung.«
    Um meinen Gedanken an Rodriguez zu entfliehen, kümmerte ich mich nach diesem Besuch im Hospital selbst um die Verproviantierung. Wir nahmen ausreichend Verpflegung für ein volles Jahr an Bord, teils in Konserven, teils in konzentrierter Form. Auch eine Kiste Champagner war dabei. Iris hatte sie uns zum Geschenk gemacht.
    Proviant für ein Jahr, das klingt nach sehr viel, doch wenn man in Betracht zieht, daß im Jahre 2070 selbst ein Schiff wie Delta VII für eine Reise von der Erde zum entferntesten der Stellanormen – RUBIN III –
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