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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon
Autoren: Mark Brandis
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kann, ausspioniert. Glauben Sie mir, Commander! Die Sonde gehört unter sicheren Verschluß.«
    Ich begann ihn zu durchschauen.
    »Und was, Major, verstehen Sie unter einem sicheren Verschluß?«
    »Darunter verstehe ich ein Arsenal der Strategischen Raumflotte, Commander. Man würde das an zuständiger Stelle zu würdigen und zu honorieren wissen. Und damit komme ich zu meinem Vorschlag. Die Armee verpflichtet sich, Ihnen den Sold eines Generals zu zahlen – und zwar bis an Ihr Lebensende -, wenn Sie die Sonde, statt sie nach Metropolis zu schaffen, im Arsenal der Division Venus abliefern. Das Ganze müßte natürlich so arrangiert werden, daß auf Sie kein Verdacht fällt. Als Begründung für die Zwischenlandung käme am besten ein technischer Defekt in Frage. Sie landen – und meine vorgesetzte Dienststelle legt gegen Ihren Protest Hand auf die Sonde.«
    Ich hatte genug gehört; mehr wollte ich nicht wissen. Major Youngs Kommandierung hatte ihre Erklärung gefunden.
    »Wir wollen diese Unterredung als nicht stattgefunden betrachten, Major«, gab ich zurück. »Darüber hinaus vermag ich Ihnen nicht entgegenzukommen. Und jetzt, bitte, entschuldigen Sie mich! Ich habe Ruhe verdient.«

Kapitel 20
    Eintragung in das Bordbuch mit Datum vom 5. April:
    Keine besonderen Vorkommnisse.
    Alle Aggregate arbeiten normal. Ruhiger Flug. Halten Funkstille.
    Eintragung in das Bordbuch mit Datum vom 6. April:
    Geringfügige Kurskorrektur. Koppelung überprüft.
    Captain van Kerk leidet starke Schmerzen. Sein körperlicher Verfall ist unaufhaltsam.
    Eintragung in das Bordbuch mit Datum vom 7. April:
    Mehrere Ausweichmanöver infolge ziehender Meteoritenschwärme.
    Dabei lebhafter Farbwechsel bei der Sonde beobachtet. Beim Abhören der VOR-Frequenzen ungewöhnlich starken Funkverkehr festgestellt.
    Eintragung in das Bordbuch mit Datum vom 8. April:
    Keine besonderen Vorkommnisse.
    Eintragung in das Bordbuch mit Datum vom 9. April:
    Auf Anfrage von Lieutenant Mercier erneut Funkstille bestätigt. Captain van Kerks Zustand weiter verschlechtert. Fraglich, ob er bis zur Landung durchhält. Erhält auf mein Geheiß alle drei Stunden eine schmerzlindernde Injektion ...
    Eine Eintragung reihte sich an die andere: Routinevermerke zu einem ruhigen, gleichmäßigen Flug. Ich verbrachte viel Zeit bei Captain van Kerk. Bei aller Disziplin, die er sich auferlegte, ließ es sich nicht übersehen, daß es mit ihm zu Ende ging. Sein verseuchter Organismus war ein einziger Schmerz. Beim Aufsuchen der Toilette mußte man ihn stützen; aus eigener Kraft vermochte er sich nicht mehr zu erheben.
    Auf seinen Wunsch hin vermieden wir es, über seinen Zustand zu sprechen, meist unterhielten wir uns über belanglose Dinge. Auch von der Epsilon-Bootes-Sonde war manchmal die Rede. Captain van Kerk teilte meine Befürchtungen.
    »Es mag Sie sonderbar anmuten«, sagte er, »daß ich, ein ehemaliger Soldat und Offizier, mit dem Ding nichts zu tun haben will. Aber wenn man in meiner Lage ist, beginnt man nachzudenken.«
    »Ihr größtes Übel ist«, sagte ich, »daß man sie nicht zerstören kann.«
    Captain van Kerk biß sich auf die Lippen. Als der Schmerz abebbte, nahm er den Faden wieder auf. »Der Gedanke, sie könnte in unrechte Hände kommen. Sir, läßt mir keine Ruhe. Wer weiß von unserem Flug?«
    »Niemand«, besänftigte ich ihn. »Ich habe Funkstille angeordnet.«
    »Aber in Metropolis?«
    »Das gilt auch für Metropolis! Man weiß dort nur, daß wir die Sonde auf den Haken genommen haben. Kurs und Position sind unbekannt.«
    »Gut! Das ist gut!«
    Captain van Kerks Gesicht drückte Zufriedenheit aus. »Nichts gegen Nekrassow! Der Minister ist in Ordnung. Aber da sind immer noch die andern – die Militärs mit ihrem Napoleonkomplex! Sie wurden ihre eigenen Mutter verkaufen, um diese Büchse in die Hand zu bekommen. Und was fingen sie damit an? Sie würden im Handumdrehen einen Krieg mit den VOR anzetteln – und wer da nicht mitzöge, bekäme ihren Stiefel zu spüren.«
    »Sie haben keine gute Meinung von den Militärs, Captain?«
    »Dazu kenne ich sie zu gut, Sir. Wenn man fünfzehn Jahre lang gedient hat, weiß man, wie der Hase läuft. Die meisten, Sir, sind ehrenhafte Männer – aber die persönliche Ehre ist ja nicht das Problem! Sie werden keine Ruhe geben, bis sie das Ding bekommen.«
    »Dies zu verhindern, Captain«, sagte ich, »liegt leider nicht in meiner Macht. Meine Verantwortung endet mit dem Abliefern der Sonde in
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