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Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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nicht allein, weil die Entfernung immer noch groß war. Über dem Teil der Stadt, in dem sich die Totalchemie befand, hatte sich eine watteweiße Wolkendecke gebildet. Die Zieloptik löste sie auf.
    Die Entfernung begann plötzlich rapide zu schrumpfen. Der Höhenmesser schaltete sich ein und verkündete mit monotonem Ablauf die Höhe über Grund:
    80000 – 79000 – 78000 – 77000 – 76000
    Bei 75 000 drosselte ich das Triebwerk. Wieder schlug eine Warnvorrichtung an und verkündete mir, daß ich trotz allem noch zu schnell war. Das erhitzte Material protestierte. Ich warf einen Blick auf die Anzeige der Kühlaggregate. Sie arbeiteten normal. Ich schaltete den zweiten Summer ab; er hatte seine Schuldigkeit getan: Ich war gewarnt und konnte meine Konsequenzen ziehen. Der Commander erhob keinen Einspruch.
    70000 – 69000 – 68000 – 67000 – 66000
    Noch immer bewegte sich Delta VII mit der Geschwindigkeit eines stürzenden Meteors auf die Erde zu. Ich wartete bis 50000, dann drosselte ich das Triebwerk vollends und überließ das Schiff der wachsenden Anziehungskraft der Erde. Ein weiterer Handgriff galt dem Höhenmesser; ich schaltete ihn von den Tausender-Einheiten um auf den den Nahbereich.
    »Lieutenant Stroganow« – wieder die Stimme des Commanders – »Ich bitte um Ihre Meldung!«
    »Keine Kontakte, Sir.«
    »Danke.«
    Keine Kontakte, die einzige Bestätigung bisher dafür, daß Eddington Erfolg gehabt hatte. Ein funktionierender Speicher hätte längst Alarm geschrieen. Für das Ausbleiben seiner Meldung gab es auch weiterhin keine Erklärung. Jeder Gedanke daran war vergeudet. Die Entscheidung war gefallen.
    40 000 vorbei. Jetzt mußte unten, sofern man uns entdeckt hatte, die Abwehr einsetzen. Nichts dergleichen geschah. Das Loch im Zaun: Wir waren hindurch. Die Zieloptik enthüllte weitere Einzelheiten: Gesichter, Abzeichen, die Kennzeichnung der Fahrzeuge, die kleinen Narben auf dem Rumpf der Herkules-Schwertransporter.
    »Lieutenant Stroganow«, endlich verriet sich in der Stimme des Commanders so etwas wie Nervosität, »wo steckt die Apollo?«
    »Sie ist etwas zurückgefallen, Sir, kommt aber hinterher.«
    »Danke, Lieutenant.«
    Bei 20 000 war es so weit.
    Der Kampfcomputer klingelte. Er hatte den ersten Raketensatz ausgelöst. Für mich war es das Signal, das Triebwerk wieder auf Leistung zu bringen und das Schiff herauszuziehen aus der gefährlichen Nähe der Erde. Einige Augenblicke lang schien es, als sollte sie mit ihrer weiter zunehmenden Anziehungskraft die Oberhand behalten, dann jedoch taten die Steuerdüsen ihre Schuldigkeit, und der Bug von Delta VII richtete sich wieder auf, seinem Element, den Sternen, entgegen.
    Ich hatte zu früh aufgeatmet.
    Rechts neben mir fragte Commander Brandis frostig: »Lieutenant Ibaka, was ist mit den Raketen?«
    »Keine Ahnung, Sir.« Ibakas Stimme klang reichlich verstört. »Ich habe sie an Bord genommen, wie sie waren. Ich verstehe es selbst nicht.«
    Der Raketensatz war vergeudet. Warum und wieso die vier Raketen plötzlich aus der ihnen vorgeschriebenen Bahn ausbrachen, um nach einigen torkelnden Überschlägen mit wildem Zickzack Kurs auf den Atlantik zu nehmen, dafür gab es keine Erklärung. Jede Ursache technischen Versagens kann man auf den Grund gehen – sofern man über die nötige Zeit verfügt. In diesem Fall mußte man sich einfach damit abfinden.
    »Lieutenant Stroganow! Meldung an die Apollo: Sie soll übernehmen!«
    »Aye, aye, Sir.« Stroganow zögerte, die Hand auf der Taste. »Sir, Sie hatten Funkstille befohlen.«
    »Kümmern Sie sich nicht mehr darum!«
    »Aye, aye, Sir.« Stroganow rief die Apollo , und während ich Delta VII weiter den Sternen entgegenzog, stieß der Schwere Kreuzer an uns vorbei. Um die gleiche Zeit tauchten die vier Raketen ein in das grüne Wasser des Atlantiks.
    IX.
    Zeit: 08.08 Uhr
    Ort: An Bord von Delta VII
    Es gibt Augenblicke, in denen man bewußter lebt als sonst. Die Sinne sind geschärfter, das Gedächtnis aufnahmebereiter. Meinem Gedächtnis prägte sich das Gesicht des Commanders ein, sein konzentrierter Ernst, das leichte Zucken der Wangenmuskulatur, der unwillig verkniffene Mund. Das Gesicht war auf geheimnisvolle Art alterlos. Wir hatten unsere Chance gehabt. Die Galgenfrist war abgelaufen. Im Äther begann sich das Stimmengewirr der Controller zu ordnen. Bald würde es das Loch im Zaun nicht mehr geben. Die Geschwader der Strategischen Raumflotte brauchten nur wenig Zeit, um zur Stelle zu
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