Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
prüfen.«
    Der General hob ein wenig seine gepflegte, manikürte Hand. » Wir prüfen diese Dokumente, Commander, nicht der Minister.« Im Gesicht des Generals zeigte sich ein nachsichtiges Lächeln. »Schließlich ist es unsere Aufgabe, dem Minister alle überflüssigen Arbeiten abzunehmen.« Er hob einen goldenen Stift auf und zielte damit auf Brandis. »Sie haben meine Frage noch immer nicht beantwortet, aber vielleicht kommt es darauf nicht einmal an. Major Tschiang wird die Freundlichkeit haben, Sie über Ihre Situation aufzuklären.«
    Major Tschiang stand auf. Er war blaß und mager und trug eine Nickelbrille. »Commander Brandis«, sagte er, »Sie stehen hier vor einem administrativen Tribunal der Vereinigten Orientalischen Republiken, das unter Ausschluß der Öffentlichkeit tagt. Im Namen dieses Tribunals lege ich Ihnen jetzt drei Fragen vor und fordere Sie auf, darauf entweder mit einem Ja oder Nein zu antworten.«
    Brandis hörte den Major reden, aber was immer auch er sagen mochte, es berührte ihn nicht. Das Ende war da, und er hatte nur noch das Bedürfnis, in den bleiernen Schlaf zurückzufallen, aus dem man ihn gerissen hatte. Irgendwann, irgendwie mußte er einen Fehler gemacht haben – oder alles das, was ihm Major Bjelowski über die Menschen in den VOR erzählt hatte, war nichts als ein Hirngespinst, Wunschtraum eines Weltverbesserers in Uniform. Wie dem auch war, es war an der Zeit, sich einzugestehen: die Mission war gescheitert.
    In dieser Erkenntnis lag keine Selbstbemitleidung. Darüber war Brandis hinaus. Eher lagen hilfloser Zorn und Empörung darin über die menschliche Unzulänglichkeit und Unvernunft.
    »Commander Brandis!« Major Tschiangs Stimme war unvermittelt schärfer und schneidender geworden. »Ich habe Ihnen soeben eine Frage gestellt.«
    Brandis sah auf. In den Gesichtern der drei Offiziere las er, daß sein Urteil bereits gesprochen war. Es ging ihnen nur noch darum, eine lästige Formalität so rasch wie möglich hinter sich zu bringen, um sich dann wieder anderen, erfreulicheren Arbeiten zuwenden zu können.
    »Ich höre, Major.«
    Major Tschiang hatte ein beschriebenes Blatt aufgenommen und las die drei Fragen der Reihe nach ab. »Ich wiederhole die erste Frage, Commander. Trifft es zu, daß Sie als Zivilist Kommandant des bewaffneten Raumschiffes Delta VII sind?«
    »Nun«, sagte Brandis, »diese Frage bedarf einer gewissen Erörterung –«
    Major Tschiang fiel ihm ins Wort: »Ja oder Nein, Commander Brandis?!«
    Brandis neigte den Kopf. »Ja.«
    »Ich stelle fest, daß Sie mit Ja geantwortet haben.«
    Major Tschiang rückte die Brille zurecht. »Weiter! Trifft es zu, daß Sie sich mit Ihrem Angriff auf das Kurierschiff Lotus mitten im Frieden eines kriegerischen Aktes gegenüber den VOR schuldig gemacht haben?«
    Brandis war auf einmal sehr gefaßt und sehr ruhig. »Major«, sagte er, »Sie sehen die Dinge von einer völlig falschen Warte. Es gibt Ausnahmesituationen –«
    Wieder fuhr Major Tschiangs Stimme ungehalten dazwischen. »Antworten Sie mit Ja oder mit Nein! Nichts sonst, Commander. Ja oder Nein! Die Frage ist Ihnen bereits gestellt.«
    In diesem Augenblick schloß Brandis in aller Nüchternheit mit seinem Leben ab. Widerspruch war zwecklos geworden. Lediglich die marmorne Blässe seines Gesichts verriet etwas von seinen Empfindungen.
    »Ja«, sagte er.
    Major Tschiangs Blick war bereits wieder auf das Blatt Papier gerichtet. »Ich stelle fest, Sie haben auch auf die zweite Frage mit Ja geantwortet, so daß sich jede weitere Beweiserhebung erübrigt.« Das Blatt Papier sank zurück auf den Schreibtisch. »Letzte Frage, Commander! Trifft es zu, daß Sie sich gewaltsam und illegal die Einreise in die VOR verschafft haben?«
    Die Vernehmung war logisch und konsequent und dennoch unsinnig, denn sie ließ die Erörterung der Zusammenhänge und Hintergründe der Fragen nicht zu.
    Brandis‘ Lippen waren trocken und spröde, als er zustimmend den Kopf neigte. »Ja.«
    Major Tschiang tauschte einen raschen Blick mit dem General. »Ich stelle fest, Sie haben alle drei Ihnen vorgelegten Fragen mit einem klaren Ja beantwortet, Commander. Bevor Ihnen der General das Urteil verkündet, hat Hauptmann Huang als Ihr Verteidiger das letzte Wort.«
    Major Tschiang setzte sich.
    Hauptmann Huang stand auf. Sein Plädoyer war kurz. »Da Commander Brandis alle drei Fragen mit Ja beantwortet hat, bleibt mir nur noch übrig, um ein gerechtes Urteil zu bitten.« Hauptmann Huang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher