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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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der lästigen Pflicht, sich ständig neu zu entscheiden, enthoben.«
    Ruth wandte sich ab. »Das ist unmenschlich!« sagte sie.
    Dr. Talans Augen blickten mit mildem Vorwurf. »Nicht doch, Miß O‘Hara. Früher hat man geprügelt und gefoltert, um Menschen gefügig zu machen. Heute sendet man den entsprechenden Impuls, und sie gehorchen wie Marionetten. Sie sehen, nur die Methoden haben sich etwas geändert.« Der Arzt schloß das Fenster. »Wie gesagt, ich erzähle Ihnen das, weil Sie früher oder später doch dahinterkommen würden.« Er hob ein wenig die Brauen. »Glauben Sie, ich wüßte nicht, was jetzt in Ihnen vorgeht, Miß O‘Hara? Schlagen Sie es sich aus dem Kopf! Sie würden keine zehn Meter weit kommen.«
    Ruth wandte ihm den Rücken zu.
    Der Lagerarzt deutete eine Verneigung an.
    »Alleinsein«, sagte er, »ist Luxus. Sie werden sich daran gewöhnen müssen, unter Bewachung zu stehen, Miß O‘Hara, auch wenn ich mich jetzt zurückziehe. Im übrigen können Sie sich in diesem Gebäudekomplex frei bewegen.« Hinausgehend fügte er hinzu: »Zum Diktat lasse ich Sie rufen.«
    »Wenn Sie schon so weit sind, daß Sie Gedanken lesen können, Doktor«, sagte sie, »dann dürfte es Ihnen kaum entgangen sein, daß ich jetzt allein sein möchte.«
    Nachdem Dr. Talan gegangen war, trat Ruth noch einmal ans Fenster. Bewaffnete Soldaten, weiße Totenköpfe auf der Brust, patrouillierten zwischen den Gebäuden. Draußen war es heiß. Die Soldaten schwitzten, und über der Wüste flimmerte unruhig die Luft. Hier und da blitzte es in der Ferne silbrig auf.

Kapitel 26
    Durch das Cockpitfenster konnte ich die Erde sehen: einen runden Edelstein auf dem schwarzen Samt der Unendlichkeit. Delta VII war knapp außerhalb des Radargürtels in eine Kreisbahn eingeschwungen und trieb nun mit gestopptem Triebwerk dahin – in Erwartung des Leichten Kreuzers Sagitta. Ibaka hatte sich den aluminiumfarbenen Raumanzug übergestreift und turnte außenbords herum. Einige Stunden zuvor waren wir in einen Meteoritenregen hineingeraten, und nun nutzte Commander Harris die Wartezeit, um feststellen zu lassen, ob Delta VII dabei irgendwelche Schäden davongetragen hatte. Dann und wann tauchte Ibaka vor einem der Fenster auf, meist jedoch war er unsichtbar und nur über die Bordsprechanlage mit uns verbunden. Er benutzte eine Frequenz mit minimaler Reichweite, so daß keine Gefahr bestand, von anderen Schiffen mitgehört zu werden.
    »Als Mediziner, der ich nicht bin, Sir, müßte ich jetzt Pocken diagnostizieren.«
    Commander Harris sagte: »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Lieutenant, wenn Sie sich bei der Schadensmeldung weniger blumiger Umschreibungen bedienen würden.«
    »Aye, aye, Sir«, sagte Ibaka. »Ich habe lediglich versucht, den Zustand der Außenhaut zu beschreiben. Ernsthafte Schäden haben wir jedenfalls nicht davongetragen. Nur unsere Schönheit ist ein wenig ramponiert.«
    »Verstanden«, sagte Commander Harris. »Sie können wieder an Bord kommen, Lieutenant.«
    »Schade, Sir. Ich bin gerade dabei, meine alte Heimat zu begutachten.«
    Deutlich erkannte auch ich das Dreieck des afrikanischen Kontinents, auf dem hell das Licht der Sonne lag – und plötzlich war mir, als hätte irgendwo ein Uhrwerk zu ticken begonnen, lauter und immer lauter.
    Ibaka kam wieder an Bord und entledigte sich des Raumanzuges.
    Die Zeit rann dahin.
    Der afrikanische Kontinent lag schon fast ganz im Schatten, als ich auf dem Radarschirm die erste flüchtige Bewegung wahrnahm, die das Ende unseres Wartens ankündigte. Danach verging noch eine ganze Weile, bis der Leichte Kreuzer auch vor dem Cockpitfenster auftauchte. In respektvoller Entfernung manövrierte er ein paar Minuten lang unschlüssig hin und her – offenbar im Zweifel, ob er die Annäherung riskieren sollte oder nicht. Erst als unser Signalscheinwerfer zu blinzeln begann, ließ er alle Vorsicht fahren, stieß auf uns zu, beschrieb einen Vierzigmeilenkreis und schob sich dann langsam heran: Ein schlankes graues Schiff mit schmalen Stabilisierungsflossen. Auf dem Rumpf prangte in schwarzer Schrift die Aufschrift SRF SAGITTA – Division Venus. An Bord der Sagitta befanden sich, wie ich wußte, Major Luca und eine fünfköpfige Besatzung, und Major Luca war, wie ich ebenfalls wußte, ein alter Freund des Commanders: Freund genug, um den Befehlshaber der Strategischen Raumdivision Venus, Colonel Larriand, im unklaren über die eigenmächtige Erweiterung eines routinemäßigen

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