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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon
Autoren: Mark Brandis
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Route Erde-Mond; fortan war mit Begegnungen zu rechnen. Die weiten leeren Räume lagen hinter uns.
    Im Cockpit angekommen, drückte ich die Taste. »Brücke an RC! Ist der Kontakt bereits identifiziert?«
    »Noch nicht hundertprozentig, Sir. Auf jeden Fall hält ein ganzer Haufen Schiffe auf uns zu.«
    »Lieutenant, ich muß Sie bitten, sich an die Dienstsprache zu halten!«
    »Verzeihung, Sir. Es ist mir so herausgerutscht.«
    »Dann melden Sie jetzt vorschriftsmäßig weiter!«
    »Aye, aye, Sir! Es scheint sich um zwölf Einheiten zu handeln – offenbar ein gemischter Verband. Ich gebe Ihnen das Bild auf den Monitor!«
    »Danke, RC.«
    Das Bild mißfiel mir. Der Verband hielt in der Tat auf uns zu: zwölf Einheiten in gefächerter Formation. Das konnte kein Zufall sein. Die Zielstrebigkeit des Anflugs ließ nur einen Schluß zu.
    »RC, haben Sie bereits ausgemacht, ob es sich um einen eigenen Verband handelt?«
    Das Rauschen und Knistern im Lautsprecher hielt an. Ich wartete mit wachsender Ungeduld.
    Endlich kam die erhoffte Bestätigung. »Gerade eben, Sir. Es handelt sich einwandfrei um einen Verband unserer Strategischen Raumflotte.«
    »Danke, RC. Sie brauchen nicht weiter zu melden.«
    Für den Augenblick war ich beruhigt. Ein Zusammentreffen mit einer Raumpatrouille der VOR wäre weit unerfreulicher gewesen. Was immer dieser Verband auch von uns wollte – er war und blieb ein Verband der Strategischen Raumflotte der EAAU und unterstand letztlich dem Befehl und der Kontrolle des Rats für äußere und innere Sicherheit.
    Zu dieser meiner Einschätzung der Lage sei angemerkt: Die auf Marina V beschlossene Verschwörung war mir zu dieser Stunde unbekannt; allenfalls zog ich in Betracht, daß es auch in den Streitkräften der EAAU einige Hitzköpfe vom Schlage des Obersten Khan geben mochte, die der Ansicht waren, auf eigene Faust handeln zu müssen – und daß Major Young einer von ihnen gewesen war. Gewohnt – wie Captain van Kerk mir nicht ganz zu Unrecht vorwarf – in festen Regeln zu denken, ließ ich mir nicht in den Sinn kommen, daß hinter einer solchen Aktion ein gut organisiertes, weitverzweigtes Komplott stehen konnte. Freilich, selbst wenn ich diesen Faktor in meine Rechnung miteinbezogen hätte, wäre – als mich die Kontaktmeldung aus dem RC erreichte – nichts mehr zu ändern gewesen.
    »Brücke an FK! Rufen Sie Metropolis, und geben Sie bekannt, daß wir uns im Anflug auf die Erde befinden! Ein starker Verband der Strategischen Raumflotte hält auf uns zu. Vergessen Sie unsere Position nicht! Lieutenant Stroganow wird sie Ihnen geben.«
    »Funkspruch an Metropolis. Aye, aye, Sir.«
    Mit dieser Maßnahme glaubte ich die Zeus hinreichend abgesichert. Minister Nekrassow würde im Hauptquartier nachfragen lassen.
    Jedoch schon eine knappe Minute später mußte ich mich darüber aufklären lassen, daß das Gefühl der Unantastbarkeit, das mir der Anblick der Erde vermittelte, ein höchst trügerisches war.
    »FK an Brücke! Ich komme nicht durch.«
    Nach dem Warum zu fragen, konnte ich mir sparen. Ich wußte es auf Anhieb.
    Auszug aus dem Protokoll der Gemischten Kommission:
    Vorsitzender:
    Dies sollten Sie uns näher erklären, Commander.
    Brandis:
    Gern, Euer Ehren. Die Division Sahara –
    Vorsitzender:
    Augenblick! Das wußten Sie bereits?
    Brandis:
    Noch nicht, Euer Ehren, aber es stellte sich wenig später heraus, daß es sich in der Tat um einen Verband der Division Sahara handelte.
    Vorsitzender:
    Fahren Sie fort!
    Brandis:
    Also, die Division Sahara bediente sich eines höchst simplen Tricks. Sie überlagerte unsere Frequenzen.
    Vorsitzender:
    So daß Lieutenant Mercier nicht in der Lage war, Ihre Meldung durchzugeben. Ist das richtig?
    Brandis:
    Vollkommen, Euer Ehren.
    Vorsitzender:
    Wie ging es dann weiter, Commander?
    Brandis:
    Der Verband nahm uns in die Mitte, Euer Ehren, und forderte uns mittels Blinkspruchs auf, den Anflug auf Metropolis abzubrechen und statt dessen eine Landung in Fort Lamy zu programmieren.
    Vorsitzender:
    War das nun eine Bitte oder ein Befehl?
    Brandis:
    Es handelte sich um einen Befehl, Euer Ehren.
    Vorsitzender:
    Dem Sie sich nicht widersetzten?
    Brandis:
    Euer Ehren, wenn man von einem überlegenen Verband eingekreist ist, widersetzt man sich nicht lange. Ich habe protestiert, gewiß. Die entsprechende Eintragung im Bordbuch gibt darüber Auskunft.
    Vorsitzender:
    Wie reagierte der Verband auf diesen Ihren Protest?
    Brandis:
    Mit einer glatten Drohung.
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